Berlin. Das lange Warten könnte bald ein Ende haben: Studierende sollen die Energiepauschale bekommen. Doch das Verfahren stößt auf Kritik.

Nach sechs Monaten Wartezeit soll es bald endlich so weit sein. Im März sollen Studierende und Schüler an Berufsschulen die Einmalzahlung von 200 Euro beantragen können: eine Energiepauschale. Schließlich sind die Strompreise und die Heizkosten im Zuge des Ukraine-Kriegs stark gestiegen. Seit Dienstag sind Informationen zur Antragsstellung bekannt. Doch viele Studierende kritisieren die Handhabung und äußern ihren Frust.

Die Einmalzahlung sei „auf der Zielgerade“, verkündete Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Nach langem Warten, wurden nun die ersten Details zur Auszahlung bekannt. Über eine digitale Plattform sollen die Studierenden das Geld beantragen können. Das soll allerdings erst im März möglich sein.

Einmalzahlung an Studierende: So soll es funktionieren

Für die Einmalzahlung wurde die Internetseite www.einmalzahlung200.de programmiert, über die das Geld beantragt werden kann. Und so soll sie ablaufen: Antragsberechtigte müssen sich zunächst ein „BundID-Konto“ erstellen, das den Zugang zu allen digitalen Dienstleistungen des Staates ermöglicht.

Dazu brauchen sie die Onlinefunktion des Personalausweises. Mit der „AusweisApp2“ wird dann über ein NFC-fähiges Handy die Identifizierung gemacht. Allerdings haben nicht alle Personalausweise die Online-Funktion. Menschen, die bei Antragstellung des Ausweises unter 16 Jahren alt sind oder Ausweise, die vor Juli 2017 ausgestellt wurden, haben die Funktion nicht zwangsläufig.

Auch Studierende und Berufsschüler, die kein Smartphone haben, könnten hier auf Probleme stoßen. Doch es gibt eine Alternative: Das Elster-Zertifikat der Steuerverwaltung. Dazu muss ein ELSTER-Benutzerkonto angelegt werden.

Nachdem dann mit Online-Ausweis oder Elster-Daten die Identität bestätigt wurde, wird ein einmaliger Zugangscode benötigt. Dieser wird von den Hochschulen versendet. Er beweist letztlich, dass der Antragssteller bis zum Stichtag 1. Dezember 2022 eingeschrieben war. Danach kann das Geld beantragt werden.

Soforthilfe verzögert sich: Kritik von vielen Studierenden

Viele Studierende kritisieren die komplizierte Antragsstellung. Sie sei zu bürokratisch. Die „Soforthilfe“ habe ganz schön lange gedauert und sei immer noch unsicher.

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„Geil man wird jetzt mit 200€ bezahlt wenn man einen Verwaltungsrecht/Informatik Kombibachelor macht“, twittert Benjamin Kley, Studierendenvertreter an der Humboldt Universität Berlin.

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Die Jusos schreiben auf Twitter „Die Auszahlung der 200€-Energiepauschale für Studierende und Fachschüler*innen ist ein schlechter Witz! BundID, Online-Perso & Elster-Zertifikate sind unnötige Hürden. Das ganze Prozedere ist nach Monaten des Wartens ein Schlag ins Gesicht aller jungen Menschen.“

Ein Drittel der Studierende an der Armutsgrenze

Der Ökonom Lukas Scholle kritisiert die verzögerte Auszahlung: „Nur mal so: Auch die 200€ für Studis sind heute deutlich weniger wert als vor einem halben Jahr. Dabei kommt es bei den Studenten oft auf jeden Euro an - jetzt wie vor einem halben Jahr. Ein Inflationsausgleich wäre doch das Allermindeste!“

Die Energiekrise hat Studierende besonders hart getroffen. Schon während der Corona-Pandemie hatte die Bevölkerungsgruppe stark gelitten. Jetzt müssen viele wieder finanzielle Probleme befürchten. 2021 waren laut Statistischem Bundesamt insgesamt 37,9 Prozent der Studierenden armutsgefährdet. Dazu kommt, dass viele Mieten in beliebten Universitätsstädten wie Berlin, München oder Hamburg enorm angestiegen sind.

In den vergangenen Monaten wurden Studierende schon teilweise entlastet. Angestellte hatten eine Entlastung von 300 Euro erhalten. Auch Bafög-Beziehern wurden zwei Heizkostenzuschläge ausgezahlt. Allerdings beziehen nur elf Prozent der Studierenden diese Leistung. Einige Stimmen forderten eine weitere Soforthilfe, um die hohen Ausgaben auszugleichen.

Warten auf das Geld soll „bald“ ein Ende haben

Und das Warten auf die „Soforthilfe“ hat kein Ende. Zunächst soll eine Testphase mit einigen Hochschulen durchgeführt werden. Wenn alles glatt läuft, soll dann der 15. März als finales Start-Datum angepeilt werden. Der Grund für die erneute Verzögerung: Die Bundesländer haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht.

Da der Bund keine Angaben darüber hat, wer zum 1. Dezember studiert hat oder an einer Berufsschule war, müssen das die Bundesländer übernehmen. Mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt, hat jedoch kein Land die Daten übermittelt. Nun will man darauf warten, dass alle Bundesländer die notwendigen Schritte gegangen sind, damit das Geld beantragt werden kann.

Das Versprechen, dass das Geld noch „im Winter“ käme, wird damit nur knapp gehalten. Am 20. März ist offizieller Frühlingsanfang.