Hoch und tief gleichzeitig? Immer mehr Kritik am Kompromiss des Schlichters. SPD-Minister Schmid stößt sich an „Erlöserfigur“ Geißler.

Stuttgart. Der Verkehrswissenschaftler Gerhard Heimerl, der Ende der 80er-Jahre die Idee eines Kombibahnhofs für Stuttgart entwickelt hatte, hält das Modell heute nicht mehr für optimal. Der Kombibahnhof sei gut, wenn man nur den Fernverkehr verbessern wolle. Betrachte man aber den gesamten Verkehrsknoten Stuttgart, sei ein kompletter Durchgangsbahnhof „deutlich überlegen“, sagte Heimerl der „Süddeutschen Zeitung“. Damit distanzierte er sich vom Kompromissvorschlag des Schlichters Heiner Geißler.

Heimerl sagte, es habe „gute Gründe“ gegeben habe, warum man seinen Vorschlag weiterentwickelt habe. Beispielsweise könnten Regionalzüge, die im Kopfbahnhof enden, bei einem Durchgangsbahnhof wie Stuttgart 21 weiterfahren. Zudem würde bei einem Kombibahnhof die Stadt auch in Zukunft von dem breiten Gleisfeld durchzogen, während man bei S 21 hundert Hektar Fläche gewinnen würde.

Baden-Württembergs Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) hält das Schlichtungsverfahren beim Bahnprojekt Stuttgart 21 für gescheitert. „Die Stuttgarter Schlichtung war extrem von der Person Heiner Geißlers abhängig“, sagte der Vize-Ministerpräsident der rot-grünen Koalition der „Süddeutschen Zeitung“. „Demokratien sollten aber ohne Erlöserfiguren auskommen. Auch hat Geißlers Sprachgebrauch – etwa ,Friede für Stuttgart’ oder ,der totale Krieg’ – ein rationales Verfahren erschwert.“

Schmid stört sich auch daran, dass Geißler von dem Projekt „Premiumqualität“ verlangt habe: „Es kann nicht sein, dass an S 21 ein anderer Maßstab angelegt wird als an die übrigen in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommenen Projekte“, sagte Schmid, dessen Partei im Gegensatz zu den Grünen das Bauprojekt befürwortet. (dpa/abendblatt.de)