Ukraine-Krieg

Pipeline-Leck: Polens Regierungschef warnt vor Spekulationen

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G7-Sondergipfel: Selenskyj bittet um Luftabwehrschirm

G7-Sondergipfel: Selenskyj bittet um Luftabwehrschirm

Nach den russischen Angriffen auf mehrere ukrainische Städte halten die G7-Staaten einen Sondergipfel per Video ab. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nimmt daran teil und bittet um Hilfe für den Aufbau eines Luftabwehrsystems für die Ukraine.

Video: Politik, Wirtschaft und Finanzen
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Nach der Explosion an der Krim-Brücke wurde am Mittwoch ein Leck in der Pipeline entdeckt, die Erdöl von Russland nach Europa liefert.

Berlin. Wenige Tage nach der folgenschweren Explosion an der strategisch wichtigen Krim-Brücke meldet Russland erste Ermittlungserfolge. Der Geheimdienst FSB hat nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen acht Verdächtige festgenommen. Darunter fünf Russen und drei ukrainische Bürger.

Der FSB macht den ukrainischen Militärgeheimdienst für den Anschlag vom Samstag verantwortlich und sprach von einem „terroristischen Angriff“. Namentlich wird der Geheimdienst-Chef Kyrylo Budanow als Organisator genannt.

Am Samstagmorgen hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das für Russland strategisch und symbolisch wichtige Bauwerk schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben vier Menschen.

Angriffe auf Ukraine: Hat sich Putin verschätzt?

Präsident Wladimir Putin hatte bereits einen Tag später die Ukraine beschuldigt, einen Terroranschlag verübt zu haben. Die ukrainische Seite hat die Zerstörungen an der Brücke zwar gefeiert, offiziell jedoch nicht die Verantwortung für den mutmaßlichen Anschlag übernommen.

Seit Wochenbeginn überzieht Russland die Ukraine nun mit weitflächigen Angriffen. Die ukrainische Regierung meldete, dass allein am Montag 83 Raketen auf Kiew und weitere Städte im ganzen Land abgefeuert worden seien.

Doch der Kremlchef hat sich nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden verschätzt. „Ich denke, er ist ein rationaler Akteur, der sich erheblich verkalkuliert hat“, sagte Biden dem US-Sender CNN in einem am Dienstagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview. Putin sei fälschlicherweise davon ausgegangen, die Ukrainer würden sich einer russischen Invasion unterwerfen. „Ich glaube, er dachte, er würde mit offenen Armen empfangen werden“, sagte Biden. „Ich glaube, er hat sich einfach völlig verkalkuliert.“

Energiekrise: Leck in Druschba-Pipeline entdeckt

In Deutschland wächst unterdessen die Angst, dass sich die Energiekrise weiter verschärft. Am Mittwochmorgen wurde bekannt, dass eine der beiden Leitungen der Druschba-Pipeline in Polen ein Leck hat. Sie liefert Erdöl von Russland nach Europa.

„Die Gründe für den Vorfall sind derzeit nicht bekannt, das Pumpen in die beschädigte Leitung wurde sofort gestoppt“, teilte der polnische Betreiber Pern am Mittwoch mit. Der Schaden war demnach am Dienstagabend in Zentralpolen festgestellt worden, die zweite Leitung funktioniere normal.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hat derweil zu Vorsicht bei Spekulationen über die Ursache geraten. „Man darf nicht aus jeder Panne voreilige Schlüsse ziehen“, sagte er am Mittwoch dem polnischen Radio. Es sei noch nicht klar, ob es sich um einen Zufall oder um einen Sabotageakt handele. Die zuständigen Behörden seien dabei, alles genau zu untersuchen. „Viele Spuren deuten sofort auf den Kreml hin, aber wir wollen sehr verantwortungsbewusst sein und erst danach Vermutungen bestätigen.“ (afp/dpa/fmg)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.morgenpost.de.

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