Aus Rücksicht auf China hat US-Präsident Obama sein Treffen mit dem Dalai Lama sehr diskret gestaltet. Peking geht dennoch auf die Barrikaden.

Peking. Das Treffen von US-Präsident Barack Obama mit dem Dalai Lama hat die Spannungen in den Beziehungen zwischen Washington und Peking deutlich verschärft. Das chinesische Außenministerium bestellte den US-Botschafter in Peking ein. Vize-Außenminister Cui Tiankai habe im Gespräch mit dem US-Botschafter in Peking, Jon Huntsman, förmlich Protest gegen Obamas Treffen mit dem Dalai Lama eingelegt, berichtete Xinhua. Außenamtssprecher Ma Zhaoxu hielt den USA vor, das Treffen habe die in den internationalen Beziehungen geltenden Normen „grob verletzt“. Washington müsse etwas gegen die „schädliche Wirkung“ des Treffens tun und „aufhören, anti-chinesische separatistische Kräfte zu dulden und zu unterstützen“.

In einer weiteren Erklärung warf das chinesische Außenministerium der US-Regierung „eine schwerwiegende Einmischung in die inneren chinesischen Angelegenheiten“ vor. Damit habe Obama „das Gefühl des chinesischen Volkes verletzt“ und den beiderseitigen Beziehungen „ernsthaft geschadet“.

Trotz vorheriger Warnungen Chinas hatte Obama den Dalai Lama am Donnerstag im Weißen Haus empfangen. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton traf mit dem Dalai Lama zusammen. Als Zugeständnis an Peking wurde Obamas Treffen sehr diskret gestaltet. Kameras waren bei der Unterredung entgegen sonstiger Gepflogenheiten im Weißen Haus nicht zugelassen. Das Treffen fand zudem nicht in Obamas Amtsbüro, dem Oval Office, statt, sondern im benachbarten „Map Room“ (Kartenraum). Nach dem 45-minütigen Treffen trat der Dalai Lama vor dem Weißen Haus vor Journalisten auf. Er sei „sehr glücklich“, dass Obama „seine Unterstützung zugesagt“ habe.

Später veröffentlichte das Weiße Haus ein Foto von dem Treffen sowie eine Erklärung. Der US-Präsident habe dem Dalai Lama bei dem Treffen „seine nachhaltige Unterstützung beim Erhalt von Tibets einzigartiger religiöser, kultureller und sprachlicher Identität“ zugesagt, hieß es darin. Obamas Unterstützung gelte insbesondere auch „dem Schutz der Menschenrechte für Tibeter in der Volksrepublik China“. Der Präsident habe zudem das „Engagement des Dalai Lama für Gewaltlosigkeit und Dialog“ gewürdigt.

Seit 1991 war jeder US-Präsident mit dem Dalai Lama zusammengetroffen. Vergangenes Jahr hatte Obama die Gelegenheit, das geistliche Oberhaupt der Tibeter zu treffen, allerdings nicht genutzt, um die Beziehungen zu China nicht zu belasten. China wirft dem im Exil lebenden Dalai Lama vor, auf eine Abspaltung Tibets von China hinzuarbeiten. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter versichert hingegen, dass es Pekings Herrschaft über Tibet anerkenne, aber mehr Rechte für sein Volk fordere.

Die Beziehungen zwischen China und den USA sind schon seit Wochen belastet, weil die USA einen Waffenverkauf im Umfang von 6,4 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) an Taiwan planen. Peking sieht die Insel als abtrünnige Provinz. Ungeachtet der Warnungen aus Peking vor Konsequenzen traf wenige Stunden vor der Begegnung des Dalai Lama mit Obama der US-Flugzeugträger USS Nimitz planmäßig zu einem Besuch in Hongkong ein.