Ex-Militärs der Bundeswehr fordern mehr Kampf- und Transporthubschrauber. Das Training für Gefechtssituationen sei unzureichend.

Berlin. Nach den blutigen Kämpfen von Kundus am Karfreitag ist die Debatte über Ausrüstung und Ausbildung der Bundeswehr in Afghanistan voll entbrannt. Ex-Militärs fordern unter anderem mehr Kampf- und Transporthubschrauber, Aufklärungsdrohnen und Artillerieunterstützung. Der scheidende Wehrbeauftragte Reinhold Robbe bemängelte am Dienstag, dass das Training für Gefechtssituationen unzureichend sei. Einhellig mahnten Politiker von Koalition und Opposition, die Situation nicht länger zu beschönigen und den Gefahren des Afghanistan-Einsatzes ins Auge zu sehen.

Der Zustand der vier schwer verwundeten Soldaten blieb am Dienstag stabil. Am Freitag findet eine Trauerfeier in Niedersachsen für die drei im Gefecht mit den radikalislamischen Taliban gefallenen Fallschirmjäger statt. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wird daran teilnehmen. Der CSU-Politiker hatte am Sonntag auf einer Pressekonferenz zugesagt, mögliche Konsequenzen aus dem blutigen Gefecht zu prüfen. Kritik an der Ausrüstung wies er allerdings zunächst einmal zurück. Vor allem Ex-Militärs halten das Material, mit dem die Bundeswehr in Afghanistan agiert, für unangemessen. Der frühere Planungschef im Verteidigungsministerium, Ulrich Weisser, sagte dem Onlineportal der „Bild“-Zeitung, es sei inakzeptabel, dass die Bundeswehr in Afghanistan nicht über einen einzigen Kampfhubschrauber verfüge. „Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden“, sagte Weisser.

Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte der „Leipziger Volkszeitung“ (Dienstag), er fordere bereits seit längerem Kampfhubschrauber. „Es wäre wünschenswert gewesen, wenn der Verteidigungsminister mit unseren Partnern eine Lösung gesucht hätte.“ Allerdings fügte er hinzu, dass sich die Situation in Kundus bald durch Unterstützung der USA verbessern könnte. „Wenn die Amerikaner ihr Kontingent in Kundus verstärken, gedacht sind bis zu

2000 Mann, dann bringen sie auch das entsprechende Gerät wie Kampfhubschrauber mit“, sagte er. Deutschland und Frankreich haben gemeinsam den Kampfhubschrauber vom Typ Tiger entwickelt, der allerdings wegen technischer Probleme von der Bundeswehr noch nicht eingesetzt wird. Bei den Gefechten am Freitag wurden auch zur Bergung der Toten und Verletzten US- Hubschrauber vom Typ Black Hawk eingesetzt, die von den Taliban massiv beschossen wurden.

Der Wehrbeauftragte Robbe hatte die Seedorfer Fallschirmjäger, die von den Taliban am Karfreitag eingekesselt wurden, bei ihrer Verabschiedung in den Afghanistan-Einsatz besucht. „Die Soldaten haben mich darauf hingewiesen, dass es Defizite bei der Ausbildung gibt“, sagte er der „Bild“-Zeitung (Dienstag). Sie hätten nicht ausreichend Fahrzeuge der Typen Dingo und Fennek zu Trainingszwecken gehabt. „Da werden beispielsweise Kraftfahrer in den Einsatz geschickt, die erst im Einsatzland richtig an den Fahrzeugen ausgebildet werden.“

Der Parlamentarische Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU) räumte ein, Politik und Öffentlichkeit hätten sich in den ersten Jahren des Einsatzes „etwas vorgemacht“. Es sei „beschönigt worden, dass es in Afghanistan gewalttätige bewaffnete Auseinandersetzungen mit Toten und Gefallenen gibt“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag). „Wir führen eine kriegerische Auseinandersetzung. Es geht nicht nur um Brunnen bohren.“ Zuvor hatte auch Verteidigungsminister Guttenberg gesagt, man könne in Afghanistan „umgangssprachlich“ von Krieg sprechen. Auch der SPD- Politiker Arnold mahnte zu mehr Realitätssinn. „Wir wissen, dass Soldaten getötet werden können. Alles andere wäre blauäugig“, sagte er.

Der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) forderte seinen Nachfolger Guttenberg auf, einen Rat ehemaliger Generalinspekteure der Bundeswehr einzuberufen. Erfahrene Ex-Militärs sollten mit einbezogen werden in die Diskussion um eine bessere Bewaffnung der Bundeswehr in Afghanistan, sagte Rühe der „Bild“- Zeitung (Dienstag).