Noch während die Diskussion um den Papst weiter hochkochte, sorgte dieser mit einer neuen Entscheidung für Entrüstung. Er berief den...

Hamburg/Rom. Noch während die Diskussion um den Papst weiter hochkochte, sorgte dieser mit einer neuen Entscheidung für Entrüstung. Er berief den ultrakonservativen Gerhard Maria Wagner (54) zum Weihbischof im österreichischen Linz und erntete dafür umgehend scharfe Kritik. Wagner, seit 20 Jahren Pfarrer in Windischgarsten, hatte durch umstrittene Äußerungen Schlagzeilen gemacht. So warnte er unter anderem vor den "Harry Potter"-Büchern von J.K. Rowling, weil er darin "Satanismus" sah.

Strikte Moralvorstellungen standen auch hinter Wagners Aussagen zum Wirbelsturm "Katrina", den er als eine Art göttliche Strafe für das "amoralische" New Orleans darstellte. "Der Hurrikan ,Katrina' hat am 7. Juli 2005 in New Orleans nicht nur alle Nachtklubs und Bordelle vernichtet, sondern auch alle fünf (!) Abtreibungskliniken (bei nur 485 000 Einwohnern)", schrieb Wagner in einem Pfarrbrief. "Wussten Sie, dass zwei Tage danach die Homo-Verbände im französischen Viertel eine Parade von 125 000 Homosexuellen geplant hatten?" Es sei darüber nachzudenken, ob Umweltkatastrophen doch viel mehr als eine Art Strafe Gottes zu sehen seien.

Der Trauner Pfarrer und Generaldechant Franz Wild bezeichnete die Ernennung im ORF als "eine Katastrophe". Er befürchte, dass der Diözese eine schwierige Zeit bevorsteht. Es sei verwunderlich, dass "jemand, der in vielen Fragen eine extreme Position einnimmt, für so ein Amt, das doch zusammenführen soll, berufen wird. Ich hoffe, dass der Kirche klar ist, dass wir im 21. Jahrhundert leben und auch sie dort leben muss", zitierte der ORF den Geistlichen.

"Ich wollte schon mit acht Jahren Pfarrer werden", sagte Wagner in einem Video-Interview mit dem katholischen Nachrichtendienst kath.net, das am Sonnabend veröffentlicht wurde. Er studierte zunächst Theologie in Linz, danach an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1978 zum Priester geweiht wurde. Wagner, der als Weltpriester keinem Orden angehört, beeindruckten in Rom besonders seine jesuitischen Professoren, die in Übereinstimmung mit ihrem bescheidenen Leben die christliche Botschaft verkündeten.

Auch sein Dogmatikstudium in den 1980er-Jahren dürften den kernigen Geistlichen geprägt haben. "Wenn wir zu viel an der Kirche herumdoktern, wenn uns letztlich immer wieder zu viel an der Kirche auffällt, dann haben wir oft nicht verstanden, dass es um Christus geht", sagte Wagner im Interview - eine Aussage, die wohl an jene liberalen Katholiken in Österreich gerichtet war, die für Frauen und Verheiratete als Priester oder für die kirchliche Anerkennung von Homosexuellen kämpfen.

Die öffentliche Kritik an seiner Bestellung seitens einiger Priesterkollegen aus der Diözese Linz kann Wagner nicht nachvollziehen. Es sei nun wichtig, "die Einheit" zu suchen und einander mit "Respekt und Ehrfurcht" zu begegnen, sagte Wagner. Der Priester soll am 22. März zum Weihbischof geweiht werden.

Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz begrüßte die Ernennung am Wochenende. "Ich danke Gott und freue mich darüber, dass ich durch den Papst einen Weihbischof erhalten habe, der für mich und für die Diözese, wie ich es hoffe und wünsche, eine echte Hilfe sein wird." Schwarz betonte, dass der neue Bischof Wagner durch sein Studium in Rom in der Theologie gut beheimatet sei und aufgrund seines langjährigen Wirkens als Kaplan und Pfarrer eine reiche pastorale Erfahrung mitbringen würde.