Berlin/Moskau. Ein Auto explodiert in Moskau. Darja Dugina stirbt sofort. Sie wetterte gegen Putins Gegner. Doch galt die Tat eigentlich ihrem Vater?

Die Flammen lodern meterhoch, Splitter und Metallteile liegen auf dem Asphalt. Ein Feuerwehrwagen rückt an, Blaulicht, Sirene. Mitten in Moskau. In dem Video, das auf sozialen Netzwerken geteilt wird, ist kurz ein Mann zu sehen: älter, ein grauer Vollbart. Er steht nur wenige Meter von dem brennenden Auto entfernt, hält seine Arme kurz an den Kopf, als begreife er jetzt erst die brisante Lage.

Der Mann ist Alexander Dugin, ultranationalistscher Publizist und ein global vernetzter Neurechter, mit Kontakten in die USA und bis nach Deutschland. Manche sagen ihm auch Kontakte in das Umfeld von Präsident Wladimir Putin nach.

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Meldungen zu den Bildern aus der russischen Hauptstadt lauten: „Tochter von russischem Nationalisten stirbt bei Bombenanschlag“. Denn im Auto saß nicht Alexander Dugin selbst – sondern dessen Tochter Darja Dugina, 29 Jahre alt. Auch sie ist in der rechten Szene stark vernetzt, wettert wie ihr Vater gegen Gegner Putins, teilweise mit drastischen Parolen. Als glühende Verfechterin des russischen Angriffskriegs in der Ukraine soll sie auf Sanktionslisten etwa von Großbritannien stehen.

Russische Polizei ermittelt in „alle Richtungen“

Die Hintergründe für die Bombenexplosion sind bis zum Sonntagnachmittag unklar. Die russischen Ermittler bestätigen den Tod von Dugins Tochter, die Angaben lassen sich allerdings nicht unabhängig überprüfen.

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Demnach detonierte während der Fahrt in einer Moskauer Vorstadtsiedlung ein Sprengsatz an dem Auto. Laut russischer Behörden werde in „alle Richtungen ermittelt“. Dugin und seine Tochter sollen am Samstag gemeinsam das patriotische Festival „Tradition“ besucht haben, das von einer Stiftung des Präsidenten Putin unterstützt wird. Es sei geplant gewesen, dass Vater und Tochter gemeinsam zurückfahren. Doch offenbar saß Tochter Darja allein im Auto.

Nach der Bombenexplosion: Russische Ermittler sichern Spuren.
Nach der Bombenexplosion: Russische Ermittler sichern Spuren. © AFP | Handout

Alexander Dugins Zeit als „Putins Einflüsterer“ scheint laut Russland-Experte Andreas Umland seit einigen Jahren vorbei zu sein. Und doch ist er deutend für die radikal nationalistische Szene – in Russland, aber auch in Europa.

Nun beginnt das, was Fachleute als Gefahr sehen: Das mutmaßliche Attentat wird in der Propaganda instrumentalisiert. So könnte am Ende auch der Ukraine-Krieg weiter angeheizt werden. „Die Terroristen des ukrainischen Regimes haben versucht, Alexander Dugin zu liquidieren und haben seine Tochter in die Luft gesprengt“, schreibt etwa der Anführer der pro-russischen Separatisten im ukrainischen Donezk.

Doch ob ukrainische Kräfte hinter der Tat stecken, ist unklar. Die Ukraine habe „nichts mit der Explosion zu tun“, sagte der Berater des Präsidenten Selenskij laut Medienberichten. „Weil wir kein krimineller Staat sind – wie die Russische Föderation – und schon gar kein Terrorstaat.“Auch einzelne Fachleute halten die Ukraine nicht für fähig zu einer solchen Geheim-Operation.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.