Seine Visite löst Befürchtung vor einem Bürgerkrieg aus. Ahmadinedschad will heute in das Grenzgebiet zu Israel reisen.

Hamburg/Beirut. Bei seinem ersten Staatsbesuch im Libanon ist der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad vor allem von den Schiiten des Landes wie ein Volksheld empfangen worden. Am Flughafen von Beirut wurde Ahmadinedschad von zwei Ministern begrüßt, die von der radikalislamischen Schiiten-Miliz Hisbollah gestellt werden. Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt standen Zehntausende Menschen am Straßenrand, schwenkten iranische Fahnen und warfen mit Reis, Rosenblüten und Konfekt.

Die libanesische Hisbollah wird vom Iran finanziert, ausgerüstet, mit Waffen versorgt und in ihrem Kampf gegen Israel unterstützt. Das prowestliche Lager um den libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri wirft Ahmadinedschad vor, den Libanon zu einer iranischen Basis machen zu wollen. Hariris Vater war der ebenfalls prowestliche Regierungschef Rafik Hariri, der 2005 mit einer Autobombe getötet worden war. An dem Mordkomplott war offenbar auch die Hisbollah beteiligt.

Die Stärkung der Hisbollah zerstört in gefährlicher Weise das fragile Kräftegleichgewicht der verschiedenen politischen und religiösen Gruppen im Libanon, der von 1975 bis 1990 Schauplatz eines verheerenden Bürgerkrieges unter Einbeziehung proiranischer und prosyrischer Kräfte war. Die USA und Israel haben sich sehr besorgt über den Besuch Ahmadinedschads geäußert.

Der rechtsradikale israelische Abgeordnete und Medizinprofessor Arie Eldad forderte im Online-Portal "Y-Net" sogar, den iranischen Präsidenten während seines Staatsbesuches im Libanon zu töten. Eldad verglich Ahmadinedschad mit Adolf Hitler. Irans Präsident, der aus den radikalislamischen Revolutionsgarden hervorgegangen ist, hat mehrfach die Eliminierung des jüdischen Staates gefordert.

Heute soll Ahmadinedschad in das Grenzgebiet zu Israel reisen, namentlich in die Hisbollah-Hochburg Bint Dschbeil, die nur vier Kilometer entfernt von der israelischen Grenze liegt. Sein ursprüngliches Vorhaben, einen Stein in Richtung der israelischen Grenzposten zu werfen, soll der iranische Präsident auf Bitten der Libanesen aber aufgegeben haben. 250 ehemalige Abgeordnete, Juristen und Intellektuelle warfen Ahmadinedschad vor, den Libanon mit der Aufrüstung der Hisbollah zu destabilisieren. Samir Geagea, Vorsitzender der Christenpartei "Forces Libanaises": "Ahmadinedschad wäre im Libanon willkommen - wenn er als Präsident des Iran käme und nicht als Präsident von Teilen des Libanon."

Seit Längerem wird befürchtet, dass sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah wieder in einem Krieg entladen könnte. Zwischen Mitte Juni und Mitte August 2006 hatten sich die israelische Armee und die Schiitenmiliz einen Waffengang im Südlibanon geliefert, dem mehr als 1500 Menschen zum Opfer gefallen waren. Er endete mit einem Waffenstillstand - für die Israelis eine De-facto-Niederlage. Die Hisbollah wurde dafür im arabisch-islamischen Lager gefeiert.

Die israelische Armee hatte die Hisbollah, die von Teheran mit hoch entwickelten Waffen ausgerüstet und von der Al-Kuds-Brigade, der Elitetruppe der Revolutionären Garden Irans, trainiert worden war, zunächst total unterschätzt. Während der Kampfhandlungen setzte Israel massiv seine Luftwaffe ein. Auch das Grenzdorf Bint Dschbeil wurde dabei völlig zerstört und inzwischen mit iranischem Geld wiederaufgebaut. Zudem hat Teheran Hilfe bei der Sanierung des maroden libanesischen Stromnetzes und der Wasserversorgung angeboten.

Die USA hatten ihre Hilfe für die libanesische Armee im August eingestellt. Ahmadinedschad gilt daher vor allem den Schiiten im Libanon als Wohltäter. Die Hisbollah hat durchsickern lassen, dass der Iran seit 2006 rund eine Milliarde Dollar in die Aufrüstung der Schiitenmiliz gesteckt habe. Sie verfügt nach eigener Darstellung nun über mehr als 30 000 Raketen.