Washington. US-Präsident verteidigt immer wieder männliche Mitarbeiter oder Parteifreunde, denen Gewalt oder sexuelle Belästigung vorgeworfen wird.

Mag der sprunghafte Wechsel von Überzeugungen auch Donald Trumps Markenzeichen sein: Geht es um Fälle von sexueller Gewalt oder Belästigung, wie sie seit der Causa Harvey Weinstein durch die #MeToo-Bewegung regelmäßig skandalisiert werden, legt Amerikas Präsident eine auffallende Konstanz an den Tag. Wenn nicht demokratische Abgeordnete oder illegale Einwanderer tatverdächtig sind, ist Trump mit seinen Kommentaren regelmäßig aufseiten der Männer zu finden.

So auch im aktuellen Skandal um Rob Porter. Obwohl Polizeiberichte, Opferaussagen und Fotos nahelegen, dass der 40-Jährige gegen zwei Ex-Frauen gewalttätig geworden ist, hält Trump zu seinem zurückgetretenen Stabssekretär. Er wünschte Porter eine „wundervolle Karriere“, lobte dessen Arbeit und wies darauf hin, dass sich der jetzige Liebespartner von Trumps wichtigster Vertrauten, Hope Hicks, für unschuldig erklärt hat.

Am Wochenende sprach Trump davon, dass „durch eine bloße Anschuldigung“ das „Leben von Menschen zertrümmert wird“ und beklagte einen Niedergang der „Rechtsstaatlichkeit“.

Trump stellt sich hinter seine Freunde

Auf das Schicksal der Ex-Ehefrauen Porters ging er mit keinem Wort ein. Sie hatten gegenüber Medien detailliert und bewegend ihre Erlebnisse geschildert. Kein Einzelfall. Als sein früherer Wahlkampfmanager Corey Lewandowski 2016 eine Reporterin packte und zu Boden riss, sagte Trump, die Wunden am Arm der Frau könnten schon vorher bestanden haben.

Als der inzwischen verstorbene Oberboss des TV-Kanals Fox News, Roger Ailes, und der frühere Starmoderator Bill O’Reilly über mehrere Fälle der sexuellen Belästigung stolperten, stellte Trump beiden Herren, mit denen er über Jahre freundschaftlich verbunden war, Unbedenklichkeitsbescheinigungen aus. „Ich glaube nicht, dass sie etwas falsch gemacht haben.“

Frauen wurden außergerichtlich entschädigt

Dass Fox News für Ailes und O’Reilly zweistellige Millionensummen zahlte, mit denen betroffene Frauen außergerichtlich entschädigt wurden, blendete Trump aus.

Weitere Beispiele: Dass sein ehemaliger Chefberater Steve Bannon häuslicher Gewalt gegen seine Ex-Frau beschuldigt wurde, verstellte dem radikalen Nationalisten nicht den Weg ins Weiße Haus. Und Andy Puzder wurde nur deshalb nicht Arbeitsminister, weil er selbst zurückzog. Dass der Geschäftsmann seine frühere Frau geprügelt haben soll, störte Trump nicht.

Roy Moore soll minderjährige Frauen sexuell bedrängt haben

Vor dem Fall Rob Porter schlug Trumps Solidaritätsadresse an den gescheiterten republikanischen Senatskandidaten aus Alabama, Roy Moore, hohe Wellen. Der umstrittene Ex-Verfassungsrichter wird beschuldigt, früher bevorzugt junge, sogar minderjährige Frauen regelmäßig sexuell bedrängt zu haben. Die Opfer gingen Ende 2017 unter Tränen in die Öffentlichkeit. Trump stellte ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel und zitierte stattdessen Moore. „Er bestreitet das total. Er sagt, es hat nie stattgefunden.“

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Demokratische Kongressabgeordnete wie Kathleen Rice erklären sich die parteiische Haltung Trumps durch die gegen ihn selbst laufenden Vorwürfe. Über 20 Frauen haben seit Beginn des Wahlkampfs angegeben, dass sie von ihm belästigt wurden. Trump und das Weiße Haus bestreiten die Anschuldigungen rigoros: „Nichts vom dem ist passiert. Ich tue so was nicht“, sagte Trump der „New York Times“.