Erst kam ein Selbstmordattentäter, dann verschanzten sich seine Komplizen und schossen um sich. Attentat mit symbolischer Bedeutung.

Kabul. Ein Selbstmordkommando der Taliban hat das britische Kulturinstitut in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen und mindestens zehn Menschen getötet. Unklar blieb zunächst, ob Ausländer unter den Opfern waren. Der Sprecher des Innenministeriums, Sediq Sediqqi, sagte: „Wir kennen die Identitäten dieser Individuen nicht, untersuchen sie aber.“ Außerdem seien zwei Selbstmordattentäter ums Leben gekommen. Die Gefechte dauerten bis zum Vormittag an. Mindestens ein Aufständischer hatte sich nach Angaben des Innenministeriums auf dem Gelände im Viertel Karte-Parwan in der Innenstadt verschanzt. Ein Angehöriger einer afghanischen Spezialeinheit am Tatort sagte ein Sprecher einem Reporter der dpa.

Unter den Toten seien zwei Wachmänner des British Council, ein Polizist und ein Zivilist. Die Nationalität des Zivilisten war zunächst nicht bekannt. Der private Sender Channel 1 berichtete, auf dem Gelände hielten sich Ausländer auf.

Ein Mitarbeiter des Geheimdienstes NDS am Tatort sagte, ein erster Angreifer habe sich in seinem mit Sprengstoff beladenen Wagen vor dem Tor des British Council in die Luft gesprengt. Damit habe er seinen Mitkämpfern Zugang zu dem Gelände verschafft. Anwohner berichteten von zwei Explosionen am frühen Morgen. Gegen 10 Uhr Ortszeit kam es zu einer dritten Detonation. Augenzeugen sagten, neben afghanischen Sicherheitskräften würden auch ausländische Truppen gegen die Angreifer eingesetzt.

Die Taliban bekannten sich zu der Tat. „Dieser Angriff ist eine Botschaft der Taliban an die britischen Invasoren anlässlich des Unabhängigkeitstages, an dem sie vor 92 Jahren gegen die tapferen Mudschaheddin verloren“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid per Telefon. Afghanistan beging am Freitag seinen Unabhängigkeitstag.

Das Land gehörte zwar nie zum britischen Imperium. Die Briten erkannten am 19. August 1919 nach dem dritten afghanisch-britischen Krieg in einem Abkommen aber endgültig die Unabhängigkeit des Landes an. Mit 9500 Soldaten ist Großbritannien derzeit der größte Truppensteller in Afghanistan nach den USA. Der British Council ist Großbritanniens internationale Organisation für Bildung und Kultur. Er ist vergleichbar mit dem deutschen Goethe-Institut. (dpa/abendblatt.de)