Bei einer Führung durch die Brauerei erhielt die Queen eine kleine Einweisung im “Guiness“-Zapfen. Probieren wollte sie das Bier jedoch nicht.

London/Dublin. Am zweiten Tag ihres Besuches in der Republik Irland hat Queen Elizabeth II. eine Lektion im Zapfen des irischen "Nationalbieres“ – des weltbekannten "Guinness“ – bekommen. Bei einer Führung durch ein historisches Lagerhaus der Brauerei in Dublin wurde der britischen Königin und ihrem Mann Prinz Philip am Mittwochmorgen gezeigt, wie das dunkelbraune Getränk am besten ins Glas läuft. Während die 85 Jahre alte Queen keinerlei Anzeichen zeigte, einen Schluck probieren zu wollen, hielt der 89-jährige Philip etwas länger vor dem vollen Glas inne. Am Ende aber blieb auch er standhaft. Anschließend fuhr die Queen zu Gesprächen mit dem irischen Premierminister Enda Kenny.

Die Königin ist seit Dienstag auf der als historisch gewerteten, viertägigen Reise durch Irland unterwegs. Sie ist die erste britische Monarchin seit 100 Jahren, die das Land besucht. Außerdem war das Sportstadion Croke Park auf ihrem Programm, das 1920 Schauplatz eines Massakers war, bei dem 14 Iren von Briten getötet wurden.

Queen gedenkt irischer Freiheitskämpfer

Am Dienstag hatte die Queen einen Kranz an einem Denkmal für irische Freiheitskämpfer niedergelegt – ein Schritt, der als historisches Zeichen für die Aussöhnung zwischen Irland und dem Vereinigten Königreich gefeiert wurde. Die Beziehungen zwischen den Ländern waren jahrhundertelang gespannt. Von den 1920er Jahren an sagte sich die Republik in die Unabhängigkeit los, doch Nordirland gehört weiterhin zu Großbritannien. Bis heute ist Nordirland trotz erfolgreicher Friedensbemühungen nicht zur Ruhe gekommen und ist von Konflikten zwischen pro-britischen Protestanten und republikanischen Katholiken geprägt. (Mit Material von dpa)

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Irland protestiert: Mit Gewalt gegen die Queen

Symbolik spielt eine erhebliche Rolle beim Besuch der britischen Königin Elizabeth II. in Irland - der ersten Visite eines britischen Monarchen seit einem Jahrhundert. Demonstrativ trug die Queen Mantel und Hut in der irischen Symbolfarbe Smaragdgrün. Und die irische Präsidentin Mary McAleese verzichtete ebenso wie Irlands Premierminister Enda Kerry auf Knicks und Verbeugung. Beide blickten der Königin lange in die Augen und schüttelten ihr freundschaftlich die Hand. Die Geste sollte ausdrücken: Hier stehen sich Gleiche auf Augenhöhe gegenüber.

Noch immer sind die alten Wunden nicht verheilt. Irland gehörte jahrhundertelang zum Vereinigten Königreich, sagte sich Anfang der 20er-Jahre schrittweise los und wurde 1948 unabhängig. Der Prozess war von viel Blutvergießen begleitet - vor allem in Nordirland, das noch immer zu Großbritannien gehört. 3700 Menschen starben in den vergangenen Jahrzehnten in den "Troubles" in Nordirland. Noch immer gibt es blutige Gewalt zwischen pro-britischen Protestanten und republikanischen Katholiken, für die Nordirland auch politisch ein Teil Irlands ist.

Wie dünn der Schorf auf diesen Wunden ist, zeigte gestern ein Bombenfund in der Universitätsstadt Maynooth 25 Kilometer westlich von Dublin wenige Stunden vor Ankunft der 85-jährigen Queen, die von ihrem Mann Prinz Philipp, 89, begleitet wird. Der Sprengsatz, der im Gepäckfach eines Busses gefunden wurde, war echt, aber noch nicht scharf. Eine Splittergruppe der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) hatte die Polizei vor der Bombe gewarnt und dabei ein für derartige Fälle vereinbartes Codewort benutzt. Experten der Armee stellten den Sprengsatz sicher. Von den 30 Insassen des Busses wurde niemand verletzt. Noch eine zweite Bombe wurde im Dubliner Bezirk Inchicore entdeckt - doch sie erwies sich als harmlose Attrappe. Auf den Straßen der irischen Hauptstadt kam es derweil zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und einigen Dutzend antibritischen Demonstranten, die Feuerwerkskörper und Flaschen warfen.

Für den viertägigen Besuch der Queen betreibt die Republik Irland den größten Sicherheitsaufwand ihrer Geschichte. Große Teile von Dublin wurden mit Barrikaden abgesperrt, mehr als 8000 Polizisten und rund 1000 Soldaten sind im Einsatz.

Die Queen - deren Großvater George VI. vor 100 Jahren zuletzt als britisches Staatsoberhaupt Irland besucht hatte, als das Land noch zu Großbritannien gehörte - fuhr in einem kugelsicheren und gegen Sprengfallen gepanzerten Geländewagen zur Residenz "Aras an Uachtarain" der irischen Präsidentin im Dubliner Phoenix Park.

Beide Frauen und Staatsoberhäupter pflanzten gemeinsam einen Baum - auch dies eine symbolische Handlung. Im Garten der Erinnerung, einer Gedenkstätte für getötete irische Rebellen, legte Elizabeth II. einen Kranz nieder, verbeugte sich - und ehrte damit die ehemaligen Todfeinde Londons. "Es ist ein kleiner Schritt für die Queen - aber ein riesiger Moment in der britisch-irischen Geschichte", kommentierte die Londoner BBC.

Die Zeitung "Irish Independent" (etwa: "Unabhängiges Irland") schrieb, dies sei "eine enorme symbolische Geste, die eine neue Ära in den Beziehungen beider Staaten widerspiegelt". Präsidentin McAleese sagte, Irland und Großbritannien seien entschlossen, eine sehr viel bessere Zukunft zu schaffen. "Ich finde, dies ist ein herausragender Moment in der irischen Geschichte", meinte die frühere Journalistin, Radiomoderatorin und Juraprofessorin. Mary McAleese, Jahrgang 1951, gilt als Verehrerin der britischen Königin. Sie hatte sie kennengelernt, als sie Vizekanzlerin der Queens-Universität in Belfast war. McAleese amtiert seit 1997, nun in der zweiten Amtszeit.

Der britische Premierminister David Cameron sprach mit Blick auf die Reise der Königin von einem "historischen Moment". Dies sei eine gute Gelegenheit für die Menschen in Irland und Großbritannien, sich daran zu erinnern, wie viel die beiden Nationen gemeinsam hätten, sagte Cameron.

Bewusst reist die Königin an Orte, denen eine blutige Erinnerung anhaftet - heute Gedenkstätten an den Widerstand gegen die britische Armee, die nicht eben zimperlich vorging.

In den kommenden Tagen will Elizabeth II. zum Beispiel das Sportstadion Croke Park in Dublin besuchen, in dem beim ersten "Bloody Sunday", dem "blutigen Sonntag" am 21. November 1920 14 Zivilisten und bis zu 70 verwundet worden waren.

Hintergrund des historischen Besuchs sind Bemühungen, dem mühsamen Friedensprozess in Nordirland neue Kraft zu verleihen. Heute hält sie eine Rede in Dublin Castle, dem ehemaligen britischen Regierungssitz.

Die Republik Irland ist mit rund 70 000 Quadratkilometern Fläche so groß wie Bayern, hat aber nur viereinhalb Millionen Einwohner.