In Afghanistan gab es einen weiteren Sprengstoffangriff auf Bundeswehrsoldaten in der Nähe des Lagers. Diesmal wurde niemand verletzt.

Berlin/Kabul. Drei Tage nach dem tödlichen Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan sind deutsche Soldaten dort erneut Ziel eines Sprengstoffangriffs geworden. Dabei wurden aber keine Soldaten verletzt, auch die Fahrzeuge blieben unbeschädigt, wie die Bundeswehr am Sonntag mitteilte.

Demnach explodierte wenige Kilometer östlich des Stützpunkts Kundus eine Sprengfalle, als eine Fahrzeugkolonne der Bundeswehr auf dem Rückweg ins Lager war. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam sagte, detonierte die Sprengfalle erst, als die Fahrzeuge die Stelle bereits passiert hatten.

Am Donnerstag war ein Oberfeldwebel bei einem Selbstmordanschlag der radikalislamischen Taliban in der Unruheprovinz Baghlan ums Leben gekommen. 14 deutsche Soldaten wurden dabei verletzt. Damit stieg die Zahl der toten Bundeswehrsoldaten seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan auf 44.

Soldaten der Bundeswehr haben am Sonnabend im nordafghanischen Kundus Abschied von dem 26-jährigen Sanitäts-Oberfeldwebel aus dem Fallschirmjägerbataillon 313 aus Seedorf in Niedersachsen genommen. Militärpfarrer Bernd Göde und Bataillonskommandeur Christian von Blumröder hielten kurze Ansprachen zum Gedenken an den Toten und drückten der Familie und den Freunden ihre Anteilnahme aus.

Unterdessen fielen vier italienische Soldaten einem Anschlag zum Opfer. In der Nacht zum Sonnabend wurde eine vor knapp zwei Wochen entführte britische Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation bei einem Rettungsversuch durch NATO-Truppen getötet.

Britische Geisel von Entführern erschossen

Wie der britische Außenminister William Hague am Sonnabend erklärte, wurde die Britin bei der Befreiungsaktion in der Nacht zum Sonnabend von ihren Geiselnehmern erschossen. Man habe Informationen über den Aufenthaltsort der Geisel erhalten und sich angesichts der Gefahr, in der sie schwebte, zum Handeln entschlossen, sagte Hague. Ob bei dem Rettungsversuch noch mehr Menschen ums Leben kamen, war zunächst unklar. Die Britin und drei ihrer afghanischen Kollegen waren Ende September in der nordostafghanischen Provinz Kunar entführt worden. Die afghanische Polizei hatte die Entführer noch aufzuhalten versucht, nach einem kurzem Feuergefecht entkamen die Täter jedoch mit ihren vier Geiseln. Die afghanischen Entführten wurden kurze Zeit später freigelassen.

Berlusconi erschüttert

Die vier italienischen Soldaten wurden am Sonnabend bei einem Anschlag in Westafghanistan getötet. Ein Sprecher des italienischen Verteidigungsministeriums erklärte, neben einem 70 Fahrzeuge umfassenden Militärkonvoi sei eine Bombe explodiert. Die Soldaten seien dann beschossen worden. Vier Soldaten seien ums Leben gekommen, ein weiterer habe schwere Verletzungen erlitten. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigte sich erschüttert und dankte allen italienischen Soldaten für ihren Einsatz im Ausland. Damit wurden in diesem Monat bereits 24 NATO-Soldaten in Afghanistan getötet.

Karsai besucht Kandahar

Unterdessen traf der afghanische Präsident Hamid Karsai zu einem nicht angekündigten Besuch in der Provinz Kandahar ein. Karsai forderte die Bewohner der Region auf, sich hinter die internationalen Truppen und die Regierung zu stellen. Es sei ihre Pflicht, in ihre Dörfer zurückzugehen und diese zu schützen. Der Präsident versicherte, derzeit werde an der Verbesserung der Stromversorgung in Kandahar gearbeitet. Er ermutigte die Menschen, ihre Kinder zur Schule zu schicken und kündigte an, die Gehälter der Lehrer zu verbessern, damit diese auch außerhalb der großen Städte arbeiteten.

Mehr als 200 Stammesführer aus der gesamten Provinz hatten sich versammelt, um Karsai zu sehen. Der Präsident wurde begleitet von NATO-Oberbefehlshaber General David Petraeus und US-Botschafter Karl Eikenberry sowie dem afghanischen Verteidigungsminister General Abdul Rahim Wardak und dem Gouverneur von Kandahar, Turjalai Wesa.

Taliban-Führer ums Leben gekommen

Bei Gefechten im Osten des Landes kamen zwei Taliban-Führer ums Leben. Auch zwei weitere Kämpfer seien getötet worden, erklärte die NATO am Sonnabend. Mullah Hesbollah und Kari Sulaiman seien bei einer gemeinsamen Operation der afghanischen Truppen mit NATO-Soldaten am Donnerstagabend in der Provinz Wardak ums Leben gekommen. Die Soldaten seien beschossen worden, als sie sich den Verstecken der Aufständischen genähert hätten.