Das katholische Kirchenoberhaupt verweist den umstrittenen Bischof vorerst aus seiner Diözese. Die Limburger Geschäfte übernimmt Generalvikar Wolfgang Rösch. Kirchenrechtler: „Papst ist de facto Bischof von Limburg.“

Rom/Münster/Limburg.WA Im Skandal um die hohen Bau- und Renovierungskosten für die neue Bischofsresidenz in Limburg hat Papst Franziskus den deutschen Geistlichen Franz-Peter Tebartz-van Elst vorübergehend aus seiner Diözese verwiesen.

Ob der umstrittene Bischof das Bistum Limburg dauerhaft verlassen wird, teilte der Vatikan am Mittwoch nicht mit. Während der Abwesenheit von Tebartz-van Elst werde sich der neu ernannte Generalvikar, Monsignore Wolfgang Rösch, um die Verwaltung kümmern, hieß es.

Die Situation in Limburg habe sich so entwickelt, dass Tebartz-van Elst „sein Bischofsamt nicht mehr länger ausüben“ könne, teilte der Vatikan mit. Der Bekanntgabe vom Mittwoch ging ein Treffen zwischen Tebartz-van Elst und Papst Franziskus am Montag voraus.

Zudem hatte sich der Papst auch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, über die Limburger Affäre ausgetauscht.

Der Bischof steht vor allem wegen seiner Amtsführung und der mindestens 31 Millionen Euro teuren Residenz auf dem Limburger Domberg in der Kritik. Die Affäre um die Kosten für Umbau- und Renovierungsmaßnahmen hat international für Aufsehen gesorgt. Tebartz-van Elst hatte die Renovierung verteidigt.

Außerdem droht dem 53-Jährigen neben einem Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien weiterer Ärger mit der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft derzeit, ob sie nach Untreue-Anzeigen gegen den Oberhirten ein Ermittlungsverfahren einleiten wird.

Schon seit langem brodelt es im Bistum Limburg. Bereits im März 2012 warf ein Kreis von Priestern Tebartz-van Elst einen autoritären Führungsstil vor. Im Sommer dieses Jahres reichte es dann auch der Basis: Mehr als 4000 Menschen unterzeichneten einen offenen Brief gegen die Amtsführung des Bischofs. Im Bistum Limburg, das sich auf Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz erstreckt, leben etwa 650.000 Katholiken.

Der vorübergehende Stellvertreter des Bischofs in Limburg, der Wiesbadener Stadtdekan Rösch, gilt als Vertrauter von Tebartz-van Elst. Der 54 Jahre alte Theologe war bereits zuvor zum 1. Januar 2014 zum neuen Generalvikar ernannt worden. Ein Generalvikar ist der Vertreter des Diözesanbischofs im Bereich der allgemeinen Verwaltung.

Kirchenrechtler Schüller: „Papst ist de facto Bischof von Limburg“

Nach der Entscheidung des Papstes hält der Kirchenrechtler Thomas Schüller eine Rückkehr von Tebartz-van Elst ins Bistum für ausgeschlossen. Auch im Bulletin des Vatikans werde von einer möglichen Rückkehr des angeschlagenen Kirchenmannes nichts erwähnt, sagte er am Mittwoch.

„Der Papst hat die Zügel in die Hand genommen. De Facto ist er jetzt Bischof von Limburg.“ Die vorübergehende Suspendierung des Bischofs sei „systemkonform“, sagte Schüller.

Der Papst warte nun ab, bis die Unterlagen zum kostspieligen Bau des Bischofssitzes untersucht worden seien und Fakten vorlägen. „Hätte er den Bischof direkt zum Amtsverzicht gezwungen oder des Amtes enthoben, wäre das einer Vorverurteilung gleichgekommen“, sagte Schüller.

Wichtig sei vor allem, dass mit der vorgezogenen Amtsübernahme Röschs als Generalvikar und Stellvertreter des Bischofs der bisherige Generalvikar Franz-Josef Kaspar „weg ist und nichts mehr vertuschen kann“, sagte Schüller. Kaspar sei neben Tebartz-van Elst der Hauptverantwortliche für den Finanzskandal in Limburg.

Deutsche Bischöfe begrüßen Vatikan-Entscheidung zu Limburg

Die Vatikan-Entscheidung zum Bistum Limburg schafft aus Sicht der deutschen Bischöfe eine neue Gesprächsbasis. Es werde „ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Mittwoch in Bonn. „Mein Dank gilt allen Beteiligten, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten und auch weiterhin um eine Perspektive für die Zukunft bemühen und den Dialog suchen.“

Der Limburger Bischof steht unter anderem wegen der stark gestiegenen Baukosten seines Bischofssitzes auf dem Limburger Domberg von 31 Millionen Euro in der Kritik. Außerdem droht ihm ein Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen.

Zollitsch kündigte an, die von ihm eingesetzte Prüfungskommission werde nun ihre Arbeit „zügig und sorgfältig“ fortsetzen, „um die Kosten, die Finanzierung und die Entscheidungswege rund um die Bauprojekte auf dem Limburger Domberg zu klären“.