Verkehrsminister Ramsauer erklärt Bahn-Probleme zur Chefsache. Neue Fahrzeuge sollen kommen, ob sie Winterfest sind bleibt dennoch ungewiss.

Berlin. Die Bahn kann auf etwas Verstärkung für ihre Flotte hoffen – im kommenden Winter bleiben die dringend benötigten Reserven als Ersatz bei Störungen aber zu klein. Von den lange überfälligen Regionalzügen „Talent 2“ sollen 60 zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember regulär einsetzbar sein, wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Donnerstag nach einem Spitzentreffen mit Fahrzeugindustrie und Bahn in Berlin sagte. Bahnchef Rüdiger Grube machte aber klar, dass den Kunden wegen weiter fehlender Ersatzzüge bei Eis und Schnee „kein hundertprozentiges Leistungsversprechen“ gegeben werden könne.

Dem bundeseigenen Konzern machen teils monatelange Wartezeiten bei Großaufträgen für Regional- und Fernzüge zu schaffen. Das erschwert den Aufbau einer Fahrzeugreserve. Hintergrund von Verzögerungen sind teils massive technische Schwierigkeiten bei der Entwicklung, weshalb sich die Zulassung hinzieht.

Die „Talent-2-Regionalzüge“ waren ursprünglich schon 2009 erwartet worden. Bis Ende dieses Jahres wollte die Bahn eigentlich 178 in der Flotte haben. Inzwischen sind rund 100 Exemplare fertig. Sie werden von der Bahn aber nicht übernommen, da sie vorerst statt 160 nur 140 Kilometer pro Stunde fahren dürften. Inzwischen hat die Bahn einige Züge gemietet und macht Testfahrten. Der Präsident des Eisenbahn-Bundesamts, Gerald Hörster, äußerte sich optimistisch, dass die Zulassung für Tempo 160 bis Mitte Dezember möglich sei.

Auch die Auslieferung von 16 neuen ICE-3-Zügen, die ursprünglich im Dezember beginnen sollte, muss verschoben werden. Sie soll nun im Februar anlaufen. Ramsauer sagte, voraussichtlich bis August solle „ein Großteil“ einsatzfähig sein. Der Hersteller Siemens bedauerte die Lieferverzögerung. Die Zulassung neukonstruierter ICE-Achsen wird bis November erwartet, dann soll der Einbau nach und nach in den Fahrplan eingepasst werden. Anlass war der Achsbruch eines ICE 2008. Seitdem müssen die Hochgeschwindigkeitszüge öfter zu Untersuchungen als vorgesehen in die Werkstätten und fehlen so auf der Schiene.

Grube machte deutlich, dass die Bahn für die Lieferverzögerungen bei den Herstellern Vertragsstrafen geltend machen werde. Zur Höhe äußerte er sich nicht. Es sei ärgerlich, dass die Verfügbarkeit der Flotte nicht wie geplant zu verbessern sei. Deshalb könne er für einen erneuten strengen Winter Störungen wie zuletzt mit Ausfällen und Verspätungen nicht ausschließen. Fünf zusätzliche Anlagen sollen aber helfen, vereiste Züge in Werkstätten schneller abzutauen.

Ramsauer kündigte an, Lösungen für die andauernden Technik- und Auslieferungsprobleme zur Chefsache zu machen. Er selbst und sein Haus wollten Fortschritte alle vier Wochen kontrollieren. Dazu seien Anfang Oktober, November und Dezember Termine vereinbart worden. (dpa)