Washington. Fed-Direktor Jerome Powell rückt an die Spitze der US-Notenbank auf. US-Präsident Donald Trump nominierte ihn als künftigen Fed-Chef.

Stabwechsel bei der US-Notenbank: Die Fed soll künftig von dem langjährigen Direktor Jerome Powell geführt werden. US-Präsident Donald Trump nominierte den 64-Jährigen am Donnerstag als Nachfolger der amtierenden Chefin Janet Yellen, deren Mandat Anfang Februar 2018 abläuft. Powell sei für die Führungsaufgabe bestens geeignet, engagiert und klug, sagte Trump.

„Er wird die Führungsstärke zeigen, die wir brauchen“, sagte Trump. „Es gibt wenige Positionen, die wichtiger sind als diese“, betonte der Präsident. Powell habe gezeigt, dass er ein Mann des Konsens sei, der die Wirtschaft durch alle Herausforderungen führen könne. „Ich hoffe, der Senat wird ihn schnell bestätigen.“

Powells Berufung gilt als Signal geldpolitischer Kontinuität: Er hat als Direktoriumsmitglied alle geldpolitischen Entscheidungen der vergangenen Jahre mitgetragen. Der Republikaner dürfte somit als künftiger Fed-Chef den Kurs behutsamer Zinserhöhungen fortsetzen, falls er vom US-Senat bestätigt wird. Der Jurist gilt als Kompromisskandidat, den Republikaner und Demokraten gleichermaßen akzeptieren können.

Jerome Powell arbeitete unter George H.W. Bush

Vor seiner 2012 begonnenen Aufgabe in der Notenbank hat der 64 Jahre alte Jurist Powell eine erfolgreiche aber dennoch wechselvolle Karriere in der Finanzwelt hingelegt. Als Wirtschaftsanwalt gestartet, arbeitete er in den 1990er Jahren für das US-Finanzministerium unter Präsident George H.W. Bush. Später scheffelte er Millionen als Investmentbanker.

Als Advokat beim Thinktank Bipartisan Policy Center versuchte er später erfolgreich, die Spannungen zwischen republikanischer Parlamentsmehrheit und demokratischer Führung unter Barack Obama um die Schuldenobergrenze zu lösen - und trug damit seinen Teil dazu bei, dass es nicht zu einem Regierungsstillstand kam.

Powell ist kein Spalter, eher ein Brückenbauer

Weggefährten beschreiben Powell als einen ruhigen, ausgleichenden Mann mit guten Manieren. Niemals würde er aufbrausen, Powell ist kein Spalter, eher ein Brückenbauer.

Die „Washington Post“ bezeichnete ihn als „nervtötend normal“. Powell wohnt in Chevy Chase, einer guten Gegend nahe Washington, spielt Golf und hat eine seltsame Angewohnheit: Er wiederholt gern die Sätze seiner Gesprächspartner.

Diese Aufgaben hat die Fed

Die amerikanische Notenbank kann über die Instrumente Zinsen und Geldmenge wirtschaftliche Entwicklungen und Entscheidungen in der ganzen Welt mitprägen. Ihr Chef gehört zu den einflussreichsten wirtschaftlichen Akteuren überhaupt.

Auch der Außenwert des US-Dollars, in dem sich etwa viele Länder verschuldet haben, hängt maßgeblich von der Politik der Fed ab. Die Devisenkurse sind zudem ein wichtiger Faktor in den internationalen Handelsströmen. Unmittelbar vor der Personalentscheidung hatte die Notenbank in Washington ihren Leitzins am Mittwoch erwartungsgemäß unangetastet gelassen.

Die Fed blickt derzeit mit Sorge auf die Daten zur Teuerung, die trotz der günstigen Wachstums- und Arbeitsmarktbedingungen nicht in gewünschtem Maße anzieht. „Die Inflation für Güter mit Ausnahme von Nahrungsmitteln und Energie ist weiterhin schwach“, hieß es in einer Mitteilung. (dpa/rtr)