Im niedersächsischen Selsingen findet zurzeit eine Trauerfeier für die bei Kundus gefallenen Soldaten statt. An ihr nimmt auch Kanzlerin Merkel teil.

Selsingen. In einem bewegenden Gottesdienst trauern zurzeit Angehörige, Freunde und Offizielle im niedersächsischen Selsingen um die drei deutschen Soldaten, die vor einer Woche in Nordafghanistan getötet wurden. 900 Soldaten bildeten zu Beginn des Gottesdienstes vor dem Eingang der St. Lambertikirche im niedersächsischen Selsingen ein Ehrenspalier.

An der Spitze des Trauerzuges betraten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die Kirche. In ihr waren die mit schwarz-rot-goldenen Fahnen bedeckten Särge der drei Soldaten aufgestellt. An jedem Sarg hielten sechs Kameraden der gefallenen Soldaten die Totenwache. Merkel und Guttenberg verneigten sich vor den Toten. Merkel sollte im Anschluss an den Gottesdienst eine Rede halten, auch Guttenberg wollte sich an die Soldaten wenden. Es ist das erste Mal, dass die Kanzlerin an einer Gedenkfeier für in Afghanistan getötete Soldaten teilnimmt.

Auch Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gaben den am Karfreitag nahe Kundus in einem Feuergefecht mit radikalislamischen Taliban getöteten Männern ein letztes Geleit. Der 35-jährige Hauptfeldwebel, der 25-jährige Stabsgefreite und der 28-jährige Hauptgefreite waren als Angehörige der in Seedorf bei Selsingen stationierten Luftlandebrigade 31 erst seit Mitte März in Afghanistan.

„Der Freitag vergangener Woche ist für Sie zu einem persönlichen Leidenstag geworden“, sagte der evangelische Leitende Militärdekan Armin Wenzel aus Kiel in seiner Traueransprache den Angehörigen. Der Tod der Soldaten werfe die Frage auf, wie Gott das zulassen könne. Er zeige aber auch, wie sehr Afghanistan nach vielen Jahren des Krieges, der Menschenverachtung und des Hasses noch von Frieden, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit entfernt sei. Die drei Fallschirmjäger seien Vorbilder für viele Kameraden, betonte Wenzel. „Ich habe in den letzten Tagen viele Anrufe erhalten von Menschen, die den drei Gefallenen Dank und Anerkennung ausgesprochen haben für ihr Eintreten für Recht und Freiheit.“

Einen Tag nach der Trauerfeier besucht Merkel am Samstag auch das Einsatzführungskommando bei Potsdam, von wo aus der Bundeswehreinsatz in Afghanistan koordiniert wird. Der Besuch in der Kaserne sei kurzfristig in dieser Woche geplant worden und eine „direkte Folge der Ereignisse vom Karfreitag“, sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans.. Es handele sich auch um einen „Unterstützungsbesuch“, sagte Steegmans.

Merkel wolle sich auch angesichts der „neuen Qualität dessen, was in Afghanistan passiert“ direkt bei der Truppe über die Lage vor Ort informieren lassen, führte Steegmans weiter aus. Merkel wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums bei ihrem Besuch in der Kaserne von Generalinspekteur Volker Wieker begleitet. Es ist der zweite Besuch der Kanzlerin beim Einsatzführungskommando.