Die Brennstäbe aus dem Reaktor müssen wieder ausgebaut werden. Hat Computerwurm Stuxnet das iranische Atomkraftwerk sabotiert?

Teheran. Der Iran muss sein erstes Atomkraftwerk wieder auseinander nehmen. Auf Rat russischer Ingenieure, die den Reaktor fertigstellen sollen, würden die Brennstäbe aus dem Inneren entfernt, sagte Ali Asghar Soltanieh, Irans Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien. Man brauche Zeit für zusätzliche Tests und „technische Operationen“. Für das umstrittene iranische Atomprogramm ist dies ein schwerer Rückschlag.

Was hinter den Schwierigkeiten steckt, ist unklar. Spekulationen reichen von den Spätfolgen eines Angriffs mit dem Computerwurm "Stuxnet" über ein normales technisches Problem bis zu bewusster Sabotage durch Russland, mit dessen Hilfe der Iran die Anlage baute. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern hatten sich in der letzten Zeit zunehmend verschlechtert. Russland hat mittlerweile anscheinend auch Zweifel am friedlichen Charakter des iranischen Atomprogramms.

Mit dem Bau des Atomkraftwerks war schon vor 35 Jahren begonnen worden, im Dezember 2010 sollte er ans Netz gehen. Die Anlage in Buschehr war 1974 unter dem Schah begonnen worden und sah ursprünglich zwei 1200 Megawatt-Reaktoren vor. Die damals mit dem Bau beauftragten deutschen Unternehmen Siemens und AEG-Telefunken zogen sich aber nach der Islamischen Revolution zurück. Erst 1995 erklärte sich Russland bereit, Buschehr in verringerter Form fertig zu bauen. Die Fertigstellung verzögerte sich jedoch immer wieder. Im August 2010 wurden schließlich die Brennstäbe geliefert.

Der damalige Chef des iranischen Atomprogramms, Ali Akbar Salehi, präsentierte die Fertigstellung des Reaktors im August als Sieg über die westlichen Staaten. Diese verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel des zivilen Atomprogramms am Bau einer Bombe zu arbeiten und verhängten scharfe Sanktionen. Der Iran weist die Vorwürfe zurück.

Zuletzt hatte der Computerwurm "Stuxnet" insgesamt 30.000 Rechner im Iran befallen und Steuerungssysteme von Industrieanlagen lahmgelegt. Betroffen waren auch Computer in Buschehr. Die iranischen Behörden streiten eine Verbindung zwischen dem Computerwurm und den Verzögerungen des Atomkraftwerkbaus ab. Zahlreiche Experten gehen davon aus, dass der Computerwurm von den USA und Israel entwickelt wurde, um das iranische Atomprogramm lahmzulegen.

Für den Betrieb des Druckwasserreaktors mit einer Leistung von 1000 Megawatt ist angereichertes Uran notwendig. Dies wird auch für den Bau von Atomwaffen verwendet, allerdings erst ab einem Anreicherungsgrad von rund 90 Prozent. Zwar hat sich Moskau bereit erklärt, den nuklearen Brennstoff zu liefern und Atommüll zurückzunehmen - doch vor allem die USA und Israel sind der Auffassung, das iranische Atomprogramm diene der Erlangung von Nuklearwaffen.