Washington. Die Show-Effekte des US-Präsidenten sind brandgefährlich. Die Spannungen zwischen Pjöngjang und Washington können leicht eskalieren.

Jeder amerikanische Präsident lernt per definitionem sozusagen bei der Arbeit – „on the job“. Weil die Herausforderungen des Amtes mit dem hässlichen Gewürge des Wahlkampfes nicht das Geringste zu tun haben.

Aber Donald Trump lernt nicht. Er schauspielert den Wandel nur. Er testet, wie die Öffentlichkeit reagiert, wenn er am Sonntag das Gegenteil (wir sind wieder Weltpolizist und Schutzmacht) von dem verkündet, was noch am Samstag galt (wir halten uns so gut es geht raus – America first!). Die Lernkurve, die ihm manche bereitwillig attestieren, ist in Wahrheit Pose.

Bei innenpolitischen Konflikten, seien es die Pannen bei der Gesundheitsreform oder beim Einreisebann für Muslime, sind Niederlagen und Rückzieher ein Ärgernis für Amerikaner. Auf der Weltbühne können die Konsequenzen einer Kehrtwende die ganze Menschheit treffen.

Tomahawks und Megabombe werden keine Veränderung hervorrufen

Darum ist das auf Kraftmeierei, Show-Effekte und Verwirrung setzende Gebaren des US-Präsidenten in Nordkorea, Syrien und letztlich auch Afghanistan so brandgefährlich.

Weder 59 Tomahawks auf Assads Flugplätze noch eine militärstrategisch unnütze Megabombe über den Tunneln von Dschihadisten am Hindukusch werden bei den Adressaten eine Verhaltensänderung auslösen. Der Diktator in Damaskus ist nach sechs Jahren und 500.000 Toten nicht zu erschüttern, solange Moskau und Teheran die Hand über ihn halten. In Afghanistan haben die Amerikaner in 16 Jahren die Bruttosozialprodukte mehrerer europäischer Kleinstaaten verbombt. Ohne Erfolg, wie das Erstarken der Taliban beweist.

Bei China ändert Trump wieder seine Meinung aus dem Wahlkampf

Besonders prekär ist die Haltung des neuen Präsidenten zu Nordkorea. An die Stelle der strategischen Geduld (plus Sanktionen) unter Obama ist Trumps lautstarkes Proklamieren einer nuklearen Hauruck-Entmilitarisierung der koreanischen Halbinsel getreten. Via Twitter. Tenor: Nordkorea sucht Ärger. Wenn China nicht hilft, lösen wir das Problem allein. Wozu diese politische Aktionskunst im Duktus von Halbstarken? In Wirklichkeit wird hinter den Kulissen doch längst „gedealt“.

Trump ist willens, sein Feindbild aus dem Wahlkampf zu beerdigen und China in Sachen Handel und Währung mit Nachsicht zu begegnen. Wenn Peking als Gegenleistung den widerspenstigen Kim Jong-un zur Räson bringt. Ob die Rechnung aufgehen kann, weiß heute noch niemand.

Probleme müssen mit Diplomatie gelöst werden

Probieren muss man es trotzdem. Aber nicht auf dem Marktplatz. Und nicht mit widersprüchlichen Signalen und ständigem Drohen in Interviews und Textmitteilungen. Sondern auf den stillen Bahnen der Diplomatie. Nur hier ist der Gesichtsverlust, den Donald Trump in seiner Ich-Bezogenheit bisher noch fast jedem Verhandlungspartner beigebracht hat, kontrollierbar.

Auf dem Spiel steht viel: Was, wenn Nordkorea den sechsten Atomwaffentest durchführt und die USA darauf militärisch analog zu Assad und Afghanistan reagieren? Dem Versprechen des besonnenen Verteidigungsministers James Mattis, dass „nichts außer Kontrolle geraten wird“, kann man schwer glauben, wenn aus Regierungskreisen (inzwischen dementierte) Gerüchte über einen Präventivschlag gestreut werden. Ein solcher Akt wäre töricht und der erste Schritt in eine Spirale der Eskalation in Asien und darüber hinaus.

Trump hat mit seiner Methode schon oft Schiffbruch erlitten

Was nottut, ist dagegen eine Strategie, die Ziele und Wege zur Lösung des Konflikts nicht nur in Nordkorea beschreibt und internationale Partner einbindet.

Sprich: Berechenbarkeit und Verlässlichkeit. Also Schluss mit der Zockermethode Versuch und Irrtum. Mit der hat Trump schon als Geschäftsmann oft Schiffbruch erlitten. Als Präsident sollte ihm jeder Einsatz, bei dem es um Krieg und Frieden geht, zu hoch sein.