Auf dem Datenträger konnte ein früheres Bekennervideo der Neonazi-Terrorgruppe gesichert werden. Es enthielt überraschende Hinweise.

Karlsruhe/Berlin. Die Ermittler der Bundesanwaltschaft setzen im Fall der mutmaßlichen Neonazi-Terroristen auf die Auswertung einer sichergestellten Festplatte. Sie konnte rekonstruiert werden und bot zwei ältere Bekennervideos. Im Zuge der Funde wiedersprach Generalbundesanwalt Harald Range Berichten, in denen kolporiert wurde, die Vorwürfe gegen die Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) seien ins Wanken gekommen. Stattdessen sei er "zuversichtlich, dass wir am Ende mit den Mitteln des Rechtsstaats diese Verbrechen aufklären werden".

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am Mittwoch über angebliche Schwierigkeiten bei den Ermittlungen berichtet. „Veröffentlichte Mutmaßungen anderer können die Ermittlungen der Wahrheit nur stören oder sogar vereiteln“, sagte Range dazu.

Sein Stellvertreter Rainer Griesbaum, Leiter der Terrorismusabteilung, erhofft sich Fahndungsfortschritte von einer Computerfestplatte, die in dem ausgebrannten Haus der Gruppe gefunden und deren Dateien jetzt gerettet werden konnten. „Es gibt auf dieser Festplatte noch eine Menge an Beweismitteln, die uns weiterbringen werden.“

Aus den gesicherten Versionen des Bekennervideos ginge hervor, dass das Trio spätestens seit 2001 unter dem Namen Nationalsozialistischer Untergrund agiert habe. Insgesamt sei ein Datenvolumen von 270 Gigabyte sichergestellt worden, sagte Griesbaum. „Lassen Sie uns das in Ruhe auswerten, bewerten und abgleichen.“

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Derzeit führt die Bundesanwaltschaft insgesamt sieben Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit den Taten – dazu sollen zehn Morde gehören – des NSU. Fünf Beschuldigte sind in Untersuchungshaft, darunter Beate Zschäpe, die gemeinsam mit den toten mutmaßlichen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den NSU gegründet haben soll. Die Bundesanwaltschaft ermittle gegen Zschäpe aber auch wegen einer möglichen direkten Beteiligung an den Mordtaten und Sprengstoffanschlägen des NSU, sagte Griesbaum.

Das neu entdeckte Video sei „deutlich aggressiver“ gestaltet als der bereits bekannte Film, erklärte Griesbaum. Das Paulchen-Panther-Motiv fehle, allerdings ende es mit dem Spruch der Fernsehserie: „Heute ist nicht alle Tage – wir kommen wieder, keine Frage!“ Das Video zeige ein Feld mit insgesamt 14 Schaltflächen, von denen noch 9 frei waren. Es sei bislang nicht klar, ob insgesamt 14 Morde geplant gewesen seien.

In fünf Sequenzen würden die bis dahin begangenen Morde dargestellt, anschließend werde jeweils der Name des Opfers eingeblendet, mit dem Zusatz: „(...)ist nun klar, wie ernst uns der Erhalt der deutschen Nation ist“.

Range setzt weiter auf die Hilfe der Bevölkerung. Bislang seien 569 Hinweise eingegangen – „und das schwillt noch an“. Er verurteilte erneut die Motive der Terroristen. Aus den Taten spreche eine „Gesinnung, die Menschen nichtdeutscher Herkunft jedes Lebensrecht abspricht“, sagte Range.

Den Mordanschlag auf die Polizisten in Heilbronn – bei dem eine Polizistin getötet und ihr Kollege schwer verletzt wurde – erklärte Range damit, dass die Beamten „als Repräsentanten der wehrhaften Demokratie für die Verteidigung unserer Grundwerte einstanden“. Er widersprach damit indirekt Berichten über eine angebliche Beziehungstat.