Europäische Zentralbank will Geldhahn dennoch zudrehen

Hamburg. Viele Währungsexperten sind alarmiert, doch zumindest die Europäische Zentralbank (EZB) zeigt sich nach außen unbeeindruckt darüber, dass die US-Notenbank (Fed) bis Mitte 2011 die Märkte mit rund 600 Milliarden Dollar fluten will. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet stellte gestern klar, er werde an seinem Kurs festhalten und den Geldhahn in Europa langsam zudrehen. "Wir haben unsere Verantwortung, wir haben unser Mandat: Preisstabilität. Wir sind sehr froh, dass wir Preisstabilität für 330 Millionen Europäer sichern konnten."

Die Amerikaner wollen ihre schwache Konjunktur ankurbeln

Die US-Notenbank Fed hatte angekündigt, die Geldschleusen erneut zu öffnen, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. Ökonomisch geschieht Folgendes: Die Fed kauft US-Banken Wertpapiere für 600 Milliarden Dollar ab und schreibt ihnen den Kaufpreis gut. Dadurch haben die Geldhäuser mehr Geld zur Verfügung, das sie etwa in Form von Krediten an Privatpersonen und Banken weitergeben können. So soll die schwache US-Konjunktur stimuliert werden. Gleichzeitig steigt das Dollarangebot auf den Märkten, die Nachfrage aber nicht. Dadurch verliert die US-Währung an Wert gegenüber anderen Währungen, der US-Export wird angekurbelt. Eine Tatsache, die vor allem andere exportorientierte Staaten nicht erfreut. "Solange die Welt keine Zurückhaltung bei der Ausgabe von Weltwährungen wie dem Dollar übt, ist das Eintreten einer neuen Krise unvermeidlich", warnte dagegen der Berater der chinesischen Notenbank, Xia Bin.

Die USA wiederum werfen China vor, sich mit einem künstlich niedrig gehaltenen Kurs seiner Landeswährung Yuan auf den Weltmärkten auf unfaire Weise Handelsvorteile zu verschaffen. Fed-Chef Ben Bernanke verteidigte deshalb seinen Kurs: "Dieser Ansatz hat die finanziellen Rahmenbedingungen in der Vergangenheit entspannt, und es sieht so aus, als wäre er abermals wirkungsvoll." Doch auch aus Deutschland gab es Kritik an den Amerikanern. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte, er habe Zweifel, dass das Gelddrucken der US-Notenbank die Konjunktur ankurbele: "Es reicht nicht, allein das Wasser hinzustellen. Die Pferde müssen auch saufen."

Finanzminister Schäuble: USA brechen "internationale Abmachungen"

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kritisierte die Maßnahme außergewöhnlich scharf als "Bruch internationaler Abmachungen". Die großen Wirtschaftsprobleme der USA seien mit noch mehr Schulden nicht zu lösen, sagte Schäuble in den ARD-"Tagesthemen". Anhand der Erfolge in Deutschland könne man klar sehen, dass sich die Probleme nicht mit noch höheren Defiziten des Staates lösen ließen. Das sei übrigens gemeinsame Politik aller Industrieländer - auch der USA - gewesen, auf die sie sich beim G20-Gipfel in Toronto Mitte 2010 verpflichtet hätten. Er werde das auch beim G20-Gipfel kommende Woche in Südkorea kritisch ansprechen.