Kurt Beck ist dienstältester Landesvater. Jetzt wählten ihn die Genossen fast einstimmig zum Spitzenkandidat der SPD in Rheinland-Pfalz.

Mainz. Der frisch gekürte rheinland-pfälzische SPD- Spitzenkandidat Kurt Beck ist Deutschlands dienstältester Ministerpräsident. Bereits 1994 hat ihn der Landtag erstmals zum Regierungschef gewählt. An Rhein und Mosel ticken die Uhren anders: Obwohl das ländlich geprägte Bundesland strukturell konservativ ist, gewann Beck seitdem eine Landtagswahl nach der anderen. Die nächste ist am 27. März 2011.

Der 61-jährige Maurersohn aus der Südpfalz gilt als beliebter und bodenständiger Landesvater, der auch seinen Urlaub häufig in der Heimat verbringt, vorzugsweise an der Mosel. Manche behaupten, Beck habe bereits der Hälfte der vier Millionen Rheinland-Pfälzer die Hand geschüttelt. Auf der Bundesbühne war er weniger erfolgreich: Nach seiner Wahl zum SPD-Bundesvorsitzenden 2006 trat er 2008 nach parteiinternen Verwicklungen zurück. In Rheinland-Pfalz fühlt Beck sich sichtlich wohler als in Berlin. Bereits seit mehr als 30 Jahren sitzt er im Mainzer Landtag. Seit 1993 steht er auch an der Spitze der rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten. Seit 2006 regiert Beck mit einer bequemen absoluten SPD-Mehrheit. Die Opposition von CDU und FDP wirft ihm immer wieder eine „Arroganz der Macht“ vor.

Als größte Krise in seiner Amtszeit als Regierungschef gilt die Nürburgring-Affäre. Die Privatfinanzierung des 330 Millionen Euro teuren Freizeitzentrums an der Rennstrecke in der Eifel war 2009 spektakulär gescheitert. Es entstand der Eindruck, dass die SPD- Regierung auf Betrüger hereingefallen war. Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) trat zurück, die Staatsanwaltschaft Koblenz begann zu ermitteln. In Mainz beleuchtet ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss den verworrenen internationalen Finanzdeal.

Es gebe Leute, „die haben mir den Titel König verpasst“, meinte Kurt Beck irgendwann in den 105 Minuten seiner Parteitagsrede an diesem Wochenende in Mainz. Das halte er ja doch für übertrieben, sagte der Ministerpräsident und fügte mit Blick auf den ersten als „König" titulierten Politiker Kurt Biedenkopf (CDU) mit einem Augenzwinkern hinzu: „Nur dass ich der zweite bin, das ärgert mich.“ In 16 Jahren musste sich Kurt Beck nur einmal hinten einreihen – als er 2008 vom Bundesvorsitz der SPD zurücktrat. Er ist der letzte Ministerpräsident der Republik mit einer absoluten Mehrheit. Wenn es nach dem Pfälzer geht, soll sich seine Erfolgsstory 2011 fortsetzen: Bei der Landtagswahl am 27. März 2011 will es Beck noch einmal wissen. Seine Partei sagte dazu „Ja“ - mit sagenhaften 99,75 Prozent.