Sarkozy versuchte, seinen Kontrahenten Hollande während des TV-Duells bloßzustellen. Er hofft auf die entscheidenen Stimmen am Sonntag.

Paris. Es bleibt spannend im Rennen um das Amt des französischen Präsidenten: Nach dem TV-Duell zwischen Nicolas Sarkozy und François Hollande sehen Frankreichs Medien in ersten Bilanzen mehrheitlich keinen klaren Sieger. Der Tenor lautete, es sei eine "sehr angespannte und sehr technische Debatte“ ("Le Parisien“) gewesen. Mit Blick auf die Schärfe des Tons der beiden Kandidaten war von einem "gnadenlosen Duell“ die Rede. Vor der Stichwahl am Sonntag lag der sozialistische Herausforderer Hollande in Umfragen zuletzt relativ deutlich vor Amtsinhaber Sarkozy.

Vor allem der im Popularitätstief steckende Nicolas Sarkozy hatte versucht, bei der Debatte seinen Kontrahenten bloßzustellen. So warf er dem Sozialisten vor, keine Konzepte für die notwendige Sparpolitik zu haben. Hollande konterte mit Hinweisen auf die aus seiner Sicht miserable Regierungsbilanz Sarkozys und die hohen Arbeitslosenzahlen.

Die von etwa 20 Millionen Franzosen verfolgte Fernsehdebatte sollte vor allem Wechselwähler mobilisieren. Die rechtsextreme Ultranationalistin Marine Le Pen betonte am Donnerstag im TV-Nachrichtensender BFM, Hollande habe mit seinem Auftreten überrascht und viele seiner Kritiker Lügen gestraft. "Er hat seine Rolle ausgefüllt“, meinte sie.

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Le Pen hatte in der ersten Wahlrunde als drittstärkster Bewerber knapp 18 Prozent der Stimmen erhalten. Ihre Anhänger könnten für Sarkozy eine wichtige Rolle spielen. Er hatte sie im TV-Duell explizit angesprochen und um Unterstützung geworben.

Meinungsforscher hatten Hollande am Mittwoch vor dem TV-Duell bei 53,5 bis 54 Prozent gesehen, Sarkozy bei nur 46 bis 46,5 Prozent. Etliche Wähler hatten sich aber noch als unentschlossen bezeichnet.

Unterschiedliche Richtungen

Hollande will unter anderem Spitzenverdiener deutlich höher belasten, projektbezogene Eurobonds einführen und die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) ausweiten, um das Wachstum anzukurbeln. "Selbst von der deutschen Seite gibt es dazu schon eine neue Geisteshaltung“, behauptete er.

Sarkozy, der erneut Eurobonds ablehnte, plant nach deutschem Vorbild die Verankerung einer Schuldenbremse in der Verfassung. Hollande will unter anderem den Fiskalpakt neu verhandeln und bis Ende 2012 die französischen Truppen aus Afghanistan abziehen. Sarkozy hält beide Vorschläge für unverantwortlich.

Im Bereich der Atompolitik verteidigte der Präsident die 58 Kernreaktoren des Landes mit den Worten: "Die Atomenergie ist ein französischer Trumpf – unsere deutschen Freunde zahlen 35 Prozent mehr für ihren Strom als wir.“ Deutschland habe im Bereich der erneuerbaren Energien eine knappe Viertel Million Arbeitsplätze, Frankreich 50.000“, konterte Hollande, der bei seiner Wahl das AKW Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze schließen will. Es ist das älteste des Landes.

In der zweiten Runde der französischen Präsidentenwahl sind rund 46 Millionen Franzosen aufgerufen, das Staatsoberhaupt für die kommenden fünf Jahre zu wählen. Sollte Hollande gewinnen, käme 17 Jahre nach dem Ende der Amtszeit von François Mitterrand erstmals wieder ein Sozialist an die Macht. (dpa)