Peinlichkeiten und Zwischenfälle gab es beim G20-Gipfel im südkoreanischen Seoul: Eine Demonstrantin zündete sich an, die Gastgeber verwechselten Australien und Österreich. Die EU stützt Merkels Kurs gegen die USA..

Seoul. Beim G20-Gipfel in der Hauptstadt Südkoreas, Seoul, kam es zu Protesten, Zwischenfällen und Peinlichkeiten. Am Donnerstag hat eine Frau versucht, sich vor dem Tagungszentrum der G20 in Seoul anzuzünden. Nach Angaben der Polizei überschüttete sie sich mit Farbverdünner und schrie: „Ich bin gegen die G20!“ Sicherheitsleute konnten die Frau überwältigen, bevor sie sich in Brand setzen konnte. Sie sei festgenommen worden und werde befragt. Die südkoreanischen Sicherheitskräfte sind in höchster Alarmbereitschaft, weil sich in der Hauptstadt zahlreiche Staats- und Regierungschefs aufhalten.

Zur Begrüßung der Weltelite hat die Stadtverwaltung von Seoul Pappfiguren der G20-Gipfelteilnehmer in der Innenstadt aufgestellt, mit ihren Nationalfahnen in der Hand und in traditioneller Kleidung. Nur kommt das Dirndl, das die Südkoreaner dabei der australischen Premierministerin Julia Gillard auf den Leib geschnitten haben, in Canberra gar nicht gut an. Die Delegation beschwerte sich, berichteten australische Medien.

Dass Gillard im Alpen-Look erscheint, dürfte auf eine weit verbreitete Verwechslung zurückgehen: Österreich heißt auf Englisch Austria und wird oft mit Australia verwechselt. Die Südkoreaner sind nicht die einzigen, denen das passiert: US-Präsident George W. Bush sprach auch von „Austria“, als er 2007 bei einer internationalen Konferenz in Sydney zu Gast war. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist als Pappmodell ebenfalls im Dirndl dargestellt, mit grünem Rock und roter Schürze.

Derweil wurde bekannt, dass die Europäische Union Bundeskanzlerin Angela Merkel im Streit mit den USA über „Exportbremsen“ unterstützt. Zwar müsse man Ungleichgewichte in den internationalen Handelsströmen angehen, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Rande des G20-Gipfels in Seoul. Dies könne aber nicht durch einen „mechanischen Ansatz“ geschehen, meinte er. Die USA fordern, Handelsüberschüsse der Exportmeister wie China und Deutschland zu deckeln.

Stattdessen schlug Barroso „Leitlinien“ vor, um die Handelsströme zu überwachen. Diese Leitlinien könnten als eine Art „Warnsignal“ funktionieren, um auf Ungleichgewichte hinzuweisen. Es dürfe kein „Wachstum auf Kosten anderer“ geben, sagte er.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits vor dem offiziellen Gipfelstart deutlich gemacht, dass sie keine konkreten Zusagen beim Thema Abbau von Handelsüberschüssen machen werde. Unterdessen signalisieren die USA bereits Kompromissbereitschaft. Aus US-Delegationskreisen verlautet, man könnte sich mit „Leitlinien“ zufrieden geben. Noch vor Wochen hatten die USA verlangt, Handelsüberschüsse auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu beschränken.