Der Chef der PISA-Studie 2010 bemängelt: „Irgendjemand entwirft einen Plan, der Lehrer muss ihn dann in der Klasse umsetzen.“

Frankfurt/Main. Die Auswahl der Lehrer in Deutschland muss nach Ansicht des Chefs der PISA-Studie, Andreas Schleicher, verbessert werden. „Man muss versuchen, die besten Köpfe für die Schulen zu gewinnen. Länder wie Finnland machen das recht erfolgreich vor“, sagte der OECD-Bildungs- und Statistikexperte der „Frankfurter Rundschau“. Deutschland bekommt an diesem Dienstag ein neues Zeugnis für die Leistungen seiner Schüler, wenn die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie von 2009 in Berlin vorgestellt werden. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Bayerns Ressortchef Ludwig Spaenle (CSU), sagte im Bayerischen Rundfunk, insgesamt scheine sich Deutschland in allen Feldern bewegt zu haben.

Schleicher kritisierte derweil, in Deutschland folge der Lehrerberuf oft noch dem Modell des Industriearbeiters. „Irgendjemand entwirft einen Lehrplan und der Pädagoge sitzt in seiner Klasse und soll das dann umsetzen“, sagte er. Fortschritte sieht Schleicher bei der Qualität der Ausbildung. Sie sei praxisorientierter als früher. Insgesamt habe der PISA-Test in Deutschland seit dem Start der ersten Runde im Jahr 2000 viel bewegt.

Als Beispiele nannte er die frühkindliche Bildung und die Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund. Positiv sei auch die Entwicklung von der Drei- zur Zweigliedrigkeit in manchen Bundesländern. „Die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen ist ein entscheidender Schritt, um Bildungsbarrieren abzubauen“, sagte Schleicher. Das werde sich langfristig auch in den Resultaten des internationalen PISA-Tests niederschlagen.

Spaenle unterstützte die Forderung, die Auswahl von Lehrern zu verbessern. Lehrer seien „die zentralen Persönlichkeiten im Bildungsgeschehen“. Im ARD-Morgenmagazin sagte der CSU-Politiker, nach der Präsentation der Studie müsse analysiert werden, wo Handlungsaufgaben seien. Es gebe „Licht und Schatten“. Es sei kein Geheimnis, dass die soziale Herkunft in Deutschland immer noch zu stark das Bildungsergebnis junger Menschen beeinflusse, fügte er hinzu. Dem müsse man sich in besonderer Weise widmen.

Für die internationale Untersuchung analysiert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Leistungen von Schülern im Alter von 15 Jahren. Forscher erstellen die Studie seit 2000 in einem Rhythmus von drei Jahren. Für die neue Untersuchung wurden rund 470.000 Schüler in 65 Ländern getestet – darunter alle 34 OECD-Länder. In Deutschland beteiligten sich rund 5000 Jugendliche an 223 Schulen.

Bereits vor der offiziellen Veröffentlichung der Studie wurde ein erster Trend bekannt. Die deutschen Schüler holen bei dem internationalen Ranking demnach langsam auf . Die neue PISA-Studie bescheinigt Deutschland deutliche Fortschritte gegenüber der ersten Untersuchung aus dem Jahr 2000. Bei der jüngsten Studie von 2009 haben sich die Jugendlichen in Mathematik und Naturwissenschaften erneut verbessert, beim Lesen sind die Fortschritte geringer. Auch die Chancenungleichheit je nach sozialer Herkunft ist weiter ein Problem.