Den entscheidenden Schlag gegen seinen Rivalen konnte Sarkozy in der TV-Redeschlacht nicht führen. Am Sonntag wird es spannend.

Paris. Hollande sprach von sich als Präsident und der amtierende Sarkozy ging etwas zu sicher in die Debatte. Er kämpfte im TV-Duell gegen seinen Herausforderer mit allen Mitteln um eine zweite Amtszeit. Er konnte aber nicht entscheidend punkten. Dem Sozialisten wird weiter der Sieg am Sonntag zugetraut. Erste Umfrageergebnisse sahen Hollande auch nach der Redeschlacht als klaren Sieger der Präsidentenwahl am kommenden Sonntag. Rund 52 Prozent der TV-Duell-Zuschauer wollen demnach für Hollande stimmen.

Der im Popularitätstief steckende Sarkozy hatte am Mittwochabend knapp drei Stunden versucht, seinen Kontrahenten zu provozieren und bloßzustellen, um Wechselwähler auf seine Seite zu ziehen. Fast jeder dritte Franzose verfolgte das einzige direkte Rede-Duell der beiden Kontrahenten. Sarkozy warf Hollande vor, keine Konzepte für die notwendige Sparpolitik vorweisen zu können und von Europapolitik keine Ahnung zu haben. Dieser konterte mit Hinweisen auf die aus seiner Sicht miserable Regierungsbilanz Sarkozys und die hohen Arbeitslosenzahlen.

Nach einer Umfrage des Instituts LH2 wirkte der Amtsinhaber glaubwürdiger, kompetenter und staatsmännischer als sein Herausforderer. Hollande wurde allerdings als seriöser, sympathischer und überzeugender bewertet. Dem Sozialisten trauten die Zuschauer zudem eher zu, ihre Sorgen und Nöte zu verstehen.

Befragt nach konkreten Politikfeldern zeigte sich ebenfalls ein gemischtes Bild. Während Hollande als besserer Mann im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Arbeitslosigkeit gesehen wurde, punktete Sarkozy in Bereichen wie Schuldenabbau sowie Einwanderungs- und Außenpolitik. Einfluss auf die Wahlabsichten hatte das Duell der Umfrage zufolge nicht.

Mit Spannung wurde am Donnerstagabend nur noch eine Stellungnahme des Zentrumspolitikers François Bayrou erwartet. Der 60-Jährige war in der ersten Wahlrunde am 22. April mit einem Stimmanteil von rund neun Prozent ausgeschieden und hatte seinen Anhängern bislang keine Wahlempfehlung für die zweite Runde am Sonntag gegeben.

Die rechtsextreme Populistin Marine Le Pen erklärt Sarkozy bereits für gescheitert. „Er hat die Wahl schon seit langem verloren“, sagte sie am Donnerstag in einem Interview des TV-Nachrichtensenders BFM. Die Regierungspartei UMP werde ihrer Ansicht nach zerfallen.

Le Pen hatte in der ersten Wahlrunde als Nummer drei knapp 18 Prozent der Stimmen erhalten und damit für eine große Überraschung gesorgt. Ihre Anhänger könnten für Sarkozy eine wichtige Rolle spielen. Er hatte sie im TV-Duell explizit angesprochen und um Unterstützung geworben. Le Pen betonte, Hollande habe mit seinem Auftritt überrascht und viele seiner Kritiker Lügen gestraft. „Er hat seine Rolle ausgefüllt.“

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Hollande zeigte sich am Donnerstag im Rundfunksender France Inter zufrieden mit seiner Leistung. Mit Blick auf die Stichwahl am Sonntag warnte er, dass es zu früh für Jubel sei. „Mir ist klar, dass noch nichts entschieden ist. Es gibt noch Unbekannte bei dieser Wahl.“

Auch Sarkozy setzt auf eine Mobilisierung in letzter Minute und erwartet eine außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung. Im RTL-Interview erklärte er, der Wahlausgang dürfte extrem knapp ausfallen. „Ich denke, dass ich gewinnen kann. Aber wenn die Franzosen anders entscheiden, wird das dann (für mich) ein anderes Leben bedeuten.“

Das TV-Duell wurde von 17,8 Millionen Franzosen verfolgt. Der Wert wurde unter Berufung auf das Institut Médiamétrie vom TV-Nachrichtensender BFM verbreitet. Er liegt unter der Zuschauerzahl der TV-Debatte vor fünf Jahren. 2007 hatten 20,4 Zuschauer verfolgt, wie die damaligen Kandidaten Sarkozy und seine sozialistische Herausforderin Ségolène Royal stritten. Royal war Hollandes langjährige Lebensgefährtin; gemeinsam haben sie vier Kinder. (dpa)