Brüssel. Ein EU-Kommunikations-Netzwerk soll ausgespäht worden sein. Eine brisante Enthüllung daraus: Auf der Krim soll es Atomwaffen geben.

Hackerangriff auf den diplomatischen Dienst der Europäischen Union: Ein internes Kommunikations-Netzwerk, über das die EU-Botschaften in aller Welt vertrauliche Berichte absetzen, ist offenbar drei Jahre lang ausgespäht worden – vermutlich von Hackern, die für den chinesischen Geheimdienst arbeiten.

Das berichtet die „New York Times“, die nach eigenen Angaben über tausend Depeschen einsehen konnte und eine Auswahl davon am Mittwoch veröffentlichte. Das Datenleck war demnach von US-Sicherheitsexperten entdeckt worden. Bereits im März hatten Hackerangriffe auf die Bundesregierung für Aufregung gesorgt.

Hackerangriff auf die EU das Wichtigste in Kürze:

  • Auf den diplomatischen Dienst der EU gab es einen Hackerangriff
  • Datenleck wurde von US-Sicherheitsexperten entdeckt
  • Drei Jahre lange wurde ein internes Kommunikationsnetzwerk ausgespäht

Zu den brisantesten Dokumenten zählt ein Bericht, in dem EU-Diplomaten die Vermutung äußern, Russland habe auf der Krim bereits Atomwaffen stationiert. Die Krim sei zur „heißen Zone“ geworden, heißt es in dem Dokument. Es dürften sich dort bereits atomare Sprengköpfe befinden.

Die Unterlagen geben aber vor allem neue Einblicke in die Sorgen der EU über den Kurs der US-Regierung unter Präsident Donald Trump oder die Bewertung der amerikanischen Verhandlungen mit Russland und China.

EU-Diplomaten beklagen sich über US-Regierung

In einer Depesche äußern sich Diplomaten despektierlich über das Treffen von Trump mit Russlands Präsident Wladimir Putin – es war, so heißt es, „erfolgreich (wenigstens für Putin)“. In einem anderen Kabel wird beklagt, die neue US-Administration halte sich im Handelsstreit nicht an ihre Versprechen.

Hacker dringen in deutsches Regierungsnetz ein

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    In einer Mitteilung wird den EU-Diplomaten empfohlen, den US-Präsidenten zu umgehen und direkt mit dem Kongress zu verhandeln. Andere Memoranden behandeln Gespräche mit führenden Politikern in Saudi-Arabien, Israel und anderen Ländern.

    So gibt es auch ausführliche Einblicke in ein Treffen von EU-Offiziellen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Dieser soll sich demnach über Schikane von Trump beklagt und sie mit einem „regellosen Freistil-Boxkampf“ verglichen haben.

    Hacker arbeiten wohl für Chinas Geheimdienst

    Die Dokumente behandeln zudem Gespräche mit asiatischen Spitzenpolitikern über Nordkoreas Atomprogramm. Wiedergegeben werden auch deutsche Geheimdienst-Erkenntnisse über eine nordkoreanische Versicherungsgesellschaft mit Repräsentanz in Hamburg, die mit illegalen Transaktionen das Regime in Pjöngjang unterstützt haben soll.

    Dem Bericht der „New York Times“ zufolge gehen amerikanische Sicherheitsexperten davon aus, dass die Hacker für den chinesischen Geheimdienst arbeiteten; das Vorgehen gleiche der Methode, die lange auch von einer Eliteeinheit des chinesischen Militärs angewendet worden sei.

    Die Hacker, die tausende EU-Dokumente heruntergeladen haben sollen, hätten insgesamt hundert Organisationen angegriffen, auch das Netzwerk der Vereinten Nationen.

    Die EU-Kommission bestätigte, dass ihr Informationen über den Hacker-Angriff vorliegen, äußerte sich aber zunächst nicht im Detail. In Brüssel wird darauf verwiesen, dass die streng geheime Kommunikation des diplomatischen Dienstes der EU über ein anderes System laufe, das nicht angegriffen wurde.

    Nach dieser Darstellung handelt es sich bei den ausgespähten Dokumenten vor allem um Routine-Berichte. Dennoch wirft das Datenleck Fragen auf, warum der diplomatische Datenaustausch der EU so schlecht gesichert war.