Ahmadinedschad spricht von einem “rassistischen Regime“. Westliche Vertreter verlassen empört den Konferenzsaal. Jetzt kritisiert auch der Zentralrat der Juden die Äußerungen des Präsidenten scharf. Der Vizepräsident des Zentralrats sprach von schlimmen Äußerungen, die er bereits befürchtet hatte.Bilder vom Eklat der Uno-Konferenz.

Genf/Hamburg. Wer gehofft hatte, der versöhnliche Kurs von US-Präsident Barack Obama gegenüber dem Iran würde dessen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad milder stimmen, sah sich gestern enttäuscht.

Gleich in der Auftaktphase der fünftägigen Antirassismus-Konferenz der Uno in Genf sorgte Ahmadinedschad für einen Eklat, als er in einer Rede Israel ein "barbarisches und repressives rassistisches Regime" vorwarf. Der frühere Revolutionsgardist meinte vor den Delegierten aus 183 Staaten, nach dem Zweiten Weltkrieg habe Israel "unter dem Vorwand des Leidens des jüdischen Volkes" mit militärischen Übergriffen eine ganze Nation heimatlos gemacht.

Einwanderer aus Europa, den USA und anderen Teilen der Welt seien "ins besetzte Palästina" entsandt worden, um dort eine "völlig rassistische Regierung" zu installieren. Einige Delegierte applaudierten dem Iraner, doch Dutzende andere, darunter jene der in Genf repräsentierten EU-Staaten, verließen den Saal.

Diese Äußerungen von Ahmadinedschad wurden nun vom Zentralrat der Juden scharf kritisiert und verurteilt. "Die Äußerungen des iranischen Präsidenten sind genauso schlimm wie befürchtet, sie sind aber auch keine Überraschung", sagte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann. Wie er weiter erklärte, sei der deutsche Boykott der UN-Konferenz genau das richtige Signal gewesen.

Auch der Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon reagierte empört: "Ich verurteile, dass der iranische Präsident diese Plattform dazu genutzt hat, Schuldzuweisungen zu machen, zu spalten und aufzuhetzen", sagte Ban am Abend in Genf.

Der Eklat war erwartet worden - deswegen hatten neun der 192 Uno-Mitglieder die Konferenz schon im Vorfeld boykottiert. Nach den USA, Israel, Kanada, Neuseeland, Australien, den Niederlanden, Italien und Polen hatte sich am Sonntag auch Deutschland dem Boykott angeschlossen.

Schon vor acht Jahren auf der Antirassismus-Konferenz in Südafrika hatten der Iran und einige arabische Staaten den Entwurf für eine Abschlusserklärung eingebracht, der eine scharfe antiisraelische Polemik enthielt. Vieles deutete darauf hin, dass sich dies in Genf wiederholen könnte. In Berlin sagte Regierungssprecher Steg, man habe die Gefahr gesehen, dass die Konferenz "für Hasstiraden, für Schmähreden, für antiisraelische Ausfälle" missbraucht werden könne.

Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Jürgen Trittin, sagte, mit dem Boykott verabschiede sich Deutschland von der Bekämpfung des Rassismus innerhalb der Uno. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sei von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) "vorgeführt" worden.

Israel beorderte seinen Botschafter aus Bern zurück. Grund sei der Empfang Ahmadinedschads durch den Schweizer Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz, hieß es.