Hintergrund ist die wachsende Gefahr für die Bundeswehr-Soldaten. US-Präsident Obama will bald einen detaillierten Abzugsplan vorlegen.

Masar-i-Scharif/Kabul. Zwei Wochen nach einer beispiellosen Anschlagsserie gegen die Bundeswehr in Afghanistan ist Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) zu einem Überraschungsbesuch am Hindukusch eingetroffen. Er landete am Freitagvormittag im Hauptquartier der Bundeswehr im nordafghanischen Masar-i-Scharif. Es ist der zweite Truppenbesuch de Maizières seit seinem Amtsantritt Anfang März. Die Bundeswehr hatte Ende Mai und Anfang Juni drei Anschläge innerhalb von neun Tagen zu verkraften. Dabei wurden vier Bundeswehrsoldaten getötet und zwölf verletzt, darunter der Kommandeur der Bundeswehr in Afghanistan, Generalmajor Markus Kneip.

De Maizière hatte bei der Trauerfeier für die Gefallenen einen Kurswechsel in der Afghanistan-Strategie ausgeschlossen. „Terroristen dürfen nie das letzte Wort haben“, sagte er. In Masar-i-Scharif gedachte de Maizière zunächst am Ehrenhain des Feldlagers der Gefallenen. 34 Bundeswehrsoldaten sind in den vergangenen zehn Jahren bei Gefechten oder Anschlägen in Afghanistan getötet worden, insgesamt kamen 52 deutsche Soldaten dort ums Leben. De Maizière ließ sich in Masar-i-Scharif über die aktuelle Lage und Operationsplanung informieren und unterrichtete die Soldaten über die Bundeswehrreform. Vor seinem Abflug hatte de Mazière verwundete Soldaten im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz besucht.

Bei einem Bombenanschlag im Süden Afghanistans ist derweil wieder ein Nato-Soldat getötet worden. Wie die internationale Schutztruppe Isaf mitteilte, kam er bereits am Donnerstag ums Leben. Einzelheiten, etwa zur Nationalität des Opfers, wurden nicht genannt. In diesem Monat sind damit in Afghanistan 30 Nato-Soldaten getötet worden, in diesem Jahr waren es bislang 236.

US-Präsident Barack Obama will nach Angaben seines Sprechers bald die Einzelheiten für den geplanten Truppenabzug aus Afghanistan bekannt geben. Obama habe mit Kommandeur David Petraeus über das Thema gesprochen, sagte Sprecher Jay Carney. Der Abzug der US-Truppen soll im Juli beginnen. Petraeus ist Oberkommandeur von insgesamt 150.000 ausländischen Soldaten in Afghanistan, darunter auch den Bundeswehrtruppen. Nach der Tötung von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden steht Obama unter zunehmendem Druck des Kongresses, die Zahl der US-Soldaten am Hindukusch deutlich zu senken. (dpa/dapd/rtr)