Nach einer Umfrage des Instituts Public Issue könnte die griechische Radikale Linke (Syriza) mit 30 Prozent stärkste Partei werden.

Athen. Rund drei Wochen vor der vorgezogenen Parlamentswahl hat die griechische Radikale Linke (Syriza) kräftig Rückenwind. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Public Issue könnte das Parteienbündnis, das den bisherigen Sparkurs ablehnt, mit 30 Prozent stärkste Partei werden. Gleichzeitig glauben aber 54 Prozent der Griechen, dass die konservative Partei Nea Dimokratia (ND) stärkste Kraft wird. Das Ergebnis der Umfrage wurde am Freitag in der Internetseite des Athener Nachrichtensenders Skai veröffentlicht.

Meinungsforschern zufolge zeigt die Umfrage eine ambivalente Haltung der Bürger. Viele Wähler seien noch unentschlossen. Bei der Wahl am 6. Mai hatte keine Partei die absolute Mehrheit erreicht. Sondierungsgespräche zur Bildung einer Koalition waren ohne Ergebnis geblieben. Nun müssen Neuwahlen am 17. Juni stattfinden. Das Land wird von einer Interimsregierung geführt.

+++ Interimsregierung in Griechenland – Neuwahlen am 17. Juni +++

Der Umfrage nach kann die Syriza auf die Verdoppelung ihres Anteils von 16,8 Prozent auf 30 Prozent hoffen. Die Partei spricht sich vehement für ein sofortiges Einfrieren großer Teile des griechischen Sparprogramms aus.

Die konservative Nea Dimokratia (ND), die der Politik der deutschen Bundesregierung eher entgegenkäme, würde ebenfalls gestärkt aus der Wahl hervorgehen. Sie könnte ihren Anteil im Vergleich zum 6. Mai von 18,85 auf 26 Prozent steigern. Ihr potenzieller Bündnispartner, die Panhellenische Sozialistische Bewegung (Pasok), würde sich leicht von 13,18 auf 15,5 Prozent verbessern.

Auf die Frage, wer am besten als Ministerpräsident geeignet wäre, nannten 24 Prozent den jungen Syriza-Chef Alexis Tsipras. An zweiter Stelle folgte mit 19 Prozent der Präsident der Nea Dimokratia, Antonis Samaras, vor Pasok-Chef Evangelos Venizelos mit 17 Prozent.

Die Unabhängigen Griechen (AE) verlieren laut der Umfrage von 10,6 auf 8 Prozent. Die Demokratische Linke (Dimar) stagniert bei 6,5 (6,11) Prozent. Mit starken Verlusten müssen die Parteien an den Rändern des politischen Spektrums rechnen: Die Kommunisten (KKE) bekämen 5 (8,48) Prozent und die faschistische Goldene Morgenröte (Chryssi Avgi) 4 (7) Prozent.

Auch mit diesem Ergebnis müsste eine Koalitionsregierung das Land führen. Keine Partei hätte die absolute Mehrheit im Parlament. 54 Prozent der Griechen sprechen sich für eine Koalition aus.

Die Griechen wollen den Euro behalten. 85 Prozent der Befragten sind für den Verbleib des Landes im gemeinsamen Währungsraum. Sie wollen dabei aber eine Lockerung der harten Sparauflagen: 62 Prozent sprachen sich gegen das Sparprogramm aus. (dpa)