Der frühere US-Präsident George W. Bush legt seine Memoiren „Decision Points“ vor. Bush kritisiert Altkanzler Schröder scharf.

Hamburg/Washington. "Es war eine einfache Frage: Kannst du dich an den letzten Tag erinnern, an dem du nicht getrunken hast?" Mit diesem bemerkenswerten Satz beginnen die Memoiren eines Mannes, der mit 40 Jahren aufhörte, Alkoholiker zu sein - "Entscheidungspunkte" des früheren US-Präsidenten George W. Bush . Es ist ein sehr persönlich gehaltenes Werk, das gestern in die amerikanischen Buchläden kam, wie bereits der Einstieg ahnen lässt.

Bush berichtet darin unter anderem, dass er zunächst in der beklemmenden Überzeugung lebte, die United-Airlines-Maschine Flug 93, die am 11. September 2001 von Al-Qaida-Terroristen entführt worden war und nach einem Kampf mit Passagieren in Pennsylvania abstürzte, sei auf seinen Befehl hin abgeschossen worden. In der Tat hatte Bush nach den Anschlägen auf das World Trade Center den Befehl erteilt, jedes Flugzeug, das nicht auf Anrufe antwortete, sofort abzuschießen.

In den erst vor wenigen Tagen veröffentlichten Memoiren der damaligen Nationalen Sicherheitsberaterin und späteren US-Außenministerin Condoleezza Rice ("Ungewöhnliche, gewöhnliche Menschen") findet sich dieser Vorfall ebenfalls. "Jeder im Raum glaubte, dass es offenbar abgeschossen war", schrieb Rice. "Ich rief also jemanden in der militärischen Kommandozentrale an und sagte: 'Ihr müsst doch wissen, ob ihr gerade ein Passagierflugzeug abgeschossen habt oder nicht.'" Es sei ein entsetzlicher Gedanke gewesen, dass die US-Luftwaffe unschuldige Zivilisten abgeschossen haben könnte. United Airlines Flug 93 sollte in das Weiße Haus gelenkt werden - was die Passagiere an Bord verhinderten. Niemand von ihnen überlebte den Absturz.

In seinem Buch rechnet Bush auch mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ab. Er habe sich im Vorfeld des Irak-Krieges von Schröder getäuscht und von Mitgliedern der Bundesregierung beleidigt gefühlt. Das Zerwürfnis über den Irak-Krieg habe sein Verhältnis zu Schröder zerrüttet.

"Ich schätze persönliche Diplomatie und lege viel Wert auf Vertrauen", schreibt Bush - und fährt mit Blick auf Schröder fort: "Als dieses Vertrauen verletzt wurde, war es schwierig, noch einmal eine konstruktive Beziehung zu haben." Völlig anders bewertet Bush Schröders Nachfolgerin Angela Merkel (CDU). "Angela war vertrauenswürdig, engagiert und warmherzig. Sie wurde schnell zu einem meiner engsten Freunde auf der Weltbühne."

Besonders beleidigend seien Äußerungen der damaligen Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) gewesen, die Bush im Wahlkampf 2002 in die Nähe von Hitler gerückt hatte. "Man kann sich kaum etwas Beleidigenderes vorstellen, als von einem deutschen Regierungsvertreter mit Hitler verglichen zu werden." Danach habe er seine Kontakte zu Schröder auf das Nötigste reduziert. Bush wirft Schröder außerdem vor, gemeinsam mit Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac und Russlands Staatschef Wladimir Putin eine Achse gebildet zu haben, "um dem Einfluss Amerikas entgegenzuwirken".