Merkel will nicht zu viel über Abschied reden. Bush will die Gangart gegen den Iran verschärfen.

Meseberg. Die Kulisse des Barockschlösschens Meseberg schien Präsident George W. Bush zu gefallen. Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte gestern Abend den US-Präsidenten und dessen Ehefrau Laura im Gästehaus der Bundesregierung, weit draußen im Brandenburger Land. Was ihm denn an Deutschland gefalle, rief jemand Bush zu, der betont locker mit offenem blauen Hemd ohne Krawatte zu seinem vermutlich letzten Deutschland-Besuch eintraf: "Die Menschen, gefolgt von der Landschaft", sagte Bush.

Bush, der die Kanzlerin bei ihrem Vornamen nennt, sollte sich in Deutschland heimisch fühlen. Alles sollte nach dem Muster des Merkel-Besuchs auf Bushs Privatranch in Crawford im November ablaufen. Es sollte wieder eine Mischung aus privatem und offiziellem Rahmen sein. Auch die Ehepartner mussten wieder mit von der Partie sein, obwohl Merkels Ehemann Joachim Sauer solche Termine nach wie vor eher meidet. Nach der Ankunft war ein privates Essen im kleinen Kreis geplant. Beelitzer Spargel und Schnitzel sollten gereicht werden. Das Grillen, das seit dem Wildschwein-Essen von Trinwillershagen im Juli

2006 eine Art Bestandteil von Merkel-Bush-Begegnungen geworden ist, ist für heute geplant. Noch einmal wollte die Kanzlerin während des 20-stündigen Aufenthalts mit Bush alle internationalen Konfliktthemen vom Iran-Atomstreit bis hin zum Klimaschutz diskutieren. Auch der Berlin-Besuch des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in der vergangenen Woche dürfte eine Rolle spielen. Medwedew hatte vor der Isolation Russlands in der europäischen Sicherheitspolitik gewarnt.

Merkel sagte unmittelbar vor der Begegnung mit Bush, man werde nicht zu viel über Abschied reden. Es gebe genügend Themen. "Es wird aber eine neue Zeit beginnen", fügte sie mit Blick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen hinzu.

Bush hatte zuvor bei einem Gipfel mit der politischen Spitze der EU im slowenischen Brdo angekündigt, er wolle die Gangart gegen das Atomprogramm des Iran verschärfen. Er sehe sich dabei von den Verbündeten in Europa unterstützt, sagte Bush: "Wir sind auf derselben Seite. Jetzt ist die Zeit für entschlossene Diplomatie." Gebe die Führung in Teheran nicht die Anreicherung von Uran auf, sei das "unglaublich gefährlich für den Weltfrieden".

Bush sagte weiter: "Wir werden - wenn nötig - neue Strafmaßnahmen finden, wenn sie (die Führung in Teheran) sich weiter der gerechtfertigten Forderung der freien Welt verweigern: Geben Sie das Anreicherungsprogramm auf." Bush begrüßte ausdrücklich, dass EU-Chefdiplomat Javier Solana, der auch am Konferenztisch in Brdo saß, zu neuen Verhandlungen nach Teheran reisen wird.

Der US-Präsident und die EU-Spitze suchten beim Treffen in Slowenien bei einigen weiteren außenpolitischen Problemen den Schulterschluss. Einen eindringlichen Appell richtete der Gipfel, der jährlich abwechselnd in Europa und Amerika zusammenkommt, an Russland im Streit mit Georgien. Die Führung in Moskau müsse die Grenzen der Kaukasusrepublik respektieren.

Zum Kampf gegen den Klimawandel machte Bush nur Absichtserklärungen. Ohne China und Indien sei es unmöglich, wirkungsvolle Abkommen zu bekommen. Alle großen Volkswirtschaften müssten sich auf verbindliche Ziele einigen: "Wir müssen realistisch bleiben."

Bush, der im Januar 2009 nach zwei Amtsperioden aus dem Amt scheidet, reist heute nach Rom, Paris und London weiter.