Das Land soll den mysteriösen Computerwurm in einer Atomanlage getestet haben. Der Virus legte Teile iranischer Atomanlagen lahm.

Washington/Jerusalem. Ende des vergangenen Jahres hat ein mysteriöser Computerwurm große Teile der iranischen Atomanlagen lahmgelegt. Doch woher der unter dem Namen Stuxnet bekannt gewordene Computerwurm kam, blieb unklar. Die "New York Times" berichtet nun von neuen Hinweisen. Dem Bericht zufolge sollen Israelis und Amerikaner den Wurm gemeinsam entworfen haben. Dieser soll dann sogar in der streng abgeriegelten Atomanlage Dimona in der israelischen Negev-Wüste getestet worden.

Wie die Zeitung am Sonntag berichtet, sollen in Dimona praktisch die gleichen Zentrifugen zur Urananreicherung wie in der iranischen Atomanlage Natans aufgebaut und Stuxnet daran getestet worden sein. Die Zeitung zitiert einen amerikansichen Atomexperten: "Um den Wurm zu testen, muss man die Maschinen kennen. Die Israelis testeten ihn aus, das ist der Grund, weshalb der Wurm so effektiv war.“ Der Der Nuklearreaktor in Dimona gilt als die am strengsten bewachte Einrichtung Israels.

Im Oktober hatten die Iraner zugegeben, dass Tausende Rechner in den Atomanlagen infiziert wurden. Rund ein Fünftel der iranischen Uranzentrifugen seien nach Angaben der "New York Times“ lahmgelegt worden. Dies hat das gesamte Programm zurückgeworfen. Das Blatt schreibt: Der Wurm sei "die raffinierteste Cyberwaffe, die je entwickelt wurde.“ Der Iran wird von vielen verdächtigt, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Nuklearenergie an Atomwaffen zu arbeiten.

Die "New York Times“ schreibt, dass ein US-Labor in Idaho Vorarbeit für den spektakulären Stuxnet-Angriff geleistet habe. Anfang 2008 habe es mit der deutschen Firma Siemens zusammengearbeitet, um Schwächen an Computerreglern zu identifizieren, die Siemens weltweit zur Betreibung von Industrie-Maschinerie verkaufe. Der US-Geheimdienst habe diese als wichtigen Teil der Ausrüstung in den iranischen Atomanlagen identifiziert. Das Labor in Idaho, das dem für die US-Atomwaffen zuständigen Energieministerium unterstehe, habe so gut versteckte "Löcher“ in dem Siemens-System gefunden. Im Jahr darauf seien diese von Stuxnet zum Angriff genutzt worden.

Vor zehn Tagen hatte der scheidende Leiter des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad gesagt, der Iran werde vor 2015 keine Atombombe besitzen. Für Verzögerungen machte er technische Schwierigkeiten sowie die westlichen Sanktionen verantwortlich. Falls der Druck des Westens anhalte, könne sich dieser Zeitpunkt sogar noch weiter verzögern, sagte Meir Dagan. Er riet auch von einem Angriff auf die iranischen Atomanlagen ab. Eine Attacke sei nur ratsam, falls Israel angegriffen werde oder direkter Gefahr ausgesetzt sei. (dpa/abendblatt.de)