Sarkozys Werben um die Rechten verstört die bürgerliche Mitte. Hollande wiederum verspricht harte Zeiten für Kanzlerin Angela Merkel.

Paris. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der eine verspricht harte Zeiten für Bundeskanzlerin Angela Merkel, der andere buhlt unverhohlen um rechte Wähler: In der entscheidenden Runde des französischen Wahlkampfes wird auf mögliche Kollateralschäden immer weniger Rücksicht genommen. Vor allem der konservative Amtsinhaber Nicolas Sarkozy hat kaum mehr etwas zu verlieren. Eineinhalb Wochen vor der Stichwahl am 6. Mai liegt der 57-Jährige in allen Umfragen weiter klar hinter seinem Herausforderer François Hollande. Die erste Amtszeit droht die letzte zu werden.

Für den gleichaltrigen Sozialisten verhält es sich genau andersherum. Hollande geht als großer Favorit in die Stichwahl am 6. Mai. Für die französische Linke ist er die große Hoffnung nach 17 Jahren konservativer Herrschaft. "Jetzt nur keinen Fehler mehr“, scheint die Strategie für den Wahlkampf-Schlussspurt zu lauten. Die in den vergangenen Wochen und Monaten erprobten Rezepte sollen den Machtwechsel bringen.

Dazu gehört neben dem Schlechtreden des Konkurrenten vor allem der Konfrontationskurs zur deutschen Bundesregierung. Merkels Ablehnung von Eurobonds und EZB-finanzierter Wachstumsförderung interessiert Hollande wenig. Im Falle eines Wahlsiegs will er unverzüglich nach Berlin reisen, um von "Sarkozys Partnerin“ ein Aufschnüren des in der Schuldenkrise mühsam geschnürten EU-Sparpakts zu verlangen. Sein Sieg solle auch der eines neuen Europas werden, verspricht der Sozialist.

Zielgruppe dieser Äußerungen sind diejenigen Franzosen, die in denen vergangenen Jahren besonders stark unter der Finanz- und Wirtschaftskrise gelitten haben. Der allein aufs Sparen ausgelegte Kurs von Merkel und Sarkozy sei falsch gewesen, kritisiert Hollande unter Verweis auf die hohen Arbeitslosenzahlen und das schwache Wachstum in Frankreich.

+++ Leitartikel: Sonnenkönig in Not +++

Sarkozy hingegen bewegt sich weiter auf verschärftem Rechtskurs und darf damit sogar auf Erfolg hoffen. Bei weitem nicht alle Experten sind der Ansicht, dass die Front-National-Chefin Marine Le Pen in der ersten Wahlrunde nur durch den Zulauf von Protestwählern auf knapp 18 Prozent kam. "Das sind nationalistisch überzeugte Leute“, heißt es von vielen Seiten. Dass Marine Le Pen keine Anhänger mit Glatze und Springerstiefeln zu Veranstaltungen lasse, könne dabei nicht beruhigen.

Wie Sarkozy mit solchen Warnungen umgeht, zeigte sich am Donnerstag bei einem Wahlkampfauftritt in einem Vorort von Paris. "Ich verabscheue Rassismus, Antisemitismus und Schwulenfeindlichkeit“, rief er dort seinen Anhängern zu. In der gleichen Rede sprach er sich allerdings für striktere Einwanderungsregeln aus und nannte es einen Fehler, dass in der EU-Verfassung nicht auf die christlichen Wurzeln des Kontinents Bezug genommen wurde.

Dem in der ersten Wahlrunde ausgeschiedenen Zentrumspolitiker François Bayrou sind solche Auftritte zuwider. Er warf Sarkozy jetzt vor, die Front-National-Politik zu adeln. Für den Amtsinhaber gilt die Kritik des ehemaligen Ministers als gefährlich. Bayrou bekam im ersten Wahlgang immerhin knapp zehn Prozent der Stimmen und Sarkozy ist auf Wechselwähler angewiesen. Wohl auch deswegen schloss dessen Lager mögliche Wahlabsprachen mit den Rechtspopulisten von der Front National aus. Es werde in der nächsten Regierung definitiv keinen FN-Minister geben, hieß es.

Ausgerechnet für Hollande droht unterdessen des liebe Geld ein Problem zu werden. Nach Informationen der Pariser Tageszeitung "Le Parisien“ vom Donnerstag hat sein Wahlkampf bereits mehr als 20 Millionen Euro gekostest; laut Gesetz darf er bis zum 6. Mai höchstens 22,5 Millionen Euro ausgeben. Die Pläne für eine große Abschlusskundgebung im Stadion von Toulouse mussten bereits eingestampft werden, schreibt das Blatt. Allein die Miete hätte rund 400.000 Euro gekostet.