In Taiwan geht bereits die Angst um. Das Pentagon beklagt, dass Chinas Geheimhaltung zu „Missverständnissen und Fehlkalkulationen“ führe.

Washington/Peking. China gefährdet nach Ansicht der Vereinigten Staaten mit einer schleichenden Aufrüstung seiner Streitkräfte den Frieden. Die chinesische Geheimhaltung um den Ausbau seiner Arsenale löse Unsicherheit aus und vergrößere „das Potenzial von Missverständnissen und Fehlkalkulationen“, heißt es in einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums. Mit seiner Kritik reagierte das Pentagon darauf, dass China Gespräche mit Vertretern der amerikanischen Streitkräfte ausgesetzt hat.

Die chinesische Regierung verweigerte sich in diesem Jahr Kontakten mit hochrangigen Vertretern des Pentagons, darunter auch US-Verteidigungsminister Robert Gates persönlich. Gates war im Juni nach Asien gereist, verzichtete aber nach ablehnenden Signalen aus Peking auf einen Besuch in China. Auslöser der Verstimmung war ein Waffendeal zwischen den USA und Taiwan im Umfang von 6,4 Milliarden Dollar. Auch der Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs trug zu den Spannungen bei. China wies die Ergebnisse einer Untersuchung zurück, wonach Nordkorea das Schiff mit einem Torpedo versenkte.

Nach Erkenntnissen des US-Verteidigungsministeriums setzt China die Aufrüstung der vergangenen Jahre fort. Dem Bericht zufolge verfügt die Volksrepublik mittlerweile über bis zu 1150 Kurzstreckenraketen und ist dabei, ihr Arsenal um Mittelstreckenraketen zu erweitern. Zudem würden Artilleriegeschütze entwickelt, mit deren Hilfe Taiwan vom Festland aus beschossen werden könnte, heißt es in dem Pentagon-Bericht. China modernisiere überdies sein Atomwaffenarsenal und baue seine U-Boot-Flotte aus.

Das taiwanische Verteidigungsministerium forderte als Reaktion auf den Bericht die USA auf, dem Land weitere Waffen zu verkaufen. Ein Ministeriumssprecher nannte Kampfjets vom Typ F-16 sowie U-Boote, die benötigt würden. Das amerikanische Gesetz schreibt der Regierung in Washington vor, Taiwan bei der Verteidigung gegen einen möglichen chinesischen Einmarsch zu unterstützen.