Hamburg.

Eines Tages werden Historiker vielleicht einmal untersuchen, wann genau die deutsche Gesellschaft sich zu spalten und die Risse im Bauwerk Europa zu wachsen begannen. Dann dürfte man rasch in den Septembertagen des Jahres 2015 landen.

Über Monate hatte sich vor fünf Jahren – unter dem Radar von Medien und Politik – das Problem zugespitzt. Mit dem Syrien-Krieg, der Taliban-Offensive und dem Vorrücken des Islamischen Staats mussten viele Menschen ihre Heimatländer verlassen; katastrophale Versorgungsengpässe in den Flüchtlingslagern zwangen sie dazu, weiterzuziehen – nach Europa, den Hort der Stabilität und des Wohlstands. Tausende Flüchtlinge strandeten Anfang September in Budapest. Und die Kanzlerin entschied in Absprache mit Ungarn und Österreich, diese Menschen ohne Grenzkontrollen einreisen zu lassen. Es war eine Entscheidung des Herzens.