Fallschirmjäger besetzen nach US-Angaben einen Flugplatz im Nordirak. Dort sollen binnen Tagen tausende Soldaten landen. Saddams Truppen sind offenbar zur ersten Gegenoffensive unterwegs

Washington/Bagdad. Während auf die irakischen Hauptstadt Bagdad am frühen Donnerstagmorgen wieder Bomben fielen, bereiten US-Luftlandetruppen eine zweite Front im Nordirak vor. In der Region sind nach Angaben des Pentagon bis zu tausend Fallschirmjäger gelandet. Sie hätten bereits einen Flugplatz im Nordirak ohne jeglichen Widerstand eingenommen. Am Donnerstagmorgen zeigten CNN-Reporter, wie die Fallschirmjäger den Landeplatz sicherten. Dort sollten in den nächsten Tagen Transportflugzeuge mit weiteren 5000 bis 6000 Soldaten und schwerem Kriegsmaterial landen. Ursprünglich wollte die US-Armee von der Türkei aus in den von Kurden kontrollierten Norden Iraks einmarschieren. Das Parlament in Ankara hatte jedoch die geforderte Stationierung von 62.000 amerikanischen Soldaten abgelehnt. Kurden wollen bald angreifen Die Kurden bereiten nach eigenen Angaben bereits die Eroberung einer der Schlüsselstellungen der irakischen Armee in Mossul vor. Das 350 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Mossul wird bislang vom 5. irakischen Armeekorps gehalten, das auch über El-Samud-Raketen verfügen soll. Die kurdischen Peschmerga wollen trotz des waffenstarrenden Gegners bald angreifen - sie setzen auf Überläufer und die Hilfe der kurdischen Milizen, die beim Aufstand 1991 noch in den feindlichen Reihen kämpften. Anzeichen für irakische Gegenoffensive Unter dem Eindruck des massiven irakischen Widerstands im Süden des Landes hätten die US-Streitkräfte nun ihre Strategie geändert, verlautete aus dem Pentagon: Statt einer Fortsetzung des schnellen Vormarschs auf Bagdad sollen erst verstärkt die Zentren des Widerstands in der Mitte und im Süden des Landes bekämpft werden. Dort verdichten sich Anzeichen für eine erste irakische Gegenoffensive. Im Süden bewegte sich nach US-Angaben eine rund 1.000 Fahrzeuge umfassende Kolonne der Elitetruppe Republikanische Garde in Richtung Nadschaf und Kerbela, die Schauplätze der bisher heftigsten Kämpfe. Die Invasionstruppen hatten dort auf dem halben weg nach Bagdad nach eigenen Angaben rund 650 Iraker in 24 Stunden getötet. Auf US-Seite habe es angeblich keine Todesopfer gegeben. Schwere Gefechte bei Basra Auch weiter im Süden scheint der Widerstand irakischer Einheiten längst nicht gebrochen zu sein. Nahe der Millionenstadt Basra ist es nach einem Bericht der BBC vom Mittwochabend zu schweren Gefechten zwischen irakischen Soldaten und alliierten Verbänden gekommen. Britische und amerikanische Kampfflugzeuge hätten über mehrere Stunden Einsätze gegen eine Kolonne von bis zu 120 irakischen Panzern und Panzerfahrzeugen geflogen, die zuvor aus der von britischen Truppen umzingelten Stadt ausgebrochen seien. Powell: Zivile Opfer unvermeidbar US-Präsident George W. Bush hatte Hoffnungen auf ein baldiges Ende gedämpft. "Dieser Krieg ist noch lange nicht vorbei", sagte er am Mittwoch vor Soldaten der Luftwaffe in Florida. Außenminister Colin Powell räumte zudem ein, dass zivile Opfer im Irak-Krieg unvermeidbar seien. Die US-Streitkräfte seien "sehr besorgt um das Leben von Zivilisten", sagte Powell dem ägyptischen Staatsfernsehen. Es könne aber "von Zeit zu Zeit vorkommen, dass es Verluste gibt". Die US-Armee hat unterdessen zuvor Ermittlungen eingeleitet, wie es am Mittwoch zum Beschuss eines Wohnviertels in Bagdad mit mindestens 14 toten Zivilisten gekommen ist. "Wir werden weiter ermitteln, aber eine andere Erklärung könnte sein, dass die irakische Flugabwehr oder eine Boden-Luft-Rakete ihr Ziel verfehlt hat", sagte General Stanley McChrystal.