Kairo. Im Ukraine-Krieg erhält jetzt der Armeegeneral Sergej Surowikin das Kommando. Seine Lieblingstaktik: Zermürbung der Zivilbevölkerung.

„Skrupellos und kompetent“, das sind die beiden Attribute, die dem neuen Kommandeur Sergej Surowikin vorauseilen, den der russische Präsident Wladimir Putin zum obersten Kommandanten für den Krieg in der Ukraine ernannt hat.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Der 1966 im sibirischen Novosibirsk geborene Sergej Surowikin hat in der Ukraine einen brachialen Ruf zu verteidigen. Er kämpfte in Afghanistan und im Tschetschenien-Krieg. Dort soll er verkündet haben, für jeden gefallen russischen Soldaten drei Tschechenen zu töten.

Ukraine-Krieg: Putins neuer General saß im Gefängnis

Beim Zusammenbruch der Sowjetunion saß er 1991 ein halbes Jahr im Gefängnis. Unter seiner Befehlsgewalt sollen Soldaten in Moskau drei Demonstranten getötet haben. Seiner Karriere hat das nicht geschadet.

Wer verstehen möchte, welch ein Mensch Sergej Surowikin ist, der muss seinen Spuren in Syrien folgen. Gleich zweimal hatte er dort die Operation Russlands angeführt. Seine Taktik: die brutale Zermürbung der Zivilbevölkerung.

Mehrere Krankenhäuser gezielt bombardiert

Im Mai 2019 bombardierten russische Kampfflugzeuge in der von der syrischen Opposition kontrollierten Provinz Idlib mehrere Krankenhäuser, 37 Menschen starben, mehr als 150 wurden verletzt. „Es gibt erdrückende Beweise, dass die Angriffe auf Krankenhäuser absichtliche Militärstrategie waren“, hieß es damals in dem Bericht der internationalen Ärzteorganisation UOSSM. Mitverantwortlich für das Bombardement war nach einem Bericht von „Human Rights Watch“ Surowikin.

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Es war nicht das erste Mal, dass Surowikin in Syrien derart brutal in Erscheinung getreten ist. Am 4. April 2017, während seiner ersten Zeit als russischer Syrien-Kommandeur, griff ein Kampfjet russischer Bauart, geflogen von der syrischen Luftwaffe den Ort Khan Sheikhoun mit vier Raketen an.

Bombardement mit Sarin-ähnlicher Substanz

Eine der Raketen diente als Träger einer chemischen Waffe mit eine Sarin-ähnlichen Substanz, die in den von den Rebellen gehaltenen Ort explodierte. Menschen erstickten, Flüssigkeit breitete sich in ihren Lungen aus, sie hatten Schaum vor dem Mund, manche erlebten spasmische Anfälle und Lähmungen. Fast 90 Menschen starben, darunter 32 Kinder.

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass dieser Angriff nicht mit dem Wissen des damaligen russischen Kommandeurs in Syrien, Surowikin, stattgefunden hatte. Das russische Militär hatte damals die völlige Kontrolle über den syrischen Luftraum.

Für seinen erfolgreichen Einsatz in Syrien verlieh Putin Surowikin den Titel „Held Russlands“.

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de