„Wer die befruchtete Eizelle unter absoluten Schutz stellt, der muss also auch die Spirale und die Pille danach verbieten“, sagte Schröder.

Hamburg. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat ihren Widerstand gegen ein Verbot von Gentests an Embryonen bekräftigt. „Ich werde im Bundestag gegen ein Verbot stimmen“, sagte sie abendblatt.de. „Ich bin für eine Zulassung der Präimplantationsdiagnostik - allerdings in sehr engen Grenzen.“ Es gehe nicht darum, das Kind „nach eigenen Wünschen zu designen“, hielt Schröder den Befürwortern eines Verbots entgegen, zu denen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gehört. „Dafür ist eine künstliche Befruchtung auch viel zu belastend. Paare, die auf natürliche Weise Kinder bekommen können, werden dieses Verfahren nicht massenweise auf sich nehmen, um Designerbabys zu kreieren.“

Bei den Embryonen, die nach einem Gentest nicht in den Mutterleib eingesetzt werden, kann es sich nach Überzeugung der Familienministerin nur um solche mit sehr schwerwiegenden Erbkrankheiten handeln. „Dabei muss man sich vor Augen führen, was eine Totgeburt im siebten oder achten Monat für ein Paar bedeutet. Oder was es für ein Paar bedeutet, sein Kind sicher im ersten oder zweiten Lebensjahr wieder zu verlieren“, sagte Schröder. „In meiner persönlichen Abwägung komme ich da zu dem Schluss, dass es für die befruchtete Eizelle keinen absoluten Schutz geben kann.“

Im Übrigen dürfe man nicht zweierlei Maß anlegen, fügte die CDU-Politikerin hinzu. „Auch mit der Spirale oder der Pille danach können befruchtete Eizellen abgetötet werden. Wer die befruchtete Eizelle unter absoluten Schutz stellt, der muss also auch die Spirale und die Pille danach verbieten.“

Schröder warnte davor, eine Krankheitsliste aufstellen. Dies wäre „hochproblematisch“, sagte sie in dem Interview. „Wir können aber ein Verfahren festlegen und beispielsweise vorschreiben, dass das Paar einen zweiten Arzt hinzuziehen oder eine Ethikkommission die Entscheidung treffen muss.“

Lesen Sie hier das Interview im Wortlaut

abendblatt.de: Auf dem CDU-Parteitag im November wird eine ethische Frage zum Gradmesser, wie konservativ die CDU noch ist: Sollen Gentests an Embryonen verboten werden?

Kristina Schröder: Ich bin für eine Zulassung der Präimplantationsdiagnostik – allerdings in sehr engen Grenzen. Wir sprechen hier von wenigen hundert Fällen im Jahr. Es geht nicht darum, das Kind nach eigenen Wünschen zu designen. Dafür ist eine künstliche Befruchtung auch viel zu belastend. Paare, die auf natürliche Weise Kinder bekommen können, werden dieses Verfahren nicht massenweise auf sich nehmen, um Designerbabys zu kreieren.

Welchen Embryonen sollen in den Mutterleib eingesetzt werden – und welche nicht?

Dabei kann es sich nur um sehr schwerwiegende und vererbbare Krankheiten handeln. Dabei muss man sich vor Augen führen, was eine Totgeburt im siebten oder achten Monat für ein Paar bedeutet. Oder was es für ein Paar bedeutet, sein Kind sicher im ersten oder zweiten Lebensjahr wieder zu verlieren. In meiner persönlichen Abwägung komme ich da zu dem Schluss, dass es für die befruchtete Eizelle keinen absoluten Schutz geben kann. Wir können da im Übrigen auch nicht zweierlei Maß anlegen: Auch mit der Spirale oder der Pille danach können befruchtete Eizellen abgetötet werden. Wer die befruchtete Eizelle unter absoluten Schutz stellt, der muss also auch die Spirale und die Pille danach verbieten.

Welche Krankheiten sind es, an die Sie denken?

Der Staat darf keine Krankheitsliste aufstellen. Das wäre hochproblematisch. Wir können aber ein Verfahren festlegen und beispielsweise vorschreiben, dass das Paar einen zweiten Arzt hinzuziehen oder eine Ethikkommission die Entscheidung treffen muss.

Fürchten Sie nicht, dass sich die Grenzen immer weiter verschieben? Sie heften an Ihre Regierungszeit die Sünde, den Anfang zu machen.

Das stimmt doch gar nicht. Der Anfang ist schon viel früher gemacht worden, als beispielsweise Abtreibung erlaubt wurde. Oder die künstliche Befruchtung – wollen Sie die wieder verbieten?

Die Kanzlerin hat sich für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik ausgesprochen. Wie wollen Sie sich gegen Angela Merkel durchsetzen?

Das ist doch gar nicht die Frage. Ich achte die persönliche Meinung von Angela Merkel, so wie ich auch weiß, dass sie auch meine persönliche Meinung achtet. Jeder Abgeordnete steht hier vor einer Gewissensentscheidung. Zwar wird auch der Parteitag einen Beschluss fällen. Aber er wird sich nicht anmaßen, diesen Beschluss für die Abgeordneten für bindend zu erklären. Ich werde im Bundestag gegen ein Verbot stimmen.