Sein Besuch im Libanon wirke wie der eines Oberkommandierenden an der Front, schrieben 250 besorgte libanesische Politiker und Juristen in einem offenen Brief an Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Es ist ein ebenso bildhafter wie zutreffender Vergleich. Die Schiitenmiliz Hisbollah, ein lokaler Ableger der iranischen Revolutionsgarden, ist mit Teherans Hilfe zu einem militärischen und politischen Machtfaktor im Libanon geworden, gegen den im Zedernstaat gar nichts mehr ohne Bürgerkrieg geht. Und genau den fürchten die Libanesen, die schon einmal von 1975 bis 1990 ein entsetzliches Gemetzel erlebt haben. Ahmadinedschad hat zwei Optionen, die beide für den Libanon, Israel und den Westen höchst unerfreulich sind: Entweder gelingt es Teheran, den Libanon zu einer iranischen Filiale und zum Stoßdegen gegen Israel umzuformen, oder der Iran provoziert einen Bürgerkrieg, der Israel mit einbeziehen dürfte und die ganze Region destabilisieren würde. Womit der Iran weiter gestärkt würde.

Schon 2006 hat die perfide Taktik der Iraner im Libanon funktioniert: Erst einmal mittels der Hisbollah einen Krieg mit Israel provozieren und dann großzügige Aufbauhilfe im zerbombten Südlibanon leisten. Dessen Bewohner haben bis heute nicht begriffen, dass sie von Teheran missbraucht wurden - und feiern Ahmadinedschad auch noch als Wohltäter.