Zum ersten Mal ehrt die Bundeskanzlerin gefallene Soldaten. Für die Trauerfeier bricht die Kanzlerin kurzfristig ihren Urlaub ab.

Berlin. Der öffentliche Druck war wohl doch zu groß: Bundeskanzlerin Angela Merkel bricht ihren Osterurlaub ab, um an der Trauerfeier für die am Karfreitag in Afghanistan gefallenen Soldaten teilzunehmen. Die CDU-Chefin erweist den Fallschirmjägern aus dem niedersächsischen Seedorf die letzte Ehre. Es ist das erste Mal, dass Merkel bei einer Trauerfeier für deutsche Soldaten dabei ist. „Das ist ihr ein persönliches Anliegen“, erklärte ein Regierungssprecher am Donnerstag.

Ob die Kanzlerin eine Rede halten wird, blieb zunächst offen. An der Zeremonie in Selsingen bei Seedorf nehmen auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), Bundeswehr- Generalinspekteur Volker Wieker und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) teil. Mehrere Koalitions- und Oppositionspolitiker hatten zuvor Merkels Teilnahme gefordert. Bereits am Sonntag fand eine Trauerfeier im nordafghanischen Kundus statt. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) verlängerte dafür extra seine Afghanistan-Reise um einen Tag. Anschließend waren die Särge mit den Leichen der gefallenen Soldaten nach Deutschland überführt worden.

Merkel hatte im August 2007 an einer Trauerfeier für drei bei einem Bombenanschlag in Kabul getötete deutsche Polizisten teilgenommen. Einen davon kannte sie persönlich, weil er vor seinem Einsatz in Afghanistan einer ihrer Leibwächter war. Bei einer Trauerfeier für Soldaten war Merkel nach Angaben eines Regierungssprechers dagegen noch nie. Insgesamt haben bislang 39 deutsche Soldaten den Einsatz in Afghanistan mit dem Leben bezahlt.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU), begrüßte Merkels Teilnahme. Es sei „ein Signal insbesondere in die Truppe hinein“, sagte Schmidt. Es sei aber auch eine Aufforderung an die gesamte Gesellschaft, sich mehr mit der Afghanistan-Mission auseinanderzusetzen. „Ich verstehe es als Anregung zum Nachdenken und zum Einbeziehen der Bundeswehr in die Mitte der Gesellschaft“, sagte Schmidt.

Von den vier schwer verletzten Soldaten, die im Koblenzer Bundeswehrzentral- krankenhaus behandelt werden, sind zwei weiter auf dem Weg der Besserung. Die beiden anderen befinden sich immer noch auf der Intensivstation, wie der Presseoffizier des Sanitäts- führungskommandos, Hauptmann Michael Walbeck, auf Anfrage sagte. Ihr Zustand sei unverändert stabil.