Hamburg. Was lesen? Abendblatt-Redakteur Thomas Andre und Literaturhaus-Chef Rainer Moritz über aktuelle Bestseller, die es in sich haben.

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Ein Rachekiller, der die Autoren von Regionalkrimis dahinmeuchelt und das auf stets originelle Art und Weise. Zwei Ermittler, von denen einer den reichlich bescheuerten Namen Gerold Gerold trägt. Ein Krimi-King namens Waldemar König, der vergeblich um Polizeischutz bettelt. Und ein Cameo-Auftritt des Schriftstellers Frank Schulz, der sich bei wilden Abenteurern in Griechenland und Albanien mehr als nur ein Veilchen holt: Das sind die Ingredienzen vonGerhard Henschels Krimi-Satire „Soko Heidefieber“. Wie Rainer Moritz und Thomas Andre diesen finden? Ist nachzuhören in der neuen Folge von Next Book Please.

Dort erörtern die beiden Testleser auch die Qualität von Elizabeth Gilberts „City of Girls“, von Richard Russos „Jenseits der Erwartungen“ und von Mary MacLanes „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“. Letzteres wurde nach knapp 80 Jahren nun erstmals (von Ann Cotten) ins Deutsche übersetzt und ist eine kleine literarische Sensation – selbst gemessen an heutigen Lesemaßstäben.

Drei alte Männer und ein tiefsitzender Verlust

Das liegt daran, dass Mary MacLane, die bei Erscheinen dieses in höchstem Maße stilisierten Tagebuchs knapp über 20 war, eine bestechende Prosa hervorbringt – Beschreibungsfuror trifft auf persönlichen und nur zu gut selbst erkannten Größenwahn.

Diese literarische Entdeckung kommt bei den Kritikern ziemlich gut weg. Das gilt nicht uneingeschränkt bei Richard Russos neuem Roman, der von drei alten Männern und einem tiefsitzenden Verlust handelt: Mehr als viereinhalb Jahrzehnte nach dem Verschwinden einer gemeinsamen Freundin treffen sie sich auf Martha’s Vineyard wieder, um dieses Verschwinden endlich aufzuklären. Das ist zumindest ihr unbewusster Antrieb. Aus diesem macht Russo, der für seinen Roman „Empire Falls“ den Pulitzerpreis erhielt, einen Mysterythriller.

"Eat, Pray, Love": Elizabeth Gilbert hat was Neues im Angebot

Auch die Bestsellerautorin Elizabeth Gilbert („Eat Pray Love“) erzählt in ihrem zu einem Großteil im New York der 1940er-Jahre spielenden Roman „City of Girls“ ziemlich hemmungslos. Es geht um die Show- und Glamourwelt, vor allem aber um ein unorthodoxes Frauenleben. Ein schneidiger Unterhaltungsroman, der das sehr unterschiedliche Buch-Quartett dieser Folge gut abrundet.