Berlin. Angela Merkel wurde wieder im ersten Durchgang zur Bundeskanzlerin gewählt. Aber mindestens 35 GroKo-Abgeordnete stimmen nicht für sie.

Es ist nur ein kurzer Moment. Ein Moment zwischen Mutter und Tochter. Angela Merkel ist gerade zum vierten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt worden. Die Regierungschefin schaut zur Bundestagstribüne. Dort hebt ihre 89 Jahre alte Mutter Herlind Kasner die Hand, winkt ihrer Tochter zu.

Nach fast sechs Monaten kräftezehrender, quälender Regierungsbildung, bei der das politische Schicksal der 63 Jahre alten Politikerin gleich mehrmals auf der Kippe stand, ist die CDU-Vorsitzende nun wieder Kanzlerin einer großen Koalition aus Union und SPD.

Doch auch der Ausgang der geheimen Kanzlerwahl ist knapp. Merkel bekommt 364 Ja-Stimmen, das sind 35 Mandate weniger, als Union und SPD zusammen haben. Nur neun Stimmen haben Merkel die Mehrheit im ersten Wahlgang gesichert. Trotzdem atmet sie sichtlich erleichtert erst mal durch. „Ich bin einfach froh für das Vertrauen“, wird sie später sagen. Die Unionsfraktion hinter ihr klatscht, steht geschlossen auf. Die SPD-Abgeordneten applaudieren, bleiben aber sitzen.

Merkel und Ex-SPD-Chef Martin Schulz plaudern

Kanzlerin Merkels Mutter Herlind Kasner und Daniel Sauer, der Sohn von Merkels Mann Joachim Sauer, winkten von der Tribüne  der Kanzlerin zu.
Kanzlerin Merkels Mutter Herlind Kasner und Daniel Sauer, der Sohn von Merkels Mann Joachim Sauer, winkten von der Tribüne der Kanzlerin zu. © dpa | Kay Nietfeld

Merkel, erstmals zu einer Kanzlerwahl in weißem statt schwarzem Blazer, betritt um kurz vor neun den Plenarsaal, schüttelt viele Hände. Sie begrüßt FDP-Chef Christian Lindner, spricht länger mit ihrem ehemaligen Außenminister Sigmar Gabriel, geht zum Platz von Ex-SPD-Chef Martin Schulz.

Und dreht sich oft zur Tribüne um. Dass ihre vierte Wahl zur Kanzlerin auch für die langjährige Regierungschefin etwas Besonderes ist, zeigen ihre Gäste. Ehemann Joachim Sauer sitzt zum ersten Mal bei einer ihrer Kanzlerinnen-Wahlen auf der Ehrentribüne – den drei früheren war er fern geblieben. Der 68-Jährige hat auch seinen Sohn Daniel aus erster Ehe mitgebracht.

„Gegenstimmen gehören zur Demokratie dazu“

Nach der knappen Abstimmung nimmt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Deutungshoheit in der Bundestagslobby als Erste in die Hand: „Unterm Strich zählt das Ergebnis.“ Es sei müßig, über die Gegenstimmen zu spekulieren. Die Interpretationen sind jedoch naturgemäß je nach Partei sehr unterschiedlich. Von „Fehlstart und Hypothek“ bis hin zu „reibungslosem Start und beachtlichem Ergebnis“ ist auf den Fluren des Bundestags alles zu hören.

Unionsfraktionschef Volker Kauder etwa wertet das Ergebnis als gut, da Merkel im ersten Wahlgang gewählt worden sei. „Darüber freuen wir uns riesig“, sagt der CDU-Politiker. Auch vor vier Jahren habe Merkel nicht alle Stimmen bekommen. „Gegenstimmen gehören zur Demokratie dazu“, erklärt auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. „Aber wir haben eine klare Mehrheit, ich bin ausgesprochen zufrieden.“

GroKo-Gegner Bülow aus der SPD wählte Merkel nicht

FDP-Chef Lindner spricht dagegen von „Fehlstart“. Es zeige, „mit welcher schlechten Laune die große Koalition startet“. Und in der Unionsfraktion grummelt es tatsächlich. Man vermutet die Abweichler in den Reihen der SPD. Dort wiederum verweist man auf die innerparteilichen Gegner der Kanzlerin.

SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider spricht von „Abgeordneten, die ihr Mütchen kühlen“. Etwa der Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow. Der ausgewiesene GroKo-Gegner wählte Merkel nicht. Mehr als eine Woche habe ihn die Entscheidung belastet – „und ja, es zerreißt mich“, schrieb er in einer zweiseitigen Erklärung im Anschluss an die Wahl.

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Viele Blicke ruhen auf Martin Schulz

Viele Blicke im Saal ruhen am Mittwoch auf Martin Schulz. Der gescheiterte Kanzlerkandidat, der in nicht mal zwölf Monaten einen „Höllenritt“ erlebte, vom 100-Prozent-Vorsitzenden und Fast-Außenminister zum einfachen Abgeordneten abstürzte, war seit dem Ende der Koalitionsverhandlungen krankgemeldet. Eine verschleppte Grippe. Und eine schmerzende Seele. Beides musste in Würselen ansatzweise auskuriert werden.

Der frühere Buchhändler und langjährige EU-Parlamentspräsident, dem Europa besonders am Herzen liegt, las zuletzt eine Biografie des Historikers Peter Longerich über den NS-Propagandaminister Joseph Goebbels. Die Weimarer Republik, die Probleme bei der Suche nach Koalitionen, die Propaganda von rechts, nicht nur Schulz will in Zeiten einer AfD-Fraktion im Bundestag für die Demokratie kämpfen. Auch dafür will der 62-Jährige sein Mandat wahrnehmen.

Angela Merkels vierte Wahl zur Kanzlerin

Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ist im Bundestag als Bundeskanzlerin von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble vereidigt worden. Fast sechs Monate nach der Bundestagswahl war Merkel am Vormittag zum vierten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt worden. Wir zeigen Fotos des Wahltages.
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ist im Bundestag als Bundeskanzlerin von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble vereidigt worden. Fast sechs Monate nach der Bundestagswahl war Merkel am Vormittag zum vierten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt worden. Wir zeigen Fotos des Wahltages. © dpa | Kay Nietfeld
In einem weißen Blazer (bei den ersten drei Ernennungen trug sie einen schwarzen Blazer) legte Merkel die Eidesformel ab und schloss mit den Worten: „So wahr mir Gott helfe.“ Es ist die vierte Amtszeit Merkels.
In einem weißen Blazer (bei den ersten drei Ernennungen trug sie einen schwarzen Blazer) legte Merkel die Eidesformel ab und schloss mit den Worten: „So wahr mir Gott helfe.“ Es ist die vierte Amtszeit Merkels. © dpa | Soeren Stache
Natalia Wörner (r.) – Schauspielerin und Lebensgefährtin des künftigen Außenministers Heiko Maas – beobachtet die Vereidigung im Reichstagsgebäude. Im Vordergrund ist Franziska Giffey (SPD), die künftige Bundesfamilienministerin, zu sehen.
Natalia Wörner (r.) – Schauspielerin und Lebensgefährtin des künftigen Außenministers Heiko Maas – beobachtet die Vereidigung im Reichstagsgebäude. Im Vordergrund ist Franziska Giffey (SPD), die künftige Bundesfamilienministerin, zu sehen. © dpa | Gregor Fischer
Nach ihrer Wahl im Bundestag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die CDU-Vorsitzende Angela Merkel zur Bundeskanzlerin ernannt.
Nach ihrer Wahl im Bundestag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die CDU-Vorsitzende Angela Merkel zur Bundeskanzlerin ernannt. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Im Schloss Bellevue nahm Merkel die Ernennungsurkunde entgegen.
Im Schloss Bellevue nahm Merkel die Ernennungsurkunde entgegen. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Applaus gab es am Mittwochvormittag kurz nach dem Wahlergebnis im Bundestag.
Applaus gab es am Mittwochvormittag kurz nach dem Wahlergebnis im Bundestag. © dpa | Michael Kappeler
Es ist ihre vierte Amtszeit.
Es ist ihre vierte Amtszeit. © dpa | Gregor Fischer
Einen Blumenstrauß gab es von Volker Kauder, Unions-Fraktionsvorsitzender. Sechs Monate nach der Bundestagswahl gehört er zu den Gratulanten zur Wiederwahl.
Einen Blumenstrauß gab es von Volker Kauder, Unions-Fraktionsvorsitzender. Sechs Monate nach der Bundestagswahl gehört er zu den Gratulanten zur Wiederwahl. © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Einen Handschlag und Diener gab es von AfD-Bundessprecher Alexander Gauland.
Einen Handschlag und Diener gab es von AfD-Bundessprecher Alexander Gauland. © dpa | Soeren Stache
Die frühere AfD-Chefin Frauke Petry schenkte Merkel ein Buch – und zwar „Höhenrausch – wirklichkeitsleere Welt der Politiker“. Das Buch des Journalisten Jürgen Leinemann ist bereits 2004 erschienen. Es geht um Politikverdrossenheit und dem Autor nach das „katastrophale Ansehen“ von Politikern. „Wo leben die eigentlich? Wissen die noch, wie es zugeht in der alltäglichen Welt, oder haben sie den Kontakt zur Wirklichkeit verloren?“, heißt es im Klappentext.
Die frühere AfD-Chefin Frauke Petry schenkte Merkel ein Buch – und zwar „Höhenrausch – wirklichkeitsleere Welt der Politiker“. Das Buch des Journalisten Jürgen Leinemann ist bereits 2004 erschienen. Es geht um Politikverdrossenheit und dem Autor nach das „katastrophale Ansehen“ von Politikern. „Wo leben die eigentlich? Wissen die noch, wie es zugeht in der alltäglichen Welt, oder haben sie den Kontakt zur Wirklichkeit verloren?“, heißt es im Klappentext. © dpa | Gregor Fischer
Gratulant Martin Schulz (SPD).
Gratulant Martin Schulz (SPD). © dpa | Gregor Fischer
Der Bundestag ist am Mittwoch in Berlin zusammengekommen, um CDU-Chefin Angela Merkel sechs Monate nach der Bundestagswahl zum vierten Mal zur Kanzlerin zu wählen.
Der Bundestag ist am Mittwoch in Berlin zusammengekommen, um CDU-Chefin Angela Merkel sechs Monate nach der Bundestagswahl zum vierten Mal zur Kanzlerin zu wählen. © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Gemeinsam mit dem zukünftigen Außenminister Heiko Maas (SPD) erschien Merkel am Mittwochvormittag im Bundestag in Berlin.
Gemeinsam mit dem zukünftigen Außenminister Heiko Maas (SPD) erschien Merkel am Mittwochvormittag im Bundestag in Berlin. © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Im Bundestag verfügt ihre neue große Koalition über eine deutliche Mehrheit.
Im Bundestag verfügt ihre neue große Koalition über eine deutliche Mehrheit. © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Die ersten Stimmen wurden abgegeben.
Die ersten Stimmen wurden abgegeben. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Auch Merkel selbst gab ihre Stimme ab.
Auch Merkel selbst gab ihre Stimme ab. © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Auch die Fraktionsvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht gab ihre Stimme ab. Hinter ihr steht der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Thomas Oppermann (SPD).
Auch die Fraktionsvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht gab ihre Stimme ab. Hinter ihr steht der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Thomas Oppermann (SPD). © dpa | Soeren Stache
In Königsblau gekleidet: Die designierten Bundesministerinnen für Landwirtschaft, Julia Klöckner (CDU, l.) und die künftige Familienministerin.
In Königsblau gekleidet: Die designierten Bundesministerinnen für Landwirtschaft, Julia Klöckner (CDU, l.) und die künftige Familienministerin. © dpa | Soeren Stache
Begleitet wurde Klöckner von ihrem Lebensgefährten Ralph Grieser und ihrer Nichte, Theresa Klöckner.
Begleitet wurde Klöckner von ihrem Lebensgefährten Ralph Grieser und ihrer Nichte, Theresa Klöckner. © dpa | Soeren Stache
Martin Schulz (SPD) vor der Wahl der Bundeskanzlerin im Reichstagsgebäude im Plenarsaal.
Martin Schulz (SPD) vor der Wahl der Bundeskanzlerin im Reichstagsgebäude im Plenarsaal. © dpa | Soeren Stache
Merkels Mutter Herlind Kasner (r.) und Merkels Büroleiterin Beate Baumann waren im Reichstagsgebäude anwesend.
Merkels Mutter Herlind Kasner (r.) und Merkels Büroleiterin Beate Baumann waren im Reichstagsgebäude anwesend. © dpa | Soeren Stache
Die 89-Jährige Kasner wurde von einem Freund der Familie, dem früheren Bildungsminister von Brandenburg, Roland Resch (Grüne), zum Sitzplatz geleitet.
Die 89-Jährige Kasner wurde von einem Freund der Familie, dem früheren Bildungsminister von Brandenburg, Roland Resch (Grüne), zum Sitzplatz geleitet. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
An der vierten Vereidigung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bundestag nahm auch ihr Ehemann Joachim Sauer teil – den drei früheren Zeremonien für seine Gattin war er fern geblieben.
An der vierten Vereidigung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bundestag nahm auch ihr Ehemann Joachim Sauer teil – den drei früheren Zeremonien für seine Gattin war er fern geblieben. © dpa | Kay Nietfeld
Auch der Stiefsohn Merkels war anwesend. Daniel Sauer (l.) saß neben seinem Vater Joachim. Charlotte Knobloch – ehemailge Präsidentin des Zentralrats der Juden – leistete Gesellschaft.
Auch der Stiefsohn Merkels war anwesend. Daniel Sauer (l.) saß neben seinem Vater Joachim. Charlotte Knobloch – ehemailge Präsidentin des Zentralrats der Juden – leistete Gesellschaft. © dpa | Soeren Stache
Mit einem Laptop in den Händen verfolgten Vater und Sohn die Wahl.
Mit einem Laptop in den Händen verfolgten Vater und Sohn die Wahl. © dpa | Soeren Stache
Herlind Kasner und Daniel Sauer.
Herlind Kasner und Daniel Sauer. © dpa | Kay Nietfeld
Gute Stimmung bei (v.l.n.r.): Ursula von der Leyen (CDU), Verteidigungsministerin, Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), Bundeskanzlerin Angela Merkel und Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) winkten vor der Wahl der Bundeskanzlerin im Reichstagsgebäude.
Gute Stimmung bei (v.l.n.r.): Ursula von der Leyen (CDU), Verteidigungsministerin, Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), Bundeskanzlerin Angela Merkel und Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) winkten vor der Wahl der Bundeskanzlerin im Reichstagsgebäude. © dpa | Gregor Fischer
V.l.n.r.: Volker Kauder, Vorsitzender der Unionsfraktion, Merkel und der scheidende Außenminister Sigmar Gabriel (SPD).
V.l.n.r.: Volker Kauder, Vorsitzender der Unionsfraktion, Merkel und der scheidende Außenminister Sigmar Gabriel (SPD). © dpa | Gregor Fischer
Saaldiener studierten ihre Ablaufpläne vor der Wahl.
Saaldiener studierten ihre Ablaufpläne vor der Wahl. © dpa | Kay Nietfeld
Olaf Scholz (l, SPD), künftiger Bundesfinanzminister, und Svenja Schulze (r. oben, SPD), künftige Bundesumweltministerin.
Olaf Scholz (l, SPD), künftiger Bundesfinanzminister, und Svenja Schulze (r. oben, SPD), künftige Bundesumweltministerin. © dpa | Kay Nietfeld
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Die Wahl und Vereidigung Merkels verfolgt Schulz von seinem Platz in der dritten Reihe aus. Zwischendurch kommen Thomas Oppermann und Heiko Maas zu einem Schwätzchen vorbei. Alle drei hätten gern Deutschland als Außenminister in unruhigen Zeiten vertreten – Maas hat es geschafft. Am Nachmittag übergibt ihm Gabriel die Amtsgeschäfte am Werderschen Markt. Nach der Kabinettssitzung eilt der neue Chefdiplomat zum Flughafen. In Paris wartet bereits sein Amtskollege.

Innenminister Seehofer erregt den Zorn der Saaldiener

CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer zieht währendessen den Zorn der Saaldiener auf sich. Er plaudert auf der Besuchertribüne mit einer Handvoll Journalisten. Für solche Gespräche ist im Bundestag ausdrücklich nur die Lobby vorgesehen.

Es geht allerdings ohnehin sehr rege zu an diesem besonderen Tag im Hohen Haus. Weil das Grundgesetz einen bestimmten Verlauf vorschreibt, pendeln einige Regierungslimousinen die rund zwei Kilometer zwischen Reichstag und Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, mehrfach hin und her. Nach ihrer Wahl fährt Merkel zum Schloss, um ihre Ernennungsurkunde abzuholen.

Das ist das Bundeskabinett

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am 14. März 2018 zum vierten Mal zur Regierungschefin gewählt worden. Auch ihr Bundeskabinett aus SPD-, CDU- und CSU-Ministern wurde vereidigt. Wir stellen das Kabinett vor.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am 14. März 2018 zum vierten Mal zur Regierungschefin gewählt worden. Auch ihr Bundeskabinett aus SPD-, CDU- und CSU-Ministern wurde vereidigt. Wir stellen das Kabinett vor. © dpa | Gregor Fischer
Nach der Wahl im Bundestag wurde Merkel von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zur Bundeskanzlerin ernannt.
Nach der Wahl im Bundestag wurde Merkel von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zur Bundeskanzlerin ernannt. © Getty Images | Michele Tantussi
Ursula von der Leyen (CDU) bleibt Bundesverteidigungsministerin. Sie ist eine von drei Frauen aus der sechsköpfigen CDU-Ministerriege.
Ursula von der Leyen (CDU) bleibt Bundesverteidigungsministerin. Sie ist eine von drei Frauen aus der sechsköpfigen CDU-Ministerriege. © dpa | Wolfgang Kumm
Peter Altmaier (CDU) ist Wirtschaftsminister. Zuvor war der Merkel-Vertraute Bundesminister für besondere Aufgaben – der offizielle Name für den Posten, der kurz Kanzleramtsminister genannt wird.
Peter Altmaier (CDU) ist Wirtschaftsminister. Zuvor war der Merkel-Vertraute Bundesminister für besondere Aufgaben – der offizielle Name für den Posten, der kurz Kanzleramtsminister genannt wird. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Anja Karliczek (CDU) ist Ministerin für Bildung und Forschung. Vor ihrer Vereidigung war sie Bundestagsabgeordente aus NRW.
Anja Karliczek (CDU) ist Ministerin für Bildung und Forschung. Vor ihrer Vereidigung war sie Bundestagsabgeordente aus NRW. © imago/photothek | Florian Gaertner/photothek.net
Jens Spahn (CDU) ist Gesundheitsminister. Zuvor war er parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium.
Jens Spahn (CDU) ist Gesundheitsminister. Zuvor war er parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. © dpa | Kay Nietfeld
Julia Klöckner ist Landwirtschaftsministerin und gleichzeitig CDU-Vize sowie Mitglied im CDU-Bundesvorstand.
Julia Klöckner ist Landwirtschaftsministerin und gleichzeitig CDU-Vize sowie Mitglied im CDU-Bundesvorstand. © dpa | Andreas Arnold
Der CDU-Politiker Helge Braun, Jahrgang 1972, ist neuer Kanzleramtsminister.
Der CDU-Politiker Helge Braun, Jahrgang 1972, ist neuer Kanzleramtsminister. © imago/photothek | Inga Kjer/photothek.net
CSU-Chef Horst Seehofer, als bayerischer Ministerpräsident von seiner Partei nicht mehr gewollt, ist Innenminister. Die CSU handelte indes aus, dass das Innenministerium um die Bereiche Heimat und Bauen erweitert wird.
CSU-Chef Horst Seehofer, als bayerischer Ministerpräsident von seiner Partei nicht mehr gewollt, ist Innenminister. Die CSU handelte indes aus, dass das Innenministerium um die Bereiche Heimat und Bauen erweitert wird. © imago/IPON | Stefan Boness/Ipon
Die CSU stellt insgesamt drei Minister, darunter auch Andreas Scheuer, zuvor Generalsekretär seiner Partei: Der Politiker Jahrgang 1974 ist Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Die CSU stellt insgesamt drei Minister, darunter auch Andreas Scheuer, zuvor Generalsekretär seiner Partei: Der Politiker Jahrgang 1974 ist Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. © dpa | Kay Nietfeld
Gerd Müller (CSU) bekam seine Ernennungsurkunde als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ebenfalls von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Müller hatte das Amt auch schon im vorhergehenden Merkel-Kabinett inne.
Gerd Müller (CSU) bekam seine Ernennungsurkunde als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ebenfalls von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Müller hatte das Amt auch schon im vorhergehenden Merkel-Kabinett inne. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Die SPD stellt insgesamt sechs Minister in der dritten großen Koalition unter Bundeskanzlerin Merkel. Olaf Scholz ist Finanzminister und der Vizekanzler. Der SPD-Politiker war zuvor Hamburgs Erster Bürgermeister und von 2002 bis 2004 SPD-Generalsekretär.
Die SPD stellt insgesamt sechs Minister in der dritten großen Koalition unter Bundeskanzlerin Merkel. Olaf Scholz ist Finanzminister und der Vizekanzler. Der SPD-Politiker war zuvor Hamburgs Erster Bürgermeister und von 2002 bis 2004 SPD-Generalsekretär. © imago/IPON | Stefan Boness/Ipon
Heiko Maas (SPD) ist in Merkel Kabinett Außenminister. Im Kabinett Merkel III hatte er zuvor das Amt des Justizministers inne.
Heiko Maas (SPD) ist in Merkel Kabinett Außenminister. Im Kabinett Merkel III hatte er zuvor das Amt des Justizministers inne. © dpa | Michael Kappeler
Hubertus Heil, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, ist Arbeits- und Sozialminister und bekam die entsprechende Urkunde vom Bundespräsidenten.
Hubertus Heil, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, ist Arbeits- und Sozialminister und bekam die entsprechende Urkunde vom Bundespräsidenten. © Getty Images | Michele Tantussi
Franziska Giffey (SPD), zuvor Bezirksbürgermeisterin in Berlin-Neukölln, ist die neue Familienministerin.
Franziska Giffey (SPD), zuvor Bezirksbürgermeisterin in Berlin-Neukölln, ist die neue Familienministerin. © dpa | Karlheinz Schindler
Svenja Schulze (SPD), bisher Generalsekretärin der NRW-SPD, hat nun den Posten als Umweltministerin inne.
Svenja Schulze (SPD), bisher Generalsekretärin der NRW-SPD, hat nun den Posten als Umweltministerin inne. © dpa | Rolf Vennenbernd
Und das sind die Staatsminister: SPD-Politiker Michael Roth ist Staatsminister für Europaangelegenheiten im Auswärtigen Amt.
Und das sind die Staatsminister: SPD-Politiker Michael Roth ist Staatsminister für Europaangelegenheiten im Auswärtigen Amt. © Getty Images | Carsten Koall
Die CSU-Politikerin Dorothee Bär ist Staatsministerin für Digitales und im Kanzleramt angesiedelt.
Die CSU-Politikerin Dorothee Bär ist Staatsministerin für Digitales und im Kanzleramt angesiedelt. © dpa | Karlheinz Schindler
SPD-Politikerin Katarina Barley übernahm zunächst das Justizministerium. Nach der Europawahl wechselt sie allerdings nach Brüssel.
SPD-Politikerin Katarina Barley übernahm zunächst das Justizministerium. Nach der Europawahl wechselt sie allerdings nach Brüssel. © imago/Reiner Zensen | Reiner Zensen
Neue Bundesjustizministerin wird Christine Lambrecht (SPD). Sie war zuvor parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion.
Neue Bundesjustizministerin wird Christine Lambrecht (SPD). Sie war zuvor parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Monika Grütters (CDU) bleibt Kulturstaatsministerin.
Monika Grütters (CDU) bleibt Kulturstaatsministerin. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering, Frau des früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, ist Staatsministerin für internationale Kulturpolitik.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering, Frau des früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, ist Staatsministerin für internationale Kulturpolitik. © dpa | Kay Nietfeld
Feierlicher Termin am 14. März 2018 im Schloss Bellevue in Berlin (v.l.n.r.): Helge Braun (CDU), Gerd Müller (CSU), Anja Karliczek (CDU), Jens Spahn (CDU), Katarina Barley (SPD, inzwischen nach Brüssel gewechselt), Julia Klöckner (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Heiko Maas (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Olaf Scholz (SPD), Horst Seehofer (CSU), Peter Altmaier (CDU), Hubertus Heil (SPD), Franziska Giffey (SPD), Andreas Scheuer (CSU) und Svenja Schulze (SPD).
Feierlicher Termin am 14. März 2018 im Schloss Bellevue in Berlin (v.l.n.r.): Helge Braun (CDU), Gerd Müller (CSU), Anja Karliczek (CDU), Jens Spahn (CDU), Katarina Barley (SPD, inzwischen nach Brüssel gewechselt), Julia Klöckner (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Heiko Maas (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Olaf Scholz (SPD), Horst Seehofer (CSU), Peter Altmaier (CDU), Hubertus Heil (SPD), Franziska Giffey (SPD), Andreas Scheuer (CSU) und Svenja Schulze (SPD). © dpa | Bernd von Jutrczenka
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Merkel schwört auf die Verfassung – „so wahr mir Gott helfe“

Zurück im Bundestag sitzt sie dann minutenlang allein auf der violetten Regierungsbank. Nur einmal in vier Jahren gibt es dieses Motiv. Sie ist schon zur Kanzlerin gewählt, ernannt, aber noch nicht vereidigt. Dann nimmt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ihr den Amtseid ab, hält ihr eine Erstausgabe der Verfassung vor.

Schäuble und Merkel kennen sich lange, sehr lange. „Geht es auf die Entfernung?“, fragt der ehemalige Finanzminister die kurzsichtige Merkel. „Geht schon“, schmunzelt diese und schwört dann auf die Verfassung, dass sie ihre Kraft „dem Wohle des deutschen Volkes“ widmen, seinen Nutzen mehren und Schaden von ihm wenden werde. Zudem verspricht sie, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes zu wahren und zu verteidigen und ihre Pflichten gewissenhaft zu erfüllen. Sie beendet ihren Amtseid mit den Worten „So wahr mir Gott helfe“. Schäuble wünscht ihr im Anschluss „alles Gute auf ihrem schweren Weg“.

Merkel für vierte Amtszeit als Bundeskanzlerin vereidigt

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    Steinmeier mahnt: Bundesregierung muss sich neu und anders bewähren

    Erneut fährt Merkel, diesmal mit ihren künftigen Ministern, zum Amtssitz des Bundespräsidenten, wo nun die 15 Bundesminister offiziell ernannt werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der die große Koalition nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche von Union, Grünen und FDP geschmiedet hat, spricht zu dem neuen Kabinett: „Vergangene Woche ging bei den allermeisten ein Aufatmen durchs Land – das war deutlich zu spüren. Es ist gut, dass die Zeit der Ungewissheit und Verunsicherung vorbei ist.“ Doch um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, „wird ein schlichter Neuaufguss des Alten nicht genügen“. Diese Regierung müsse sich neu und anders bewähren, mahnt der Bundespräsident.

    Einer muss mit dem Tag der Vereidigung noch eine Wette einlösen: Unionsfraktionschef Kauder muss nach der Regierungsbildung bald in seiner roten Lederjacke in Berlin auftreten, so wie er es unlängst im Falle des Zustandekommens der neuen großen Koalition versprochen hatte. „Da müssen Sie noch ein bisschen warten, aber es kommt.“ Er wird die Jacke gern tragen.