Berlin. Nach den schweren Bombardements gegen die Ukraine wächst die Empörung. Lesen Sie, was drei deutsche Experten als Gegenreaktion fordern.

Wie im vergangenen Winter hat Russland seine Luftangriffe auf die Ukraine massiv verstärkt. Die Opfer sind oft Zivilisten. Die Empörung darüber ist groß.

Darob wird in Deutschland der Ruf wieder lauter, die Ukraine militärisch besser zu unterstützen, in erster Linie mit Raketen, beziehungsweise mit Marschflugkörpern größerer Reichweite.

Hintergrund: Bisher hat Westen die Ukraine mit Raketen kürzerer Reichweite beliefert. Damit kann sie zwar russisch eroberte Gebiete ins Visier nehmen, nicht aber einen Teil der besetzten Halbinsel Krim. Um Ziele dort oder gar im russischen Hinterland anzugreifen, muss sie große Risiken eingehen.

Lesen Sie dazu: Riskanter Coup gegen Putins Flotte: Das Wagnis der Piloten

Zu den ersehnten Systemen mit längerer Reichweite „gehört auch die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper“, wie die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) im Gespräch mit unserer Redaktion betont. Die Unterstützung bleibe auf der Tagesordnung, auch eine Taurus-Lieferung. Nach ihren Worten wäre es fahrlässig, „die Ukraine nicht weiter mit allem, was wir leisten können, zu unterstützen.“ Die FDP-Politikerin. ist keine Einzelstimme.

Ischinger würde Putin quasi ein Ultimatum stellen

So sagte der frühere deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, in der „Augsburger Allgemeinen“, es sei von grundlegender Bedeutung, „dass die Ukraine in eine Position der Stärke versetzt werde, ehe es zu Friedensverhandlungen kommt.“ Ein Ende der deutschen Passivität fordert auch der ehemalige Spitzendiplomat und spätere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger.

Im sozialen Netzwerk X, ehemals Twitter, schreibt er, die Botschaft an Russlands Präsidenten Wladimir Putin sollte sein: Im Falle weiterer Angriffe gegen zivile ukrainische Ziele sollten „am nächsten Tag“ etwa Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine geliefert werden.“

Lesen Sie auch: Warum die Ukraine unbedingt Taurus-Marschflugkörper möchte

Der Westen müsse von „passiv auf aktiv“ umschalten, forderte Ischinger. „Warum bleiben wir Moskau gegenüber so reaktiv?“ Das sei eine schlechte Strategie.

Taurus hat eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern. Mit dieser Waffe könnte Kiew Angriffe auf Waffendepots und Versorgungslinien auf russischem Staatsgebiet starten. Schon jetzt greift man gelegentlich Ziele in Russland an, aktuell gerade die Grenzstadt Belgorod. Was wäre erst, wenn die Ukrainer die Waffen hätten, um Ziele tief in Russland anzugreifen?

Lesen Sie dazu: Ukrainischer Angriff: Belgorod beklagt Dutzende Tote

Bislang sperrte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gegen die Lieferung. Ein Grund dafür dürfte die Sorge sein, dass der Konflikt ausgeweitet wird.

Experten rechnen mit heftigen Attacken, um die Moral zu brechen

Der Westen steckt in einem Dilemma. Solange sich die Ukraine nicht wehren kann, nutzen Putins Truppen diese Schwäche gnadenlos aus. Bei einer der heftigsten russischen Angriffswellen auf die Ukraine seit Kriegsbeginn waren am Freitag ukrainischen Angaben zufolge mindestens 39 Menschen getötet sowie über 120 weitere verletzt worden. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach einmal mehr von einem „Terroranschlag“ durch Russland. Schulen, Wohnhäuser, Einkaufszentren, Krankenhäuser – nichts und niemand wird verschont.

Mehr noch: US-Experten warnen vor weiteren heftigen Attacken im Ukraine-Krieg. „Russland wird weiter großangelegte Angriffe gegen die Ukraine führen, um die ukrainische Moral sowie die Fähigkeit des Landes, die Kriegsanstrengungen gegen Russland aufrechtzuerhalten, zu schwächen“, heißt es im täglichen Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien. In einer eilig einberufenen Sitzung des UN-Sicherheitsrats hatten die USA, Frankreich und Großbritannien die groß angelegten russischen Luftangriffe auf die Ukraine scharf verurteilt.

Auch interessant: Putins Panzer: Schockierende Verluste und horrender Blutzoll