Berlin. Nach dem Bund-Länder-Treffen ist die langfristige Finanzierung des Tickets weiter ungewiss. Preiserhöhungen werden wahrscheinlicher.

Wochenlanger Streit, lange Gespräche in der Nacht und dann doch nur eine kleine Einigung: Nach den Gesprächen zwischen Bund und Ländern ist die Finanzierung des sogenannten Deutschlandtickets zunächst nur für das Jahr 2024 gesichert. Denn grundsätzlich ist weiterhin ungeklärt, wer künftig wie viel Geld gibt, um das günstige Nahverkehrsangebot aufrechterhalten zu können.

Klar war bereits, dass Bund und Länder in diesem und im nächsten Jahr jeweils je 1,5 Milliarden Euro als Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Bus- und Bahnbetreibern hinzuschießen. Strittig waren und sind weiter die Mehrkosten. Lediglich für das Einführungsjahr ist vereinbart, dass Bund und Länder auch dabei jeweils zur Hälfte einspringen. Für 2024 soll nun zunächst ungenutztes Geld aus diesem Jahr als Puffer dienen. Aber auch Preiserhöhungen für die Verbraucher sind wahrscheinlicher geworden. Derzeit kostet das Ticket im Abo noch 49 Euro im Monat.

Pro Bahn: 20 oder 30 Euro Preiserhöhung für das Deutschlandticket „inakzeptabel“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nannte das Deutschlandticket am Dienstag „einen großen Erfolg“. „Ich rufe die Landesverkehrsminister nun auf, sachlich am Erfolg des Deutschlandtickets zu arbeiten und aufzuhören, es ohne Not infrage zu stellen“, sagte er.

Detlef Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, äußerte sich gegenüber dieser Redaktion unzufrieden. Zwar sei die Kostenteilung zwischen Bund und Ländern auch für das Jahr 2024 zu begrüßen, gewünscht hätte er sich jedoch „weitergehende, dauerhafte Beschlüsse zugunsten des Deutschlandtickets“, so Neuß.

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Bedenken äußerte der Verband mit Blick auf etwaige Preiserhöhungen für das Angebot selbst. „Einen Preis, der mit den Kosten für ein Abo-Ticket der unteren Preisstufen von Verkehrsverbünden gleichzieht oder diesen übersteigt, werden viele Inhaber des Deutschlandtickets nicht mehr akzeptieren, und aussteigen. Eine Preiserhöhung um 20 oder gar 30 Euro im kommenden Jahr halten wir für inakzeptabel“, sagte der Fahrgastvertreter. Er sehe stattdessen die Bundesregierung in der Pflicht, sich an den steigenden Kosten angemessen zu beteiligen.

SPD-Politiker Lies: Preis bleibt bis Ende April stabil

Die Verbraucherzentralen warnten am Mittwoch vor einem teureren Deutschlandticket. Das mache das Angebot weder attraktiver noch verlässlicher, so die Chefin des Bundesverbands, Ramona Pop. Wann mögliche Preiserhöhungen greifen und in welcher Höhe sie kommen könnten, ist noch unklar. Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) geht davon aus, dass zumindest bis Ende April der Preis für das monatliche Abo stabil bleibt.

Janine Wissler, Co-Parteichefin der Linken, forderte hingegen, das Deutschlandticket günstiger zu machen. „Wir müssen klimaschonende Mobilität endlich sozial gerecht machen. Das Ticket muss für alle bezahlbar sein und billiger werden. Es war und ist ein Konstruktionsfehler, dass der Preis für das Deutschlandticket über dem im Bürgergeld dafür vorgesehenen Satz liegt“, sagte Wissler dieser Redaktion. Aus ihrer Sicht sollte der Preis für das Angebot schrittweise weiter gesenkt werden – bis hin zum Nulltarif. Der Nahverkehr gehöre als Grundversorgung in öffentliche Hand, so Wissler.