Im Internet sind Dokumente über Julian Assange aufgetaucht. Der Wikileaks-Gründer fordert von Australien die Rückholung in die Heimat.

Stockholm,. Dieses Mal wurde der Spieß umgedreht: Normalerweise veröffentlicht Wikileaks-Gründer Julian Assange geheime Dokumente, nun sind vertrauliche Unterlagen über ihn im Internet aufgetaucht: AFP wertete am Freitag ein PDF-Dokument mit Unterlagen zu den schwedischen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Vergewaltigung und der sexuellen Nötigung gegen Assange aus. Sein schwedischer Anwalt hatte sie im November an die britische Verteidigerin des 39-Jährigen gefaxt.

Das 97 Seiten lange Dokument, in dem verschiedene Unterlagen zusammengefasst sind, wurde in dieser Woche auf einer Internetseite zum Datenaustausch online gestellt. Ursprünglich handelt es sich um ein Fax des schwedischen Anwalts Björn Hurtig an seine britische Kollegin Jennifer Robinson. Beide vertreten Assange. Auf der ersten Seite verweist Hurtig ausdrücklich darauf, dass die Unterlagen nur für Julian Assange „und sonst niemanden“ bestimmt seien.

In dem PDF-Dokument finden sich auch Polizei-Mitschriften zur Aussage eines der beiden mutmaßlichen Opfer, die Assange Vergewaltigung und sexuelle Nötigung vorwerfen. Zu dem Fall der mutmaßlichen Vergewaltigung enthält das Dokument einen Polizeibericht, der den Ablauf der vermeintlichen Tatnacht aus Sicht des mutmaßlichen Opfers rekonstriert.

Demnach hatten Assange und die Frau zunächst einvernehmlich Sex. Die Frau sei anschließend eingeschlafen und dann aufgewacht, als der Australier sich ihr erneut genähert habe. Nach einem kurzen Wortwechsel über die fehlende Verhütung habe die Frau nachgegeben, weil sie keine Lust mehr gehabt habe, auf ein Kondom zu dringen, heißt es in dem Bericht.

Die andere Frau beschuldigt Assange, absichtlich ein Kondom beschädigt zu haben, nachdem sie mehrfach auf geschützten Geschlechtsverkehr bestanden habe. In den Unterlagen findet sich dazu ein Untersuchungsbericht, in dem es heißt, das Kondom sei weder mit einer Schere noch mit einem Messer beschädigt worden, sondern schlicht „auseinandergerissen“ worden.

Assange sieht die Vorwürfe als Teil eines Komplotts und befürchtet eine Ausweisung in die USA, die ebenfalls rechtliche Schritte gegen ihn prüfen. Der Australier steht derzeit in Großbritannien unter Hausarrest. Ein Gericht soll am Montag über seine Auslieferung nach Schweden entscheiden.

Der 39-Jährige forderte die australische Premierministerin Julia Gillard in einer Videobotschaft auf, ihn in sein Heimatland zurückzuholen. Er und seine Mitstreiter seien in Großbritannien Todesdrohungen ausgesetzt, sagte er in dem Video, das die australische Tageszeitung „Sydney Morning Herald“ auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Gillards Regierung solle ihr „diplomatisches Schweigen“ beenden, ihn selbst „nach Hause bringen und unsere Landsleute schützen“, forderte Assange.

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Die international umstrittene Enthüllungsplattform WikiLeaks gehört offenbar zu den Kandidaten für den diesjährigen Friedensnobelpreis. Wie die Nachrichtenagentur NTB meldete, hat der Osloer Parlamentsabgeordnete Snorre Valen WikiLeaks offiziell beim Nobelinstitut vorgeschlagen. Der Linkssozialist sagte zur Begründung, WikiLeaks sei „einer der wichtigsten Beiträge dieses Jahrhunderts zu Meinungsfreiheit und Transparenz“.

Als jüngstes Beispiel verwies der Norweger auf die Enthüllung der persönlichen Bereicherung des tunesischen Ex-Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali. Dies habe zum Ende einer knapp 25 Jahre währenden Diktatur beigetragen. „WikiLeaks hat mit seinen Publikationen Korruption, Rechtsbrüche durch Regierungen und Unternehmen und vor allem auch gesetzwidrige Überwachung, Kriegsverbrechen und Folter durch eine Reihe von Staaten enthüllt“, erklärte Valen.

Die Nominierungsfrist für den Friedensnobelpreis läuft jedes Jahr am 1. Februar ab. Das Osloer Komitee gibt seine Entscheidung im Oktober bekannt. Im letzten Jahr wurde der inhaftierte chinesische Menschenrechtler Liu Xiaobo ausgezeichnet . Der Preis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert.

(AFP/abendblatt.de)