Berlin. Die Frau von Wolodymyr Selenskyj wollte nie in der Öffentlichkeit stehen. Doch für ihr Volk legt sich Olena Selenska sogar mit Putin an.

Olena Selenska wollte nie in der Öffentlichkeit stehen. So erzählte sie es zumindest im Jahr 2019 in einem Interview. Doch nun tut sie alles dafür, um möglichst viel Aufmerksamkeit für das ukrainische Volk zu erregen. Und sei es mit dem eigenen Instagram-Kanal, der sich inzwischen wie ein eigenes Nachrichtenportal aus dem Land liest, das von Russland angegriffen wurde.

Olena Selenska postete ein Handyvideo, es zeigt das zerstörte Kinderkrankenhaus in Mariupol, sie macht die Zerstörung in aller Welt bekannt und schreibt dazu: „Das ist ein erschreckendes Video, aber wir können das Schlimmste noch nicht sehen. Wir wissen nicht, wie viele Mütter und Kinder getötet und verletzt wurden. Wir fordern die NATO auf, unseren Himmel im Namen der gesamten Ukraine zu schließen. Wir fordern, dass so etwas nie wieder passiert, aber wir werden nicht gehört. In der Zwischenzeit ermorden die feindlichen Flugzeuge unverhohlen Zivilisten.“

Olena Selenska heiratete einen Komiker und ist nun First Lady

Olena Selenska ist die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sie heiratete im Jahr 2003 einen Schauspieler, einen Komiker, doch im Jahr 2019 musste die heute 44-Jährige aus sozialen Netzwerken erfahren, dass ihr Mann wirklich für das Präsidentenamt kandidieren wollte. Der ukrainischen Vogue erzählte sie damals: „Als ich fragte: ‘Warum hast du mir nichts gesagt?’, antwortete Wolodymyr: ‘Ich habe es vergessen.’ Mein Mann weiß, wie man überrascht“, erzählte Olena.

Im Wahlkampf unterstützte Olena Selenka ihren Mann bei öffentlichen Auftritten, hier kurz vor dem Ziel, dem ukrainischen Präsidentenamt, gratuliert sie ihrem Mann dem heutigen Präsidenten der Ukraine: Wolodymyr Selensky.
Im Wahlkampf unterstützte Olena Selenka ihren Mann bei öffentlichen Auftritten, hier kurz vor dem Ziel, dem ukrainischen Präsidentenamt, gratuliert sie ihrem Mann dem heutigen Präsidenten der Ukraine: Wolodymyr Selensky. © picture alliance/AP Photo | Vadim Ghirda

„Aber im Ernst, wir haben schon lange über dieses Thema gesprochen, und ich habe gesagt, dass ich ihn immer unterstützen werde.“ Im Mai 2019 gewann ihr Mann die Wahl, er wurde der erste jüdische Präsident der Ukraine. Wer dachte, der Komiker hätte bei seiner Ankündigung der Kandidatur gescherzt, wurde eines besseren belehrt.

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Trotzdem sei sie nicht sehr glücklich darüber gewesen. Sie habe gewusst, wie sich ihr Leben, aber auch das ihrer gemeinsamen Kinder ändern würde. Die Architektin und Drehbuchschreiberin von Selenkyis eigener Produktionsfirma erklärte, sie sei ein „nicht-öffentlicher Mensch“, der aber bereit sei, sich an die neuen Regeln als First Lady zu halten. Ihr Ziel sei es nie gewesen, im Mittelpunkt zu stehen, dafür aber sich als Frau des Präsidenten für soziale Themen einzusetzen, für die Gesundheit der Kinder, für Chancengleichheit für die Kultur. Nun kämpft sie mitten im Ukraine-Konflikt.

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Ukraine-Krieg: Olena Selenska schockt mit einem offenen Brief

Gerade hat Olena Selenska einen offenen Brief auf der Internetseite des Präsidialamtes in Kiew veröffentlicht. Sie fordert Hilfe, eine Flugverbotszone über ihrem Land: „Schließt den Himmel, und auf der Erde werden wir es selbst schaffen“, schreibt sie. Die Ukraine wolle Frieden. „Aber die Ukraine wird sich verteidigen und niemals kapitulieren.“ Und sie legt sich sogar mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an: Falls er nicht gestoppt werde, der die Welt mit einem Atomkrieg bedrohe, werde es keinen sicheren Ort mehr geben.

„Ich weiß, es klingt wie ein schrecklicher Traum. Aber das ist unsere neue Realität. Wir leben darin. Und wir wissen nicht, wie lange das dauern wird. Aber wir werden sicher gewinnen.“ Der russische Einmarsch sei ein „Mord an friedlichen Menschen“. Der Krieg in der Ukraine sei kein Krieg „irgendwo dort“. „Dies ist ein Krieg in Europa und an den Grenzen zur EU“, betonte Olena Selenska.

Das Erschreckendste und Verheerendste seien die Kinderopfer

Sie sei von vielen internationalen Medien, um ein Interview gebeten worden, und dieser Brief sei jetzt ihre Antwort und ihre Botschaft aus der Ukraine. Um zu verdeutlichen, wie brutal der russische Angriff sei und welche Verbrechen Putin an den Ukrainern begehe, zählte sie einzelne Schicksale auf. „Das Erschreckendste und Verheerendste an dieser Invasion sind vielleicht die Kinderopfer. Die achtjährige Alice, die auf den Straßen von Okhtyrka starb, während ihr Großvater versuchte, sie zu beschützen. Oder Polina aus Kiew, die mit ihren Eltern beim Beschuss starb. Der 14-jährige Arseniy wurde von einem Wrack am Kopf getroffen und konnte nicht gerettet werden, da ein Krankenwagen wegen intensiver Brände nicht rechtzeitig zu ihm kommen konnte.“ Russland führe eine Krieg gegen Zivilisten.

Olena Selenska kämpft gerade Seite an Seite mit ihrem Mann. Sie macht es auf ihre ganz eigene, beeindruckende Art. Sie sendet Nachrichten an die Welt, die deutlich sind. Sie postet Bilder von verletzten Kindern auf ihrem Instagram-Kanal. Dort folgen ihr 2,5 Millionen Menschen aus der ganzen Welt. Ihr Brief wurde weltweit zitiert. Ein Brief, der wie eine Bombe im Kreml eingeschlagen sein muss.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen