Trotz vieler Schwachpunkte bewerten Bahnreisende Service und Qualität auf den Fernstrecken in Deutschland noch insgesamt positiv

Berlin. Die größten Ärgernisse für Fernreisende der Bahn sind einer Studie zufolge schmutzige Toiletten und Informationsmängel. Überwiegend zufrieden zeigten sich die Bahnfahrer mit der Sauberkeit der Bahnhöfe, dem Speise- und Getränke-Service und der Freundlichkeit des Zugpersonals. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) untersuchte in seinem Bahntest 2011, den er in Berlin vorstellte, Service und Qualität in ICE sowie Inter- und Eurocity (IC/EC). Dazu protokollierten die Teilnehmer 1400 Fahrten von April bis September. "Die Bahn ist besser als ihr Ruf", sagte der VCD-Vorsitzende Michael Ziesak.

Kompetenz und Freundlichkeit der Zugbegleiter wurden von den Fahrgästen im Durchschnitt mit der Schulnote 2,1 bewertet. Bei Ausstattung und Zustand der Züge erhielten die ICE eine 2,2 und die Intercity eine 2,7. Knapp 56 Prozent der Befragten gaben dem Intercity eine schlechtere Note als 2. Überraschend sei das nicht, denn im Durchschnitt seien die IC und EC 40 Jahre alt. "Die Bahn hat zu lange damit gewartet, neue Züge zu bestellen", kritisierte VCD-Bahnexpertin Heidi Tischmann.

Die Bahn wies dies zurück. Im Frühjahr 2012 beginne die Modernisierung des Innenraums von etwa 800 IC-Wagen. Von Dezember 2013 an sollen 27 Doppelstockwagen als IC eingesetzt werden, sagte eine Sprecherin. Und 2016 soll die neue Fernzugflotte ICx kommen – für den Verkehrsclub viel zu spät. "Die Bahn ist auf Verschleiß gefahren“, sagte Ziesak. Die Folgen hätten die Fahrgäste zu tragen.

Die Sauberkeit der Toiletten in Intercity-Zügen wurde mit 3,1 bewertet, die in ICE mit 2,7. Tischmann verlangte, die WCs häufiger zu reinigen – auch während der Fahrt – und dafür mehr Personal einzusetzen. Ein Bahnsprecherin sagte, die Toiletten würden unterwegs bereits regelmäßig kontrolliert und gereinigt.

Bei den Informationen über Verspätungen und andere Störungen sieht die Bahn selbst "einen Punkt, wo wir noch besser werden müssen". Dies sei Teil der laufenden Service-Initiative, bei der auch mehr Personal eingesetzt werde. In der Studie erhielten die Auskünfte im Zug zu Abweichungen vom Fahrplan lediglich die Note 3,2.

Laut VCD-Untersuchung kommen 67,2 Prozent der Fernzüge pünktlich an – 32,8 Prozent waren demnach bei der Ankunft sechs Minuten oder mehr verspätet. Die Deutsche Bahn veröffentlichte für April bis September monatliche Pünktlichkeitswerte zwischen 78,5 und 81,9 Prozent . Der Verkehrsclub erklärte den Unterschied damit, dass die Bahn an jeder Station einer Fahrt die Pünktlichkeit messe. Der Club habe hingegen nur die Werte am Zielort des jeweiligen Fahrgastes in die Statistik aufgenommen. (dpa)