Hamburg. Solidaritätswelle gegen Fremdenhass nach fremdenfeindlichen Angriffen. Länder rechnen mit einer Million Migranten.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) will die Qualifikationen von Flüchtlingen systematisch erfassen lassen. Auf dieser Grundlage sollten sie etwa in den Sparten Gastronomie und Altenpflege für die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarkts weitergebildet werden, sagte Scholz dem „Focus“. Die Menschen, die nach Deutschland kämen, hofften auf ein besseres Leben. Die sich daraus entwickelnde Dynamik gelte es zu nutzen.

Nach den fremdenfeindlichen Angriffen auf zahlreiche Asyl-Unterkünfte kommt in Deutschland eine breite Welle von Solidaritätskundgebungen für Flüchtlinge ins Rollen. In zahlreichen Städten setzten Bürger bei Demonstrationen und Kundgebungen ein Zeichen gegen Fremdenhass. Vertreter aus Politik und Gesellschaft riefen am Wochenende zu einem nationalen Kraftakt gegen Fremdenfeindlichkeit und zur Integration von Flüchtlingen auf.

Tausende bei Abendblatt-Spendenaktion

Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab
Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden © Andreas Laible
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei © Ralf Nehmzow
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an © Ralf Nehmzow
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld © Miguel Brusch
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee © Miguel Brusch
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld © HA/ | Miguel Brusch
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen © Miguel Brusch
Die Spenden werden in Lkw geladen
Die Spenden werden in Lkw geladen © Miguel Brusch
Tüten voller Spenden wurden abgegeben
Tüten voller Spenden wurden abgegeben © Miguel Brusch
Die meisten Menschen spendeten Kleidung
Die meisten Menschen spendeten Kleidung © Miguel Brusch
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße © HA/ | Miguel Brusch
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge © HA | Miguel Brusch
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr © HA | Miguel Brusch
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben © HA | Miguel Brusch
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern © HA | Miguel Brusch
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen © HA | Miguel Brusch
Und wenig später ...
Und wenig später ... © Miguel Brusch
...bildeten sich schon lange Schlagen
...bildeten sich schon lange Schlagen © Miguel Brusch
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an © Miguel Brusch
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt © Miguel Brusch
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht © HA | Miguel Brusch
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben © HA | Miguel Brusch
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Vizekanzler Sigmar Gabriel bezeichnete die fehlende Gemeinsamkeit in Europa in der Flüchtlingskrise als Schande. Europa drohe am skandalösen Umgang mit der Migration zu scheitern, sagte der SPD-Chef in Berlin. Finanzminister Wolfgang Schäuble mahnte, die Art und Weise, wie Deutschland die Aufgabe meistere, werde das Land für die Zukunft prägen. „Am Geld wird es nicht scheitern, in der glücklichen Lage sind wir“, versicherte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“. Gabriel zeigte sich zuversichtlich, dass es beim bevorstehenden Flüchtlings-Gipfel von Bund und Ländern gelingen werde, ein wirksames Paket von Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen auf den Weg zu bringen: Von der Unterstützung der Gemeinden bei der Erstaufnahme bis hin zum Wohnungsbau und Bildungschancen für Flüchtlinge.

Inzwischen rechnen einige Bundesländer mit bis zu 200.000 Flüchtlingen mehr als von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) prognostiziert. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sagte dem hr-Fernsehen, er gehe von einer Million Asylsuchenden und Flüchtlingen aus. Sein Brandenburger Kollege Dietmar Woidke (SPD) sagte dem „Tagesspiegel am Sonntag“, auch Brandenburg stelle sich vorsorglich auf mehr Asylbewerber ein. „Ich schließe nichts aus, auch nicht die Million“, sagte er.