Rund 100.000 Kremlgegner haben in Moskau gegen Fälschungen bei der Parlamentswahl protestiert. Größte Demo seit mehr als zehn Jahren.

Moskau. In Moskau haben rund100.000 Regierungsgegner gegen Fälschungen bei der russischen Parlamentswahl protestiert. Den Angaben der Veranstalter der Demonstration strömten auch nach Beginn der genehmigten Kundgebung noch immer Tausende zu dem Versammlungsort im Herzen der russischen Hauptstadt. Damit war es die größte Demonstration seit mehr als einem Jahrzehnt.

Alte und junge Menschen protestierten bei Schneetreiben und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt friedlich gemeinsam, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur dpa. Die Polizei sprach von etwa 25 000 Demonstranten.

"Heute ist ein glücklicher Tag“, sagte der Regierungskritiker und frühere Regierungschef Michail Kasjanow. "Wenn hier heute 100.000 Menschen sind, sind es morgen eine Million!“ Dies könne zu einem Wendepunkt der russischen Politik werden. Zwischenfälle gab es zunächst nicht. Der Menschenrechtsbeauftragte der russischen Regierung, Wladmir Lukin, lobte die Polizei für ihre "gute Arbeit“. Insgesamt waren 52.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Wegen des Massenandrangs sei das Mobilfunknetz am Versammlungsort auf einer Insel im Fluss Moskwa immer wieder gestört, teilte der Telefonanbieter MTS nach Angaben des kremlkritischen Internetportals kasparov.ru mit. Die Belastung entspreche der am Silvesterabend.

Auch in zahlreichen anderen russischen Städten demonstrierten tausende Regierungsgegner. Allein in der zweitgrößten Stadt St. Petersburg gingen etwa 5000 Menschen bei einer genehmigten Demonstration auf die Straße, wie die Agentur Interfax meldete. Eine nicht erlaubte Kundgebung wurde von der Polizei aufgelöst und gut ein Dutzend Menschen festgenommen. (abendblatt.de/dpa)