Berlin. Exotische Stechmückenarten breiten sich in Deutschland aus. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit fordert flächendeckendes Vorgehen.

Dass in der Wissenschaft nicht immer Konsens herrscht, hat die Corona-Pandemie deutlich aufgezeigt. Virologinnen, Epidemiologen, Physiker und Ärztinnen diskutieren über die Gefahr des Virus' und darüber, welche Maßnahmen wirklich etwas bewirken. Ob in Talkshows oder auf Twitter: Seit über zwei Jahren läuft das Dauerstreitthema.

Zwei, die sich wahrlich selten einig sind, sind Karl Lauterbach und Jonas Schmidt-Chanasit. Der eine Gesundheitsminister und SPD-Gesundheitsexperte, der andere Virologe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Auf Twitter hat Lauterbach Schmidt-Chanasit nun allerdings in einer Sache beigepflichtet – wenn auch auf einem anderen Gebiet als Corona.

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Stechmücken in Deutschland: Virologe nennt Griechenland als Vorbild

Vor dem Hintergrund des Klimawandels fordert das BNITM eine intensivere Bekämpfung von Stechmücken. Laut Jonas Schmidt-Chanasit hätten wärmere Sommer und veränderte Niederschläge die Ausbreitung exotischer Stechmückenarten Richtung Norden begünstigt. Zudem werde immer klarer, dass auch heimische Insekten eine Vielzahl von Viren übertragen könnten, betonte er am Freitag zum "Tag der Stechmücke" am 20. August.

Die Stechmückenbekämpfung in Deutschland müsse dringend flächendeckend professionalisiert werden, sagte der Wissenschaftler: "Es muss eine gezielte und nachhaltige Bekämpfung geben, ohne andere Insekten dabei zu schädigen."

Der Virologe sprach ein Warnsystem in Griechenland an, das Risikozonen frühzeitig identifiziert, sodass dort Stechmücken gezielt bekämpft werden könnten. Als weiteres Beispiel nannte Schmidt-Chanasit die "Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage", die seit Jahrzehnten die Ausbreitung der Stechmücken in den Brutgewässern am Oberrhein kontrolliert.

Karl Lauterbach: Schmidt-Chanasit hat "wahrscheinlich Recht"

Schmidt-Chanasit leitet die Abteilung Arbovirologie und Entomologie am Bernhard-Nocht-Institut, die sich unter anderem mit der Übertragung tropischer Infektionskrankheiten durch blutsaugende Insekten beschäftigt.

Den Aussagen Schmidt-Chanasits über die Auswirkungen einer Stechmücken-Ausbreitung in Deutschland stimmte auch Lauterbauch zu – wenn auch nur zögerlich. Auch wenn er selten einer Meinung mit dem Kollegen sei, schrieb Lauterbach, so habe Schmidt-Chanasit hier "wahrscheinlich Recht". Dieser reagierte und likte den Tweet. (lgr/mit dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.